Solingen Zeugen schildern das Opfer als liebevollen Sohn

Solingen · 37-Jähriger muss sich für den Tod eines Drogenabhängigen verantworten. Die Leiche versteckte er in einem Schrank.

Mit dem Tag, als er den entlassenen Häftling bei sich aufnahm, begann für den 42-jährigen Drogenabhängigen eine Leidenszeit, die mit seinem Tod endete. Für den muss sich seit Ende März ein 37-Jähriger vor der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts Wuppertal verantworten. Zu den Vorwürfen, seinen "Gastgeber" zwischen dem 6. und 12. Oktober 2013 erschlagen zu haben, äußert sich der Angeklagte bislang nicht. Klar ist, dass die Leiche des 42-Jährigen am 22. Oktober nach einen anonymen Hinweis auf dem Balkon der Wohnung des Opfers entdeckt worden war.

In dieser Wohnung in der Düsseldorfer Straße hatte das Opfer zuvor lange seine bettlägerige Mutter versorgt, unterstützt von einem Pflegedienst. Zwei Pflegerinnen sagten gestern vor Gericht aus und schilderten den 42-Jährigen als liebevollen Sohn: "Wir haben selten Angehörige, die sich so rührend kümmern". Die beiden Altenpflegerinnen wussten aber auch von der Drogenabgängigkeit des Mannes, der sie das eine oder andere Mal auch um Geld bat. "Ich lieh ihm gelegentlich zehn oder 20 Euro und bekam alles Geld am Monatsersten wieder zurück", schilderte eine 56-Jährige gestern als Zeugin. "Manchmal, wenn er auf Entzug war, verschwand er morgens kurz, nachdem ich ihm Geld gab. Danach war er wieder fit und half mir wie gewohnt bei der Versorgung der Mutter. Zum Beispiel, wenn es galt, die schwere Frau aus dem Bett in den Stuhl zu heben."

Beide Frauen beschrieben auch, dass sich mit dem Einzug des Angeklagten in die Wohnung seines späteren Opfers einiges änderte. Einige Male habe der 42-Jährige ein blaues Auge oder eine geschwollene Nase gehabt. Er habe dann erzählt, sein Kumpel habe ihn geschlagen. Er wehre sich nicht, weil der ihm sowieso überlegen sei. Auch die Mutter habe Angst geäußert vor dem "Gast".

Offenbar handelte es sich um eine Zweckgemeinschaft, die die beiden Männer eingegangen waren. Der 42-Jährige ließ den Angeklagten bei sich wohnen, dieser half dafür bei der Versorgung mit Drogen. "Ich habe gesagt, schmeiß ihn raus oder möchtest du, dass du eines Tages hier tot in der Ecke liegst", schilderte eine 44-jährige Mitarbeiterin eines Pflegedienstes, die in der Wohnung ein- und ausging. "Als es dann wirklich passierte, war ich massivst betroffen", sagte die Zeugin gestern.

Fortsetzung des Prozesses am 17. Juni vor dem Landgericht Wuppertal.

(RP)
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