Solinger versuchten auf E-Scootern vor der Polizei zu flüchten Drogenhandel: Zwillingsbrüder vor Gericht

Solingen/Wuppertal · Für die Streifenpolizisten waren die Zwillingsbrüder alte Bekannte – sie waren erst kurz zuvor aus der Haft entlassen worden und gerade wieder bei ihrer Mutter eingezogen.

 Das Landgericht in Wuppertal verhandelt den Fall.

Das Landgericht in Wuppertal verhandelt den Fall.

Foto: dpa/Jan-Philipp Strobel

   Wurde man früher auf frischer Tat ertappt, gab es nur eines: Fersengeld geben. Aber auch Polizeibeamte können rennen – deshalb half das oft nicht viel. Mittlerweile scheinen sich die Zeiten geändert zu haben. Die beiden Drogendealer jedenfalls, die jetzt vor dem Wuppertaler Landgericht stehen, weil sie einer Funkstreife an einem lauwarmen Sommertag ins sprichwörtliche Netz gingen, waren komfortabel ausgestattet.

Das Duo war mit E-Scootern unterwegs und einer der beiden in Solingen aufgewachsenen Männer hatte noch versucht, mit „Starkstrom“ davonzufahren. Der motorisierte Fluchtversuch misslang, derweil landeten ein paar Tütchen mit Heroin auf der Straße. Sein Zwillingsbruder hatte die erfolglose Flucht erst gar nicht gewagt, seither sitzen die beiden 44-Jährigen in Untersuchungshaft. Für die Streifenpolizisten waren die Zwillingsbrüder alte Bekannte – sie waren erst kurz zuvor aus der Haft entlassen worden und gerade wieder bei ihrer Mutter eingezogen.

Schrank, Schreibtisch und Regale im Jugendzimmer: Bei der Hausdurchsuchung hatten Ermittlungsbeamte nahezu überall etwas gefunden. Angefangen mit einer Blechdose, in der 43 Gramm Heroin aufbewahrt wurden. Gleich nebenan auf dem Schreibtisch stand der zum Strecken benutzte Küchenmixer. Im Schrank kamen 15 Fläschchen mit Methadon zum Vorschein. Dazu noch Kokain in einer Schachtel und auf der Fensterbank: Am Ende blieb kaum ein Ort, an dem man keine Drogen gefunden hatte.

Weiter ging’s mit dem Bett – dort fanden Ermittlungsbeamte eine ziemlich funktionsuntüchtige Schreckschusspistole mit einem abgebrochenen Bohrer im Lauf. Eine weitere Gaspistole lag in einem Rucksack im Schrank. Die wollen die beiden Angeklagten für die Silvesterknallerei gekauft und nur einmal zum Jahreswechsel benutzt haben. Wirklich griffbereit scheint die von Computerkabeln umgebene Waffe auch nicht gewesen zu sein. Bei den drei gefundenen Messern und den beiden Teppichmessern soll es sich um Utensilien für den Drogenhandel gehandelt haben. An ihnen waren Spuren von Heroin und Kokain gefunden worden.

Für Richter Holger Jung sei nach eigener Aussage früh klar gewesen: Der Drogenhandel diente vor allem der Finanzierung des Eigenkonsums. „Sie wollten nicht im Luxus schwelgen und auch keinen Maserati kaufen“, stellte der Vorsitzende Richter gleich zu Beginn der Verhandlung klar. Den Angeklagten legte er nahe, sich geständig einzulassen – was diese dann auch gleich taten. Beide hätten etwa die Hälfte der Drogen selbst konsumiert und diesen Eigenverbrauch mit dem Verkauf der anderen Hälfte finanziert. Die Kammer stellte den Angeklagten in Aussicht, sie für zwei Jahre zum Drogenentzug in den Maßregelvollzug schicken zu wollen.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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