Solingen Zukunftsvision Velodrome

Solingen · Bisher existiert nur ein Modell, gefertigt von Studenten. Doch der Vorstand des Radsportclubs Schwalbe 03 hält es für machbar, dass mit Hilfe von Fördergeldern sowie namhaften Sponsoren am Dorperhof eine überdachte Radarena entsteht. Anfang der Woche gibt es erste Gespräche im Rathaus.

Horst Sammer (73) hat große Pläne: "Von Solingen könnte eine Vision für den Radsport in Nordrhein-Westfalen und Deutschland ausgehen." Und seine Vision wird etwa 140 Meter lang sein, 80 Meter breit und über 20 Meter hoch. Das "velo:DROM Solingen", wie der Arbeitstitel lautet. Was der Vorsitzende des Radsportclubs Schwalbe 03 plant, ist eine Radrennbahn in einer Halle, ganz wie das Velodrom im Ostteil von Berlin (siehe Info). Es ist durchaus keine Gigantomanie, wenn Sammer von den Dimensionen spricht, denn die müssen so sein: Die Bahn muss 250 Meter lang sein und sechs Meter breit, das verlangt der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) nämlich, damit sie professionellen Ansprüchen genügt. Der Verband will, das habe man ihm bereits zugesagt, seine Sprinter-Ausbildung für Nordrhein-Westfalen hier machen. Radsportliche Ereignisse wie das Steherrennen des Vereins sollen dort stattfinden, und ganzjährig kann trocken und geschützt vor winterlichen Temperaturen trainiert werden. Das kann man auf der um die 60 Jahre alten Bahn am Dorperhof nämlich nicht, zudem ist sie schon in die Jahre gekommen und entsprechend marode. Die Halle soll sich auch anderweitig nutzen lassen, für Sport und Events.

Der Radsport steckt in der Krise, wie Sammer am Mittwoch bei der Jahreshauptversammlung seines Vereins konstatierte. Der "Schwalbe" geht es nicht anders als anderen Rad-Vereinen. Gerade noch 55 Mitglieder hat man, die meisten schon im fortgeschrittenen Alter. Nachwuchs gibt es kaum, viele Posten im Verein sind unbesetzt. Das will Sammer ändern, "entweder wir gehen unter, oder wir tun etwas dagegen", sagt er kämpferisch.

Kontakte zur Universität

In Wolfgang Braatz (78) hat er einen Mitstreiter gefunden, der sich ebenfalls nicht mit dem sonst unweigerlichen Untergang des Traditionsvereins abfinden will. Gemeinsam kämpfen die beiden alten aktiven Herren um den Verein, in dessen Vorstand Braatz schon seit 1983 aktiv war. Da traf es sich gut, dass man Kontakt zur Wuppertaler Uni hatte. Studenten von dort entwarfen in den vergangenen sechs Monaten nicht weniger als 40 Modelle für das Velodrom. Eines davon stellte Sammer am Mittwoch vor.

"Das sieht ja aus wie ein Ufo!" scherzte eine jüngere Besucherin. Nicht ganz abwegig, die pilzartige Hallenkonstruktion fügt sich aber in die Landschaft am Dorperhof ein. Dass man auf modernste Technik setzten will, also zum Beispiel mit Solarzellen auf dem riesigen Dach, versteht sich. Die Studenten haben auch genaue Preiskalkulationen angestellt, Sammmer will sich aber noch nicht darüber äußern, zumal nicht entschieden ist welches Modell realisiert wird. Ein zweistelliger Millionenbetrag dürfte es aber schon sein.

Finanziert werde soll das Projekt durch Bund und Land sowie durch Sponsoren. Die gebe es, so Sammer, der aber keine Details preisgeben will. Im Gespräch ist aber wohl ein Sponsor aus der Schweiz sowie ein deutsches Profi-Radrennteam.

Allein stemmen kann der Verein, der 2010 noch kurz vor der Pleite stand, das natürlich nicht, weiß auch der Vorsitzende. In einer leidenschaftlichen Ansprache an die Mitglieder des Vereins skizzierte Sammer die Lage, appellierte an die Mitglieder sein visionäres Projekt für Solingen zu unterstützen, wollten sie verhindern, dass die "Schwalbe" Geschichte werde. Seine Ideen wurden von der Versammlung positiv aufgenommen. Ute Müller, Mutter des Bahnradsportlers Joachim Eilers: "Ich halte viel von dem Projekt, einer muss ja anfangen etwas zu tun". Wenn auch die Planungen noch in der Frühphase stecken – ein erster Gesprächstermin im Rathaus ist für Anfang der Woche vorgesehen – seine Vision steht. Damit Solingen wieder zu einer Fahrradstadt wird, die sie früher mal war.

(RP)
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