Solingen Zu Gast in der Produktion

Solingen · Joachim Kardinal Meisner besuchte gestern die Traditionsbesteckfirma Picard & Wielpütz. Er schaute an der Burgstraße Schleifern auf dem Schleifbock über die Schultern und informierte sich über die Produktion.

Den Rohstahl ausstanzen, walzen, feinschneiden, prägen, schleifen, polieren — es ist ein ziemlich weiter Weg bis zum Hochglanz-Besteck. Joachim Kardinal Meisner sah sich gestern bei Picard & Wielpütz an der Burgstraße die Produktion an. "Am liebsten esse ich Suppe, sehr gerne Erbsen- und Kartoffelsuppe", erzählte er im Betrieb und nahm wie zum Beweis einen der Löffel prüfend in die Hand. Ob am tonnenschweren Besteckprägehammer, an den Poliermaschinen oder in der Verpackungsabteilung — immer wieder ging er auf die Mitarbeiter zu, suchte das Gespräch. Von Johanna Holzschneider und Stephanie Schubert aus der Buchhaltung erfuhr er, dass sie hier gelernt haben und mittlerweile 17 beziehungsweise zehn Jahre im Betrieb sind. Es sei ein gutes Zeichen, wenn bei einer Firma die Mitarbeiter schon ganz lange beschäftigt seien, befand der Erzbischof.

Hunderte Prägeformen

Kardinal Meisner informierte sich bei Gerhard Linke in der Werkzeugbau-Abteilung. Hunderte Präge- und Schnittformen für die Bestecke werden dort aufbewahrt. In der Schleiferei schaute er Rocco Zarba und Lothar Thinius über die Schultern bei ihrer Arbeit auf dem Schleifbock.

Der Besuch bei Picard & Wielpütz markiert die sprichwörtliche Halbzeit der zwölftägigen Visitation des Stadtdekanates Solingen. Gottesdienste, Gespräche, Begegnungen mit Kirchengruppen — 107 Termine stehen auf dem Programm, darunter der Besuch einer Firma aus einer Traditionsbranche der Stadt mit 50 Mitarbeitern. "Wir sind einer der ganz wenigen, die noch in Solingen Bestecke produzieren." Ansonsten sei die Fertigung ausgelagert, nach China zum Beispiel, berichteten die Geschäftsführer Peter Schultes und Herbert Groß.

Das Unternehmen wurde 1927 von Dr. Hans Wielpütz und Erich Picard gegründet. Es ist bis heute ein Familienunternehmen geblieben. Logisch, dass dies auch beim Besuch des Erzbischofs deutlich geworden ist. Meisner lernte mit dem Seniorchef Hans Schultes auch die zehn und zwölfjährigen Kinder Paul und Christoph Schultes kennen. Die Familie hat persönliche Kontakte zur katholischen Kirchengemeinde St. Joseph in Ohligs. Naheliegend, dass Stadtdechant Heinz-Manfred Jansen den Besuch dieses Unternehmens empfohlen hatte. Picard & Wielpütz will in diesem Jahr eine Produktions- und Lagerhalle bauen. Rund 1,2 Millionen Euro sollen investiert werden.

"Wir warten auf die Baugenehmigung", berichtet Geschäftsführer Peter Schultes. Wunsch ist, noch in diesem Frühjahr mit den Arbeiten zu starten, damit die Firmenerweiterung bis zum Ende des Jahres realisiert ist.

(RP)
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