Gesundheitsversorgung in Tönisvorst Hausärzte stehen vor einem Generationswechsel

Tönisvorst · In Tönisvorst ist aktuell keine Hausarztstelle vakant. Doch das kann sich schnell ändern. Denn über 50 Prozent der Hausärzte sind über 60 Jahre alt.

 Über 50 Prozent der Hausärzte sind älter als 60 Jahre (Symbolbild).

Über 50 Prozent der Hausärzte sind älter als 60 Jahre (Symbolbild).

Foto: dpa/Stephan Jansen

Die CDU-Fraktion hatte mit ihrem Antrag das Thema „Hausärztliche Versorgung“ auf die Tagesordnung des Gesundheitsausschusses gebracht. Marie-Christin Dieser von der Geschäftsstelle „Kommunale Gesundheitskonferenz“ beim Kreis Viersen und Ärztescout Laura Otten informierten über die aktuelle Lage und über Maßnahmen zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung.

„Im gesamten Kreisgebiet gibt es derzeit Bedarf an insgesamt 2,5 Hausarztstellen“, erklärte Dieser. Sie gab aber zu verstehen, dass ständig Änderungen eintreten könnten. Im Stadtgebiet von Tönisvorst ist aktuell keine Hausarztstelle vakant. Dass sich das aber sehr schnell ändern kann, machte eine Grafik deutlich: Auch im Vergleich mit den anderen Kommunen im Kreis Viersen ist der Anteil der Hausärzte, die über 60 Jahre alt sind, besonders hoch, er liegt bei über 50 Prozent. Hier kündigt sich ein Generationswechsel an. Unter diesem Aspekt macht die Einstellung von Laura Otten Sinn – sie arbeitet seit dem 1. Oktober als Ärztescout. Eine ihrer Aufgaben wird es sein, Ärzte bei der Suche nach einem Praxisnachfolger zu unterstützen. Es gebe Strukturfonds in versorgungsschwachen Gebieten.

Die beiden Vertreterinnen des Kreises machten deutlich, dass das Problem „Drohender Hausarztmangel“ erkannt wurde. So soll es Anreize für Medizinstudenten geben, die bereit sind, nach dem Studium als Hausarzt auf dem Lande zu arbeiten. „Weitere flankierende Dinge sind möglich“, erklärte Marie-Christin Dieser. Und sie nannte auch mögliche Gründe für den Ärztemangel: „Die Zahl der Studienplätze muss ausgebaut werden.“ Außerdem seien 70 Prozent der Studienabsolventen Frauen, die keine eigene Praxis führen möchten, sondern Teil eines Teams werden wollen. Die Work-Life-Balance steht aber derzeit auch bei den männlichen Studenten hoch im Kurs. Der Arztberuf als Lebensaufgabe, das war einmal. Was erschwerend hinzukommt: Junge Mediziner bevorzugen den urbanen Raum.

Den Sicherstellungsauftrag bei der Hausarztversorgung ist Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung. Die legt auch die Zahl der Hausarztstellen fest. Fast schon ein wenig erstaunlich: Die Ergebnisse einer Umfrage in Tönisvorst, genauer gesagt in Bereichen, wo die nächste Hausarztpraxis zwei, drei Kilometer entfernt sind. Für 84 Prozent der Befragten, darunter viele Hochbetagte, ist der Weg zum Hausarzt kein größeres Problem. 73 Prozent der Senioren fahren mit dem Auto zum Arzt, ist dies nicht möglich, lässt man sich von Angehörigen oder Freunden fahren.

Nur neun Prozent der Menschen, die einen weiten Weg zu nächsten Arztpraxis haben, wünschen sich eine hausärztliche Versorgung in ihrer Nähe. Nur sieben Prozent, so ergab die Umfrage, nehmen den Bus oder das Fahrrad, um in ihre Praxis zu gelangen.

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