Solingen Zum Praktikum drei Monate nach Kamerun

Solingen · Die Gräfrather Studentin Miriam Kieroth war in Zentralafrika: Drei Monate unterstützte sie Bäuerinnen imkleinen Dorf Nyasoso mit ihrem Marketing-Konzept. Im Gottesdienst in Gräfrath hat sie das Projekt präsentiert.

"Eigentlich war das Wetter wie in Solingen", erzählt Miriam Kieroth lachend. "Es hat häufig geregnet, und dabei hatte ich doch extra vier Flaschen Sonnenmilch eingepackt." Die 30-jährige Gräfratherin studiert in Dortmund Betriebswirtschaftslehre. Nach ihrem Abschluss möchte sie im Bereich des Marketings arbeiten. Sie hat deshalb ein Marketing-Praktikum absolviert. Doch nicht etwa in einem deutschen Großkonzern, sondern im Kamerun sammelte sie praktische Berufserfahrung.

Drei Monate lang lebte Miriam Kieroth im vergangenen Jahr in Nyasoso, einem kleinen Dorf. Im Rahmen eines Programms des Global Education Networks (GLEN) unterstützte sie Bäuerinnen dabei, ihre Produkte besser zu vermarkten und so höhere Preise für das Angebaute zu erzielen. "Es war unheimlich spannend. Ich glaube, ich habe mindestens so viel von den Frauen vor Ort gelernt wie sie von mir", erzählt Miriam Kieroth.

Sie hatte den ungewöhnlichen Praktikumsplatz im Internet entdeckt, nachdem eine Freundin sie auf GLEN aufmerksam gemacht hatte. In dem zentralafrikanischen Land angekommen, wurde der Studentin sofort klar, wie unterschiedlich die Lebensbedingungen in Kamerun und Deutschland sind. Die Lebenserwartung der Menschen liegt dort rund 30 Jahre unter der in Deutschland. Die Kindersterblichkeit ist sehr hoch. 63 von 1000 Kindern überleben nicht. Zwar hatte Miriam Kieroth Glück und lebte bei einer der reichsten Familien des Dorfes, die sogar ein Steinhaus besitzt, doch sehr rasch musste sie von vielerlei Komfort Abschied nehmen. Eine Dusche gab es nicht, und es galt, mit den knappen Beständen an kaltem Wasser auszukommen. "Viele, was für mich eine Selbstverständlichkeit war, wie Strom, ausgebaute Straßen, kostenlose Schulbildung für alle und genug Geld für Alltägliches, ist für die Menschen in Kamerun nicht verfügbar", sagt sie nachdenklich. Ihre Zeit in Kamerun hat Miriam Kieroth dennoch nie bereut - im Gegenteil. "Ich vermisse die Menschen dort oft und würde sehr gerne noch einmal zurückkehren." Besonders positiv in Erinnerung geblieben sei ihr die Gastfreundschaft und Gelassenheit der Kameruner. "Sie nehmen sich Zeit füreinander, während wir oft unnötig hektisch sind", findet sie.

Miriam Kieroth hatte die Aufgabe, eine Veranstaltung zu organisieren, in der sie von ihren Erlebnissen und Begegnungen in Kamerun berichtet. Sehr gerne habe sie diese Aufgabe erfüllt und sei auf reges Interesse gestoßen. So informierte sie in zwei Gottesdiensten der Evangelischen Kirchengemeinde in Gräfrath über ihre Zeit in Kamerun. Später war die Studentin, die auch zahlreiche Spenden für die Menschen in Nyasoso gesammelt hat, bei der Frauenhilfe zu Gast. Stilecht im kamerunischen Kleid erzählte sie von den Lebensbedingungen der Frauen vor Ort. "Die Seniorinnen der Frauenhilfe waren sehr interessiert und konnten sich gut in die Situation der Frauen in Zentralafrika hineinversetzen."

(pbm)
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