Schulkonzert Der Bergischen Symphoniker Zaubern müsste man können

Solingen · Ach, zaubern müsste man können! Was könnte man da nicht Gutes für andere und natürlich für sich tun. Und das wünschen sich nicht nur die Großen, sondern auch die Kleinen. Wie sonst ließe sich der gigantische Erfolg der Harry-Potter-Romane erklären. Aber mit dem Zaubern ist das so eine Sache. Da geht dann doch meist der Schuss nach hinten los.

Das konnten jetzt rund 350 Schüler im Theater beim ersten von insgesamt vier Konzerten der Bergischen Symphoniker für die sechsten Klassen der Solinger Schulen erleben. Unter der Leitung von Susanne Rechsteiner, die gerade ihr Dirigentenpraktikum bei den Symphonikern absolviert, stand der "Zauberlehrling" von Paul Dukas auf dem Programm.

"Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister auch nach meinem Willen leben." Nach Goethes Gedicht komponierte der französische Musiker Ende des 19. Jahrhunderts sein Erfolgsstück.

"Was der Zauberlehrling fühlt, kann man in den Tönen nacherleben", sagt Orchestermitglied Michael Forster, der das Konzert für die Schüler moderiert. Die Musiker stellen zuerst Themen und Passagen vor, wobei dann Forster in seiner amüsanten Art erzählt, was denn da gerade passiert. Celli und gedämpfte Geigen lassen eine unwirkliche Szene erstehen, die Harfe funkelt geheimnisvoll dazu. Und dann kommt das Thema im Horn: "Ob das wohl gut geht?", mag sich der Zauberlehrling denken. Der alte Hexenmeister ist außer Haus und sein Lehrling soll für ihn das Bad richten.

Anstatt aber selbst das Wasser vom Fluss zu holen, behext der faule Lümmel den Besen, um diesen Dienst zu tun. Die Trompeten lassen den Zauberspruch erschallen. Und allmählich und träge setzt sich der Besen in Gestalt des Fagotts in Bewegung. "Das Fagott sieht ja nicht nur aus wie ein Besen, es klingt auch so", erklärt Forster auch zum Amüsement seiner Orchesterkollegen dem jungen Publikum.

Die Ruhe im Theater mag dafür sprechen, wie gebannt die Schüler nicht nur dem musikalischen Geschehen folgen. Auf einer Leinwand kann man sehen, wie Zeichnungen zum "Zauberlehrling" fast trickfilmhaft entstehen. Dafür hat Robin Chadwick gesorgt. Der Geiger des Orchesters hat auch eine witzige Seite als begabter Zeichner. "Zuerst habe ich den Text dazu gemacht", sagt Forster gegenüber unserer Zeitung. "Und dann kamen die Bilder. Das war nicht so einfach, denn beides muss ja punktgenau zur Musik passen." Und es passt prima.

Der entfesselte Besen fegt durch das Orchester und setzt mit seinen herbeigeschleppten Eimern allmählich alles unter Wasser. Da helfen auch die verzweifelten Hilferufe des Zauberlehrlings in den Trompeten nicht mehr. Erst der zurückgekehrte Hexenmeister kann dem Spuk ein Ende machen. "Ähnlich wie das Projekt ,Zeitung in der Schule' sind die Schulkonzerte oft eine der wenigen Möglichkeiten, Schüler an Kultur heranzuführen", sagt Monika Jung, Lehrerin an der Hauptschule Central. "Denn die meisten kennen so etwas aus dem Elternhaus nicht." Das ist ein dickes Brett, was zu bohren ist. Da hilft auch keine Zauberei.

Jan Crummenerl

(RP)
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