Medikamentenhilfswerk aus Vorst Action Medeor startet Kampagne ohne Stereotypen und Opferbilder

Vorst · Es geht um Menschen, aber zu sehen ist niemand: Das Vorster Medikamentenhilfswerk setzt auf eine für sich neue Art der Plakatkampagne. Zu sehen ist sie NRW-weit etwa an Bushaltestellen.

 Marketing-Leiterin Angela Zeithammer und Vorstandssprecher Sid Peruvemba hoffen, dass Action Medeor durch die Aktion bekannter wird.

Marketing-Leiterin Angela Zeithammer und Vorstandssprecher Sid Peruvemba hoffen, dass Action Medeor durch die Aktion bekannter wird.

Foto: Emily Senf

Blauer wolkenloser Himmel, kein Mensch ist zu sehen: Das Vorster Medikamentenhilfswerk Action Medeor hat eine neue Plakatkampagne gestartet, um darauf aufmerksam zu machen, dass weltweit Millionen Menschen keinen Zugang zu ausreichender Gesundheitsversorgung haben. Statt dabei den Menschen in den Vordergrund zu stellen, kommt er bei Action Medeor bildlich erstmals nicht vor. „Wir wollen vom Opferbild – afrikanische Menschen und weißer Doktor – weg“, sagt Vorstandssprecher Sid Peruvemba. „Wir wollen auf die Sachlage aufmerksam machen und mit Aussagen punkten.“

Hütten in der Chalbi-Wüste in Kenia und darüber die Worte: „100 Kilometer Fußweg für ein Medikament. Das geht zu weit.“ Der Satz „Was dich nicht umbringt, bringt andere um“ über einem afrikanischen Dorf auf dem Wasser in Benin und „Die schlimmste Diagnose: Hilflosigkeit“ über Ruinen indonesischer Häuser nach einem Tsunami. Sind die Slogans übertrieben? „In einigen unserer Einsatzländer sind die 100 Kilometer der Hin- und Rückweg zu medizinischer Versorgung“, sagt Peruvemba. „Manchmal sind es auch nur 20 Kilometer, aber für diesen Fußweg sind Menschen beispielsweise in Nepal und im Amazonas zwei Tage unterwegs.“ Sie stünden vor der Frage: „Kann ich mich auf den Weg zum Arzt machen? Habe ich die Kraft dafür, das Geld, eine Begleitung?“, berichtet der Vorstandssprecher. Zudem: „Es ist leider immer noch bittere Realität, dass viele Menschen weltweit an Krankheiten sterben, die eigentlich behandelbar wären“, sagt Peruvemba. Darunter Tuberkulose, Aids und Malaria, aber auch infektiöse Durchfallerkrankungen bei Kindern.

Die Kampagne, die mit der Düsseldorfer Agentur Butter entwickelt wurde, fällt zufällig in die Zeit der Corona-Krise, wird dadurch aber verstärkt, denn dass Gesundheit ein globales Thema ist, ist wohl vielen erst durch den Ausbruch der Pandemie deutlich geworden. Zu sehen sind die Slogans von Action Medeor ab sofort NRW-weit auf Großplakaten, an Bushaltestellen, in Zügen der Deutschen Bahn sowie auf der Internetseite und den Social-Media-Kanälen des Medikamentenhilfswerks.

Action Medeor erhofft sich von der Kampagne auch größere Prominenz. „Wir sind in NRW bekannter als bundesweit, aber auch hier ist noch Luft nach oben“, sagt Marketing-Leiterin Angela Zeithammer. Wie ein Online-Marktforschungsunternehmen herausgefunden hat, liegt die Bekanntheit bundesweit bei sechs Prozent, in NRW bei 13 Prozent. „Es wäre schön, wenn wir in einem Jahr zwei bis drei Prozentpunkte nach oben gehen“, sagt Zeithammer.

Aktuell sei die Spendenbereitschaft auch trotz Corona-Krise „überraschenderweise und zum Glück stabil“, wie Peruvemba sagt. Zu verdanken sei das vor allem treuen Spendern wie etwa Rentnern und Beamten, die kaum von den finanziellen Auswirkungen der Krise betroffen seien.

(emy)
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