Tönisvorst Der Versuchsballon ist bestens gestartet

Tönisvorst · Ausverkauft war die evangelische Christuskirche St. Tönis beim "Weihnachtsschmaus". Dahinter verbarg sich eine musikalische Lesung mit Schauspielerin Nina Hoger und Harfenistin Ulla van Daelen.

 Eine gelungene Premiere für die neue Kulturreihe: Schauspielerin Nina Hoger und Harfenistin Ulla van Daelen lasen und spielten beim "Weihnachtsschmaus" in der evangelischen Christuskirche.

Eine gelungene Premiere für die neue Kulturreihe: Schauspielerin Nina Hoger und Harfenistin Ulla van Daelen lasen und spielten beim "Weihnachtsschmaus" in der evangelischen Christuskirche.

Foto: WOLFGANG KAISER

Eilig werden noch ein paar Stühle geholt. Alle 160 Karten sind verkauft und für die Ehrenamtler, die in der Pause Wein und Saft ausschenken, ist kein Platz mehr frei in der evangelischen Christuskirche an der Hülser Straße. Mit Hilfe der zusätzlichen Stühle aber können auch sie den "Weihnachtsschmaus", eine musikalische Lesung mit Nina Hoger und Ulla van Daelen, bequem genießen.

Zum ersten Mal hat die Krefelder Agentur von Joachim Watzlawik und Ulla Schneider-Watzlawik in Zusammenarbeit mit der St. Töniser Kirchengemeinde einen kulturellen Abend in der kleinen Kirche, die dafür den perfekten Rahmen bietet, veranstaltet. Dass dieser "Probeballon", wie Watzlawik den Abend im Vorfeld genannt hat, gleich ein so großer Erfolg wurde, freut die Agentur, die beiden sympathischen Künstlerinnen und natürlich die Gemeindemitglieder.

Im schwarzen Kleid und roter Stola über den Schultern sitzt Nina Hoger, bekannt aus zahlreichen Fernsehauftritten etwa im "Tatort", in der Filmreihe "Die Dienstagsfrauen" oder der Serie "Um Himmels Willen", im Altarraum. Neben ihr glänzt die Harfe von Ulla van Daelen im warmen Scheinwerferlicht. Die mehrfach ausgezeichnete Soloharfenistin, die 20 Jahre im WDR-Orchester gespielt hat, hat sich mit einem ganz eigenen Musikstil, den sie selber komponiert und arrangiert, einen Namen gemacht. Mit warmen, tiefen Tönen, die die Gedanken in die Ferne tragen, eröffnet Ulla van Daelen das Programm. Als die letzten Töne verklungen sind, setzt Nina Hoger sich eine kecke, runde Brille auf die Nase und trägt das Stück "Weihnacht" von Robert Walser vor. Zum Ende der Geschichte, die die Zuhörer auf einen Spaziergang durch eine winterliche Stadt mitnimmt, setzt van Daelen wieder mit der Harfe ein. Texte und Musik sind perfekt aufeinander abgestimmt, und die beiden Frauen, die bei den Proben Freundinnen geworden sind, ergänzen sich ebenfalls perfekt. Hoger weiß als Schauspielerin, die auch auf Theaterbühnen zu Hause ist, ihre Stimme einzusetzen. Die Betonung ist auf den Punkt, alle Gefühlslagen finden sich in der Stimme wieder. In dem Sinne ist es keine Lesung, die die 55-Jährige hält, es ist vielmehr ein kleines Schauspiel ohne Körpereinsatz.

Ulla van Daelen steht dem in nichts nach. Wer bisher dachte, eine Harfe sei ein monströses Zupfinstrument, das kleine Auftritte in großen Orchestern hat, der wird eines Besseren belehrt. Ulla van Dalen entlockt ihrer Harfe warme, tiefe Töne und fröhliche, helle Klänge. Die Harfenistin weiß ihr Instrument so vielseitig zu spielen, dass der Zuhörer mitunter das Gefühl hat, weitere Instrumente seien hinzugekommen. Zwischen Klassik, Jazz, Folk und Pop bewegt sich die musikalische Bandbreite der Kölnerin. So unterschiedlich wie die Musik sind auch die Texte, die Nina Hoger ausgesucht hat. Wird beim Gedicht "Weisheit auf Eseln" von Fred Endrikat noch geschmunzelt, lässt das Märchen von Hans Christian Andersen "Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern" die Zuhörer melancholisch werden. Auch von Heinrich Böll und Erich Kästner, Konstantin Wecker und Hanns Dieter Hüsch sind Texte dabei. Einen vielseitigeren "Weihnachtschmaus" kann es kaum geben. Die Besucher jedenfalls sind begeistert, als sie nach zweieinhalb Stunden die Christuskirche wieder verlassen.

Und auch Pfarrerin Daniela Büscher-Bruch ist zufrieden: "Ich hoffe, wir erleben noch viele Abende dieser Art in der Kirche." Die Agentur Watzlawick hat nichts dagegen. Sie möchte die Christuskirche und das neue Gemeindezentrum gerne als Veranstaltungsort in Tönisvorst etablieren.

(WS03)
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