Tönisvorst "Billy" bringt die Mathe-Aufgaben

Tönisvorst · Einen Schulhund namens "Billy" gibt es seit ein paar Tagen an der Sekundarschule Tönisvorst. Lehrer Christian Rütten hat sich und seinen Hund für dieses Projekt ausbilden lassen. Die Kinder lieben das treue Tier.

 Mathematiklehrer Christian Rütten hat den Labrador-Schäferhund-Mischling Billy in die Schule mitgebracht. Mädchen aus der Klasse 5 a waren die ersten, die den neuen Schulhund begrüßen konnten.

Mathematiklehrer Christian Rütten hat den Labrador-Schäferhund-Mischling Billy in die Schule mitgebracht. Mädchen aus der Klasse 5 a waren die ersten, die den neuen Schulhund begrüßen konnten.

Foto: WOLFGANG KAISER

Wenn der schwarze Labrador-Schäferhund-Mischling "Billy" die Matheaufgaben bringt, kann kein Kind widerstehen. "Die Kinder kommen dann viel lieber zur Tafel und rechnen die Aufgabe, als wenn ich sie nach vorne bitte", sagt Christian Rütten, Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften an der Sekundarschule Tönisvorst. Seine Klasse, die 5a, ist die erste, die den neuen Schulhund begrüßen darf.

Im Unterricht läuft "Billy" mal zwischen den Stuhlreihen zu den Kindern, mal legt er sich vorne hin und scheint den Worten des Lehrers aufmerksam zu lauschen - ein Vorbild für die Kinder. "Die Schüler sind entspannter und aufmerksamer, wenn Billy dabei ist", hat Rütten beobachtet. Für Sina, Torben, Laura und die anderen der 5a steht fest, dass sie jetzt noch lieber zur Schule gehen. Auf die Frage, ob der Hund denn nicht vom Lernen abhalte, antwortet Sina mit einem klaren Nein. "Wir passen trotzdem gut auf", sagt die Zehnjährige.

Und die Regeln, die es zu befolgen gilt, kennen die Kinder auch schon: "Wir müssen die Rucksäcke schließen und den Mülleimer hochstellen", sagt Laura. Sonst könne es passieren, dass "Billy" ein Pausenbrot aus der Tasche stibitzt oder im Mülleimer einen ausgespuckten Kaugummi erhascht. Auch wissen die Kinder, dass sie nicht zu laut sein dürfen, weil ihr neuer Klassenkamerad ein empfindliches Gehör hat.

Bevor der zweieinhalbjährige "Billy" mit in die Schule durfte, musste er einige Prüfungen ablegen. "Als wir ihn vor eineinhalb Jahren aus dem Tierheim geholt haben, wollten wir sowieso die Begleithundeprüfung ablegen", erzählt Rütten, der der Meinung ist, ein Hund dieser Größe müsse gehorchen. Bei dieser Schulung stellte sich heraus, dass "Billy" tiefenentspannt, stressresistent und kinderlieb ist. "Mir kam dann schnell die Idee, den Hund mit in die Schule zu nehmen, zumal ich von den Schulhunden in der Schweiz und Österreich gehört hatte", erzählt der Lehrer.

Bis es soweit war, verging aber noch ein ganzes Jahr, denn zunächst musste sich eine Institution finden, die "Billy" zum Schulhund und seinen Halter zum Schulhundeführer ausbildet. "In Aachen sind wir fündig geworden", erzählt Rütten. 60 Stunden umfasste die Schulung, bei der "Billy" lernte, den Lärm, der manchmal in einer Schule herrscht, auszuhalten, sich von allen Seiten und vielen streichelnden Händen bedrängen zu lassen und ähnliches. Und Christian Rütten lernt, die Körpersprache des Hundes zu verstehen. "Wenn er zum Beispiel die Ohren anlegt, dann weiß ich, es wird ihm langsam zu viel." Für diesen Fall hat "Billy" ein Körbchen im Büro der stellvertretenden Schulleiterin Annette Stephan. Auf lange Sicht können auch andere Lehrer ihren Unterricht mit "Billy" bereichern. "Ich könnte mir vorstellen, dass er im Sportunterricht die Kinder zum Laufen ermuntert oder im Bio-Unterricht als lebendiges Anschauungsobjekt dienen kann", sagt Rütten. "Billy" selbst nimmt es gelassen und trägt seine "Uniform", ein Hundegeschirr mit der Aufschrift "Schulhund", mit Stolz und wedelndem Schwanz.

(WS03)
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