Auftaktveranstaltung Bürgeridee: Ein Museum für Tönisvorst

Tönisvorst · Erschreckend gering ist das Interesse der Tönisvorster an der Zukunft ihrer Stadt: Zur Auftaktveranstaltung „Stadtentwicklungskonzept“ kamen lediglich 50 Besucher. Dabei sind die Ideen der Bürger gefragt.

 Bevor sich die Bürger in Arbeitsgruppen einbringen konnten, sprach Bürgermeister Thomas Goßen ein paar einführende Worte.

Bevor sich die Bürger in Arbeitsgruppen einbringen konnten, sprach Bürgermeister Thomas Goßen ein paar einführende Worte.

Foto: Norbert Prümen

Gut 200 Stühle hatte die Stadtverwaltung ins Forum Corneliusfeld stellen lassen, aber die meisten blieben leer. Nur wenige Bürger und einige Politiker fanden den Weg ins Forum, in das die Verwaltung und das externe Planungsbüro Post, Welters und Partner die Tönisvorster eingeladen hatten, um Ideen für die Zukunft der Stadt zu entwickeln. „Die Apfelstadt neu denken“ lautet die Überschrift des Konzepts, das die Entscheidungen in Politik und Verwaltung bis 2035 lenken soll.

Zu sieben Themenfeldern wie Mobilität und Verkehr, Demografie und Wohnen, Freiraum und Klimaschutz, Gewerbe und Wirtschaft oder soziale Infrastruktur gab es zunächst ein paar Infos. So erfuhren die Versammelten, dass Tönisvorst trotz Migration geschrumpft ist: Hatte die Stadt im Jahr 2000 noch 30.347 Einwohner, waren es 2018 nur noch 29.306, und fast jeder zweite davon ist älter als 50 Jahre. Dabei sind die Einpersonenhaushalte die häufigste Wohnform.

Im Vergleich zu anderen Städten der Region hat Tönisvorst in den vergangenen zehn Jahren aber die meisten Arbeitsplätze geschaffen, entsprechend niedrig ist der Anteil der Arbeitslosen. Nachteile sehen die Fachleute des Planungsbüros darin, dass die Stadt aufgrund der Wasserschutzverordnung nur sehr wenige Gewerbeflächen hat, keinen Bahnhof, kein durchgängiges Radwegenetz und besonders der Stadtteil Vorst schlecht an die Buslinien angeschlossen ist. „Außerdem sind nur vier Prozent des Stadtgebiets bewaldet, der NRW-Durchschnitt liegt bei 24,9 Prozent“, weiß Benedikt Reitz vom Planungsbüro.

Dann waren die Bürger gefragt. An sieben Stellwänden konnten sie zu den sieben Themenfeldern Ideen und Visionen entwerfen. Dabei kamen viele interessante Wünsche zu Tage: Ein Rodelhang auf einem Sandhügel, eine Pumptrack-Anlage für Jugendliche, die Fortführung der Straßenbahnlinie 41 bis Vorst, ein Museum im neuen Verwaltungsgebäude, das die Bodendenkmäler der Stadt dokumentiert, Wasserläufe in der St. Töniser Fußgängerzone und die touristische Aufbereitung und Vermarktung der Keltensiedlung in Vorst sind einige der Vorschläge.

„Man muss groß denken und Visionen entwickeln, die aus dem Rahmen fallen“, findet Lars Tutt, der die Idee des Museums einbrachte. Andere Ideen waren die Öffnung der ehemaligen Baggerseen am Graverdyk und Richtung Forstwald als Badeseen, ein Waldgebiet rund um den Wasserturm, mehr Straßenbäume, für die Bürger Patenschaften übernehmen, und die Aufforstung des ehemaligen Kasernengeländes im Forstwald.

Auch eine modernere Gastronomie in der St. Töniser Innenstadt, eine autofreie Vorster Innenstadt, Treffpunkte für Jugendliche, eine ökologische Siedlung, ein Mehrgenerationenhaus und einen Baumarkt wünschen sich die Tönisvorster. Mehr Schulraum und besser ausgebaute Radwege sowie ein Biosupermarkt standen ebenfalls auf der Liste. Und es gab aber auch viel Lob für Tönisvorst: So wurden unter anderem das großartige ehrenamtliche Engagement in den 120 Vereinen der Stadt gelobt, das Kulturangebot, die schönen Wohngebiete, die Parkanlagen, die Straßenbahn nach Krefeld, der St. Töniser Einzelhandel und die Vorster Gastronomie, die gute Kinderbetreuung, die vielen gepflegten Spielplätze und das ausgezeichnete Gymnasium.

Die nächste Aktion zum Stadtentwicklungskonzept mit Bürgerbeteiligung sind die Stadtspaziergänge am Samstag, 16. November, 10 Uhr, ab Pfarrkirche St. Tönis (Kirchplatz) und zeitgleich ab Pfarrkirche Vorst (Markt). Jeder kann teilnehmen, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Im Frühjahr 2020 soll es außerdem eine Vertiefungswerkstatt geben, bei der Bürger in Arbeitsgruppen zu einem Themenschwerpunkt Ideen aufarbeiten. Auch die Jugendlichen sollen im nächsten Jahr über die Kooperation mit den beiden weiterführenden Schulen nach ihren Wünschen und Anregungen gefragt werden. Schließlich sind sie es, die 2035 in der Stadt leben, die die Bürger jetzt formen können, wenn sie denn die Chance ergreifen.

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