Starke Frauen...in Tönisvorst Spannende Monate auf dem Traumschiff

St. Tönis · Mit 26 Jahren hat Andrea Hermes das Blumengeschäft ihrer Eltern in der St. Töniser Fußgängerzone übernommen.

 Andrea Hermes auf Blumentour im Piaggio Classic 400.

Andrea Hermes auf Blumentour im Piaggio Classic 400.

Foto: Wolfgang Kaiser

Andrea Hermes liebt ihren Beruf. „Wir sind immer von Schönem umgeben“, sagt die Floristenmeisterin, die schon als Kind Blumen in allen Formen und Farben geliebt hat. Gleichzeitig warnt sie ihre Auszubildenden aber davor, mit allzu viel Romantik an den Beruf heranzugehen. „Floristik heißt nicht nur Herzen für Hochzeiten zu stecken und Kränze zu binden“, weiß Andrea Hermes, die mit ihren 38 Jahren schon auf eine beachtliche berufliche Karriere und viel Erfahrung zurückblickt.

Gleich nach der Realschule hat die St. Töniserin die Ausbildung zur Floristin begonnen. Der Beruf ist ihr in die Wiege gelegt worden. Ihre Urgroßmutter Angela Hermes hatte 1932 das Ladenlokal an der Hochstraße 19 eröffnet. Flieder, Orchideen und Rosen, die ihr Mann in der familieneigenen Gärtnerei anbaute, wurden dort verkauft. Von Angela und Johann Hermes gingen Geschäft und Gärtnerei an die Kinder über. „Die Töchter führten den Laden, die Söhne die Gärtnerei“, erzählt Andrea Hermes. Die Gärtnerei wurde in den 60er Jahren aufgegeben, der Blumenladen blieb und verdoppelte seine Fläche.

Aus dem einst kleinen Lädchen machten Johannes und Antonie Hermes, die Eltern der jetzigen Geschäftsführerin, ein Ladenlokal mit großen Schaufenstern, einer einladenden Verkaufsfläche und Lagerräumen. Andrea Hermes war währenddessen in der Floristikausbildung in Hüls und auf der „Walz“, wie die Lehr- und Wanderjahre der Handwerker heißen. „Zuerst war ich in Paderborn, weil es da einen interessanten Betrieb gab. In Schiefbahn habe ich während der Meisterschule im Blumenfachgeschäft gearbeitet, dann war ich mal in Zürich und Zermatt und vier Monate auf dem ‚Traumschiff‘, der MS Deutschland“, zählt die St. Töniserin ihre beruflichen Stationen auf.

Besonders die vier Monate auf dem Schiff seien spannend gewesen. „Wann hat man schon mal die Möglichkeit, auf dem Wochenmarkt von Madeira die Blumen der Saison zu kaufen, um damit Tische und Kabinen zu schmücken?“ Aber letztlich sei sie ein „Heimatkind“. Und so kam die junge Frau zurück nach St. Tönis und übernahm 2007, mit erst 26 Jahren, das Geschäft der Eltern in der Fußgängerzone. Mit der Führungsrolle habe sie nie Probleme gehabt. „In den ersten Jahren hat schon mal ein Kunde nach dem Chef gefragt, weil ich noch so jung war, aber das legte sich schnell.“

Mittlerweile ist Andrea Hermes 38 Jahre alt, verheiratet und dreifache Mutter. Das Geschäft und die Familie unter einen Hut zu bekommen, sei nicht immer einfach: „Das geht nur mit einem sehr guten sozialen Netzwerk.“ Tatsächlich besteht ihre Aufgabe nämlich nicht nur darin, den Laden zu öffnen und die Kunden zu bedienen. Andrea Hermes ist auf Märkten, Auktionen und Fachmessen unterwegs, besucht Floristen-Tagungen und Fortbildungen. Sie gestaltet die Schaufenster ihres Geschäfts selber, bietet Abendkurse etwa zum Kränze flechten an und engagiert sich im Vorstandsteam der St. Töniser Händlergemeinschaft.

„Mir ist es wichtig, mit dafür Sorge zu tragen, dass die Innenstadt lebendig bleibt“, sagt die 38-Jährige. Schon aus wirtschaftlichen Gründen sei sie daran interessiert, aber: „Es macht auch einfach Spaß.“ Und wenn die Geschäftsfrau doch mal frei hat, arbeitet sie gerne im eigenen Garten oder reist mit der Familie an die Nordsee.

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