Buch-Tipp der Stadtbibliothek Tönisvorst Carmen Alonso empfiehlt „Montaignes Katze“ von Nils Minkmar

Tönisvorst · Carmen Alonso ist die Leiterin der Tönisvorster Stadtbücherei an der Hochstraße in St. Tönis. In loser Folge gibt sie unseren Lesern Literaturtipps. Diesmal: „Montaignes Katze“ von Nils Minkmar, erschienen im Fischer-Verlag.

 Carmen Alonso ist Leiterin der Stadtbibliothek Tönisvorst. 
  RP-Foto: Marc Schütz

Carmen Alonso ist Leiterin der Stadtbibliothek Tönisvorst. RP-Foto: Marc Schütz

Foto: Marc Schütz

Nils Minkmar (Jahrgang 1966) ist ein bekannter deutscher Kulturredakteur und Historiker. Hier legt er seinen vielversprechenden ersten Roman vor: „Montaignes Katze“. Es ist ihm damit ein Sittengemälde der französischen Spätrenaissance gelungen, lebensprall und quer durch die unterschiedlichsten sozialen Schichten hindurch. Mittelpunkt der Handlung ist eine konspirative Reise Montaignes nach Paris, die er in den Wirren des Religionskrieges zwischen der katholischen Liga und den Hugenotten unternimmt; in einer hoffnungslosen politischen Lage, einem Klima der Gewalt und des religiösen Fanatismus soll er – Diplomat, Philosoph und Menschenkenner – vermitteln, im Dienst für das Königtum Frankeichs.

Fasziniert hat mich, neben der sich rasant entwickelnden und geschichtlich sehr fundierten Erzählung, wie der Autor raffiniert durch seine handelnden Figuren das philosophische Werk Montaignes, seine „Essais“, zitiert: Beginnend mit dem „Was weiß ich schon“ des Skeptikers aus der Nähe von Bordeaux, geht es stets um die Einsichten und Fragestellungen des berühmten Humanisten, Juristen und Philosophen. Damit schafft Minkmar eine gut verständliche Einstiegshilfe in Montaignes Vorstellungs- und Gedankenwelt, und das überaus elegant und amüsant-leicht; etwa in den Dialogen zwischen Montaigne und seiner Ehefrau Françoise, die ihren „Micheau“ selbstbewusst und eigenwillig oftmals an seinen Essais misst, ihn spöttisch an seine eigenen Worte erinnert und dem stets in Gedanken versunkenen Gatten durch die alltägliche Lebenswelt hilft.

Eigentlich lese ich nicht gerne historische Romane – meist zu dicke Wälzer, zu langatmig, zu alles –, aber dieses Buch hat einen ganz eigenen sinnlichen Charme und lädt ein, sich weiter mit dem literarischen Werk Montaignes zu befassen. Autor Nils Minkmar hat einen deutschen und einen französischen Pass, seine französischen Großeltern wohnten in Bordeaux, wo man dem Namen Montaigne auf Schritt und Tritt begegnet. Minkmar verreist nie, ohne einen Montaigne-Band dabei zu haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort