Stadtkulturbund Tönisvorst „Vorsichtig sein, aber trotzdem leben“

Tönisvorst · Nach der Corona-bedingten Zwangspause startete der Stadtkulturbund seine neue Spielzeit mit einem Auftritt von Kabarettist Bernd Stelter.

 Es war die erste Veranstaltung des Stadtkulturbunds Tönisvorst seit dem Corona-Lockdown: Bernd Stelter präsentierte im Forum Corneliusfeld sein Programm „Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende!“.

Es war die erste Veranstaltung des Stadtkulturbunds Tönisvorst seit dem Corona-Lockdown: Bernd Stelter präsentierte im Forum Corneliusfeld sein Programm „Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende!“.

Foto: Norbert Prümen

Start nach einem halben Jahr Zwangspause – das war Anlass genug für Thomas Nellen, Vorsitzender des Stadtkulturbunds Tönisvorst, zunächst selbst zum Mikrofon zu greifen. „Dies ist eine ungewöhnliche Veranstaltung. Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl“, begrüßt er das Publikum im Forum Corneliusfeld. Denn diesmal ist alles ein wenig anders als sonst.

Dem städtischen Hygienekonzept folgend dürfen statt 550 nur 250 Personen ins Forum. Zwei Personen sitzen nebeneinander, dazwischen bleibt immer ein Stuhl leer. Die Pause ist abgesagt. Während der Veranstaltung bleiben alle Türen offen, um einen besseren Luftaustausch herzustellen. Dies alles wird aber blitzschnell zur Nebensache, als der Künstler Bernd Stelter die Bühne betritt.

Ganz in Schwarz gekleidet, mit knallroten Turnschuhen, steht er am vorderen Bühnenrand. Gut gebräunt und erholt wirkt er. Man merkt ihm an, dass er sich ehrlich freut, wieder aufzutreten. Er plaudert zunächst mit dem Publikum. „Wir sollten vorsichtig sein, aber leben müssen wir trotzdem“, sagt er unter Applaus, um dann in sein aktuelles Soloprogramm „Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende!“ einzusteigen.

Er zitiert den Radiomoderator, der am Montagmorgen bereits das baldige Wochenende ankündigt. Verrückt, in seinen Worten „total bekloppt“, sei das. Sein Thema ist die Zeit, die sinnvolle Nutzung der Zeit, das Glücklichsein in der eigenen Zeit.

Bernd Stelter feierte im vergangenen Jahr sein 30-jähriges Bühnenjubiläum, im nächsten Jahr wird er 60. Also ist Zeit ein Thema, das ihn auch persönlich beschäftigt. „60 ist gut“, sagt er mit Überzeugung, „die Anzahl derer, die einem am verlängerten Rücken vorbeigehen, steigt auf beschwingte Art und Weise“.

Er untersucht, warum die Skandinavier im internationalen Glückranking so viel weiter vorne liegen, als das „reiche, schöne und friedliche“ Deutschland. Der Versuch, das dänische „Hyggelig“, sprich gemütliche Beisammensein bei Tee, Zimtschnecken und Kerzen mit Familie und Freunden nachzuahmen, scheitert jedenfalls deutlich: „Es war so still, dass man das Knistern der Kerzen hören konnte.“ Und für den Begriff der finnischen Glücksweltmeister „Sich alleine zu Hause in Unterhosen besaufen“ gibt es schon gar keine deutsche Übersetzung mehr.

Bernd Stelter ist ein Mensch, den man gerne sprechen hört. Und genauso gern lauscht man seinem Gesang. Denn beides beherrscht er vorzüglich. Auf der Bühne warten Gitarren und ein schwarzer Flügel auf ihn. Seine Lieder sind sanft, poetisch, nachdenklich und manchmal auch etwas melancholisch, etwa wenn er die Kunst des Loslassens besingt. Oder am Flügel die Werte unseres Grundgesetzes auf seine Weise ehrt.

Aber er kann auch anders, komödiantisch und urkomisch sein. Nicht umsonst ist er seit Jahrzehnten eine feste Größe im Kölner Karneval. Da verwandelt er sich mittels Filzhut und grüner Strickjacke flugs in einen Bauern aus dem Sauerland, mit passendem Akzent. Er erzählt vom Landleben, von der neuen gefügigen Freundin seines Nachbarn Heinz, namens „Alexa“ – die mit der schönen Stimme. Und vom Bingo-Abend der Landfrauen: „Die hatten sich nichts zu erzählen, weil alle dabei sind.“ Halloween hat sich im Dorf übrigens nicht durchsetzen können: „Du kannst einen Grünkohl nicht aushöhlen.“

Er widmet sich mit viel Humor dem eigenen Älterwerden und Figurproblemen in Form von „Vorwölbungen im Mittelteil meines Körperbaus“. Sein Rezept ist einfach – alles entfernen, was dick macht: Spiegel, Waage, Fotos. Als Traumschiffkapitän bringt er den Saal zum Kochen. In die Liebesgeschichte eines Passagiers streut er punktgenau Sequenzen deutschen Schlagerguts ein. Mit großem, rhythmischem Klatschen bedankt sich das Publikum. Es war endlich mal wieder ein heiterer, unbeschwerter Abend, der sich „normal“ angefühlt hat. „Ich bin ein Clown, und ich will gar nichts anderes sein“, singt Stelter zum Abschied.

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