St. Katharina Tadellos einstudiert, unaufgeregt umgesetzt

Willich · Die Regionalkantorin brachte in Willich vier der sechs Kantaten aus Bachs Weihnachtsoratorium zur Aufführung. Zur Zugabe schmetterten Trompeten.

 Regionalkantorin Friederike Braun brachte vier Kantaten aus Bachs Weihnachtsoratorium zur Aufführung.

Regionalkantorin Friederike Braun brachte vier Kantaten aus Bachs Weihnachtsoratorium zur Aufführung.

Foto: Norbert Prümen (nop)

In der Weihnachtszeit Bachs Weihnachtsoratorium zu hören, ist immer ein Erlebnis. Allerdings: Mit seinen sechs Kantaten ist es für nur ein Konzert zu lang. Da zwei Konzerte in der Regel nur schwer realisierbar sind, belässt man es normalerweise bei den drei ersten Kantaten. Da war es höchst verdienstvoll, dass Regionalkantorin Friederike Braun in Willich die Kantaten 4, 5 und 6 zur Aufführung brachte. Da noch etwas Zeit übrig blieb, nahm sie auch noch die erste dazu. Das war gut, denn in der stecken viele musikalische Knüller.

Schon zeitig waren alle Kirchenbänke der großen St.-Katharina-Kirche voll besetzt. Die Aufführung, das sei gleich vorweg gesagt, war ein großer Erfolg. Das lag zunächst einmal an der umwerfenden Komposition. Man merkte schnell, dass die Kantaten vier bis sechs zu Unrecht nicht häufiger aufgeführt werden. Sätze wie der Eingangschor zur fünften Kantate („Ehre sei dir Gott gesungen“) oder wie der Schlusschoral der sechsten („Nun seid ihr wohl gerochen“) haben es in sich. Chorsätze, vokale und instrumentale Solopartien stecken voller reizvoller musikalischer Einfälle und virtuoser Herausforderungen.

Braun beeindruckte nicht nur durch die tadellose Einstudierung und ihre unaufgeregte Gesamtleitung, sondern auch durch ihre überzeugende musikalische Konzeption. Während man früher oft zu viel Romantik und Sentimentalität in die Aufführungen brachte, neigen heute nicht wenige Dirigenten zu übertrieben schnellen Tempi. Das war erfreulicherweise hier nicht der Fall; die Tempi waren gut gewählt. Sie waren in den schnellen Sätzen schwungvoll, aber nicht gehetzt, in den langsamen getragen, aber weder geschleppt noch zu hastig.

In einer tadellosen Verfassung präsentierte sich der Chor. Vor allem bei den Chorälen kam dann mit dem Kinder- und dem Jugendchor auch noch der sängerische Nachwuchs hinzu. Die jungen Stimmen brachten zusätzliche Frische in den Klang.

Wie in dieser Jahreszeit leider zu befürchten, schlug der Erkältungsvirus auch bei den Gesangssolisten zu. Bassist Menno Koller verdient Anerkennung, dass er, obwohl zweifellos stimmlich nicht in Bestform, die Veranstalter nicht im Stich ließ. Für den erkrankten Tenor Scott Wellstead sprang Robert Reichinek ein und hinterließ einen vorzüglichen Eindruck. Das Orchester, die Camerata St. Katharina mit Konzertmeister Pascal Théry, beeindruckte sowohl durch homogenen Gesamtklang wie durch solistische Leistungen (Violinen, Oboe, Trompete).

Abschließend durften noch einmal die Trompeten schmettern – als Zugabe nach begeistertem Beifall mit dem Choral „Ach mein herzliebstes Jesulein“. Die Melodie ist natürlich besser bekannt als „Vom Himmel hoch, da komm’ ich her“.

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