Tönisvorst ADFC: Radwege bleiben Holperpisten

Tönisvorst · Hartmut Genz von ADFC kritisiert den schlechten Zustand der Radwege entlang der Landstraßen in Tönisvorst. Den zuständigen Behörde Straßen NRW fehlt das Geld. Der Etat fließt weitgehend nach Mettmann - ein Ansatz für die Politik.

 So wie hier an der L 444 sehen die Radwege entlang der Landstraßen rund um Vorst und St. Tönis vielfach aus. Der Belag ist durch Wurzelwerk wellig und durch Frost aufgeplatzt. Vieles ist nur notdürftig oder gar nicht geflickt.

So wie hier an der L 444 sehen die Radwege entlang der Landstraßen rund um Vorst und St. Tönis vielfach aus. Der Belag ist durch Wurzelwerk wellig und durch Frost aufgeplatzt. Vieles ist nur notdürftig oder gar nicht geflickt.

Foto: HARTMUT GENZ

Die Fahrradsaison in diesem Jahr ist für die meisten gelaufen. Hartmut Genz, beim Allgemeinen Deutschen Fahhradclub Krefeld Kreis Viersen für Tönisvorst zuständig, zieht eine negative Bilanz: "Alle Radwege an Landstraßen um Tönisvorst herum sind in einem saumäig schlechten Zustand." Er führt seit langem eine Mängeldatenbank, in der er schadhafte Stellen, Überwucherungen und schlechte Ausschilderung in Text und Bild dokumentiert. Der Fahrradclub hat auch schon viele Appelle an die lokale Politik gestartet, doch außer Versprechungen hat sich nichts getan. Im Gegenteil: Wenn jetzt demnächst im Winter wieder Frost herrscht, werde sich der Zustand der Radwege weiter verschlechtern. Für den Unterhalt der Landstraßen ist das Land zutändig. Bei "Straßen NRW" ist die Lage bekannt, aber die Mittel reichen nicht aus, alles in Schuss zu halten. Landesweit stehen nach einer Anfrage im Landtag 2011 nur 2,8 Millionen Euro für 14 600 Kilometer Radwege in ganz NRW zur Verfügung.

Imke Halbauer, Abteilungsleiterin Betrieb und Verkehr bei der Regionalniederlassung Niederrhein von Straßen NRW in Viersen, betreut 2200 Straßenkilometer. Das Ministerium kenne die Lage, doch die Verkehrssicherheit stehe bei allen Maßnahmen an erster Stelle. Zu ihrem Zuständigkeitsbereich gehört auch der Kreis Mettmann. Da dort die Temperaturen im Winter extremer ausfielen als am Niederrhein, seien die Radwege dort noch schlechter als rund um Tönisvorst. Die Baupläne werden jährlich aufgestellt, und immer rutschte Tönisvorst nach hinten. Die Schadstellen seien, egal wo, nur sehr aufwendig zu reparieren. Meistens könnten die Straßenmeistereien die Stellen nur notdürftig mit Dolomit-Split flicken. Wenn alle Stricke rissen, bleibe nur noch der Ausweg, Warnschilder aufzustellen. Gefährlich wird im Herbst auch das herabgefallene Laub, das kaum geräumt wird. "Im Winter lässt die Schneeräumung zu wünschen übrig, manchmal wird sie gar nicht durchgeführt."

An einigen Stellen ist das Schild "Schadhafter Radweg" an den Landstraße bereits Dauerzustand. Bei einer Rundfahrt — mit dem Auto — hat Genz der RP die schlimmsten Stellen rund um Tönisvorst gezeigt. Treffpunkt war Schmitzheide an der L 361. Der kombinierte Rad- und Gehweg parallel zur Landstraße ist zwischen Vorst und dem Kempener Auenring kilometerlang in einem erheblich schlechten baulichen Zustand, kritisiert Genz. Seit Jahren werde der Radweg dort nicht mehr gewartet, sondern nur noch notdürftig repariert. Das Wurzelwerk von Bäumen bricht den Belag entweder auf oder sorgt für erhebliche Wellen in der Oberfläche. Wenn Wasser eindringt, bricht der Frost solche Stellen weiter auf. Auf der L 475 zwischen St. Tönis und Vorst ist der Radweg kilometerweit ungeteert. Wenn es nass und regnerisch ist, wird der Radfahrer entsprechend dreckig, im Winter bilden sich bei Frost und Tauwetter gefährliche Spurrillen von Reifen, die ins weiche Erdreich eingedrungen sind.

Die Beschilderung der Radwege seit 2012/13 komplett erneuert worden. Für Pendler sehr wichtig ist die Radabstellanlage am Wilhelmplatz in St. Tönis an der Endhaltestelle der Straßenbahn nach Krefeld. Ausdrücklich lobt der ADFC diese sehr gute und ausreichend große Anlage. Allerdings machten die Infotafeln zu den Radwegen einen verwahrlosten Eindruck. Die Infotafel der Radwege im Kreis Viersen ist schmutzig und nicht zu lesen. Unmöglich findet Genz dagegen die Situation am Bahnhof Krefeld-Forsthaus, den auch viele Pendler aus St. Tönis und Laschenhütte mit dem Fahrrad ansteuerten. Beim Umbau der Halte-station seien die Fahrräder schlichtweg vergessen worden. Es gibt keine Abstellmöglichkeiten. Entsprechend wild werden die Räder dann auch in den Grünstreifen und an der Fußgängerrampe zum Bahnhof abgestellt. Der ADFC hat mehrmals Gespräche geführt, die Zuständigkeit werde immer zwischen der Stadt Krefeld und der Bahn hin- und hergeschoben. "Fakt ist, es tut sich seit Jahren nichts. Sicherlich würden mehr Menschen mit dem Rad zu diesem Bahnhof fahren, wenn ihr Rad sicher abgestellt werden könnte." Wie es besser geht, führt fünf Kilometer weiter der Bahnhof von Anrath vor. Dort sind ausreichend abschließbare Fahrradboxen errichtet worden. Der ADFC hat dafür Achim Printzen vom Bauamt der Stadt Willich zum "Radler des Jahres 2012 im Kreis Viersen" gekürt.

(RP)
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