Tönisvorster Hilfswerk Action Medeor Sauerstoffkonzentratoren aus Vorst sollen Covid-Kranken in Indien helfen

Vorst · Die Corona-Lage in Indien ist weiter dramatisch. 2,6 Millionen Neuinfektionen wurden in der vergangenen Woche gezählt, 23.000 Menschen sind in dieser Zeit gestorben. Es gibt einen enormen Sauerstoff-Mangel.

 Vorstand Christoph Bonsmann mit Sauerstoffkonzentratoren.

Vorstand Christoph Bonsmann mit Sauerstoffkonzentratoren.

Foto: Action Medeor

Nachdem sich die Corona-Lage in Indien krisenhaft zugespitzt hat, bringt das Medikamentenhilfswerk Action Medeor mit Sitz an der St. Töniser Straße in Vorst nun Hilfsgüter auf den Weg. In einer ersten Lieferung werden 23 Sauerstoffkonzentratoren über deutsche Partner nach Indien gehen. Ein weiterer Großcontainer mit zusätzlichen 100 Sauerstoffkonzentratoren soll in den nächsten Tagen bestellt werden.

In Indien gerät das Gesundheitssystem an seine Grenzen. Intensivbetten werden knapp, nicht alle Patienten können ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Hier sollen die Sauerstoffkonzentratoren helfen. „Die Geräte saugen die Umgebungsluft ein und reichern den darin enthaltenen Sauerstoff auf etwa 96 Prozent an“, erläutert der Vorstandssprecher von Action Medeor, Sid Peruvemba.

Das Verfahren ersetze zwar keine maschinelle Beatmung, „aber für Covid-19-Patienten mit mittelschweren Verläufen kann es lebensrettend sein“, sagt Peruvemba. Wichtig sei außerdem, dass keine weiteren Ressourcen gebraucht würden: Weil der Sauerstoff der Umgebungsluft entnommen werde, brauche es keine Gasflaschen, die regelmäßig getauscht und neu beschafft werden müssten, ein Stromanschluss genüge.

Im ganzen Land herrscht eine gravierende Knappheit an Sauerstoff. Ursache sind einmal die geringe Produktionskapazität: Normalerweise verbrauchen die Kliniken etwa 900 Tonnen Sauerstoff pro Tag, in den jetzigen Zeiten benötigen sie die achtfache Menge, also rund 7200 Tonnen täglich. Dazu kommt die fehlende Infrastruktur. Denn flüssiger Sauerstoff muss bei niedrigen Temperaturen gekühlt und in speziellen Tanks transportiert werden. Doch davon gibt es nicht genügend.

Der Mangel hat den Preis auf dem Schwarzmarkt in astronomische Höhen getrieben. Wo die Flaschen normalerweise zwischen acht bis elf Euro kosten, werden sie sie momentan für bis zu 300 Euro verkauft.

„Die Geräte, die jetzt sofort geliefert werden, hatten wir in Deutschland noch am Lager“, erläutert Peruvemba. Die zusätzlichen 100 Geräte sollen schnellstmöglich beschafft werden. „Allerdings steigen gerade die Preise und auch die Lieferzeiten für Sauerstoffkonzentratoren stark an“, sagt Peruvemba, „wir tun, was wir können.“

Action Medeor ist in Kontakt mit Gesundheitsstationen im Süden Indiens, mit denen das Hilfswerk seit Jahren zusammenarbeitet. Dort werden zur Zeit deutlich mehr Patienten versorgt als üblich und Krankenstationen eilig zu Covid-Stationen umgebaut. Auch hier droht der Sauerstoff knapp zu werden, und Action Medeor prüft, wie kurzfristig geholfen werden kann.

(RP)
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