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Solingen Zeitzeuge Sally Perel sprach mit Schülern

Solingen · Die Schüler in der nahezu voll be-setzten Aula des Gymnasiums Schwertstraße hängen an den Lippen des alten Mannes, der ganz allein mitten auf der Bühne sitzt und schon durch seine Ausstrahlung und warme Stimme die Zuhörer in seinen Bann zieht. Seine Geschichte ist nicht nur außergewöhnlich, sein Überleben grenzt an ein Wunder.

 Sally Perel sprach gestern vor Schülern des Gymnasiums Schwertstraße.

Sally Perel sprach gestern vor Schülern des Gymnasiums Schwertstraße.

Foto: Büttner (Archiv)

Denn der jüdische Junge Salomon Perel wurde nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Polen von seinen Eltern kurz vor der Internierung ins Ghetto Lodz nach Ostpolen geschickt, um ihm eine größere Überlebenschance zu ermöglichen. "Sie wussten, dass sie mich nie mehr wiedersehen würden", erzählt Sally Perel, und die Bewegung ist ihm auch nach so vielen Jahren deutlich anzusehen, wenn er sich an die letzten Wünsche seiner Eltern erinnert, die sie ihm mitgaben. "Mein Vater sagte zu mir, vergiss nie, wer du bist." Als strenggläubiger Jude lag ihm der Gottesglaube sehr am Herzen. "Doch meine Mutter sagte nur drei Worte: Du sollst leben! Diese Worte haben mir das Leben gerettet." Bei der Gefangennahme tat der 16-jährige Salomon das, was seine Mutter ihm riet. Auf die Frage, ob er Jude sei, log er. "Wenn die Wahrheit dich umbringen will, lüge", erklärt Sally Perel und betont, dass nichts heiliger sei, als das Recht des Menschen zu leben.

Sally Perel überlebte, indem er als Hitlerjunge Josef die Rolle seines Lebens spielte. Im Bewusstsein der ständigen Gefahr entdeckt zu werden – er musste sich viele Ideen einfallen lassen, um bei ärztlichen Untersuchungen oder beim Duschen nicht als beschnittener Jude erkannt zu werden – und mit der andauernden quälenden Sehnsucht nach seiner Familie, überlebte er den Massenmord an der jüdischen Rasse, dem auch seine Eltern und seine Schwester zum Opfer fielen.

Viele Narben hat es auf seiner Seele zurückgelassen, doch er hat nie seine deutschen Wurzeln vergessen, die ihn mit Peine bei Braunschweig verbinden. "Mein Mutterland ist immer Deutschland geblieben und Israel ist mein Vaterland geworden."

Er komme gerne nach Deutschland, denn seine Adressaten seien die Jugendlichen. Mit viel Sorge sieht er die nach wie vor aktive Neonazi-Szene und kämpft mit der Wahrheit für Toleranz und Respekt. "Wenn ich nur einen von diesen rechtsradikalen Jugendlichen überzeugen kann, habe ich meine Mission erfüllt."

Gerne beantwortet er die Fragen der Schüler. Ob er an Gott glaube? "Ich bin ein freidenkender Israeli, der an Gott zweifelt", gibt er zu. Auch den Konflikt mit den Palästinensern sieht er sehr kritisch und engagiert sich in der Friedensbewegung für einen Staat Palästina. Als Wunsch gab er den Schülern mit: "Mein Zeitzeugenbericht soll zum Auftrag werden. Ihr seid nun alle Zeitzeugen, die es aus erster Quelle gehört haben. Verbreitet es weiter."

(sue)
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