Solingen Zwilling: Auszubildende dürfen zunächst bleiben

Solingen · Die Fassungslosigkeit der Beschäftigten von Zwilling war Mitte November2009 auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung zu spüren. Der Schneidwarenhersteller hatte angekündigt, sich wegen der anhaltenden Absatzflaute für hochwertige Schneidwaren von 155 Mitarbeitern zu trennen. Das entsprach gut einem Viertel der rund 670 Beschäftigten (wir berichteten).

Die Betriebsräte Jürgen Wiegand (Vorsitzender) und Heinz Stamm (stellvertretender Vorsitzender) konnten nach Gesprächen mit der Geschäftsführung des zur Neusser Werhahn-Gruppe zählenden Betriebs aber erreichen, dass der Personalabbau bis Ende 2010 nur noch zwischen 107 bis 115 Personen betreffen werde. Eine Jobgarantie bis dahin haben danach auch die 15 bis 20Auszubildenden des Schneidwarenherstellers, die bereits ihre Prüfung abgelegt haben oder sie in den kommenden Wochen ablegen werden. Die sollten zunächst gleich nach Ende der Prüfung nicht mehr übernommen werden. "Das ist ein großer Erfolg für die jungen Menschen", finden Jürgen Wiegand (52) und Heinz Stamm (59).

Für die bis zu 115 Personen, die noch in diesem Jahr das Unternehmen verlassen müssten, würden derzeit Gespräche laufen. Es gehe um Abfindungen und Vorruhestandsregelungen, erklärten die Betriebsräte, die sich nicht daran erinnern können, dass Zwilling in seiner Firmengeschichte schon einmal Personalabbau in dieser Größenordnung vollzogen hat. Erstmals seien nun auch kaufmännische Beschäftigte betroffen, erklärt Stamm, der bereits seit 45 Jahren im Unternehmen arbeitet. Das sei früher nie der Fall gewesen.

Betriebsbedingte Kündigungen konnten bis Ende 2009 nicht vollzogen werden, da der Schneidwarenhersteller sich bis dahin noch in Kurzarbeit befand. Zudem lief auch der dreijährige Standortsicherungsvertrag aus, der ebenfalls keine betriebsbedingte Kündigungen zuließ. Dieser Vertrag sah gleichzeitig ein Investitionsvolumen in Höhe von zehn Millionen Euro vor. "Das wurde auch umgesetzt, vor allem wurde in neue Maschinen investiert", erklärten Wiegand und Stamm.

Sie gehen davon aus, dass Ende 2010 noch rund 520 Beschäftigte bei Zwilling in Solingen arbeiten werden, sollte sich der Geschäftsverlauf nicht nachhaltig ändern. Die sei aber derzeit noch nicht der Fall: "Die Auftragslage hat sich nicht verbessert", sagt Heinz Stamm. Etliche Mitarbeiter würden derzeit selbst nach einer neuen Stelle Ausschau halten - "auch in anderen Unternehmen der Zwilling-Gruppe", ergänzt Jürgen Wiegand. Überdies würden die "normalen Kündigungszeiten" eingehalten, die je nach Betriebszugehörigkeit variieren. "Wir hoffen, dass sich die Auftragslage schnell zum Positiven verändert, so könnte der Personalabbau im jetzt vereinbarten Umfang vielleicht noch reduziert werden", so Wiegand.

(RP)
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