Solingen Wupperverband - naturnah seit 85 Jahren

Solingen · Das Flussgebietsmanagement von der Quelle im Oberbergischen bis zur Mündung in Leverkusen bleibt die Aufgabe für die Zukunft. In Solingen begleitet der Verband mit der Renaturierung des Schellbergtals aktuell ein großes Projekt.

Gegründet worden ist der Wupperverband durch das am 8. Januar 1930 in Kraft getretene Wuppergesetz. Seit 85 Jahren ist er für die Wupper und ihre Nebenbäche mit dem Namen Wipper und ab Wipperfürth Wupper mit einer Größe von 813 Quadratkilometern verantwortlich.

"Bei seiner Gründung stand der Wupperverband vor immensen Herausforderungen", berichtet Vorstand Georg Wulf. "Die Wupper war kein Fluss mehr, sondern nur noch eine Kloake. Die schlechte Wasserqualität brachte Epidemien mit sich. Weitere drängende Probleme waren Hochwasser und der Bedarf an Wasser für eine wachsende Industrie und Bevölkerung."

Die Politik entschied sich dafür, diese Probleme in die Hände einer Organisation zu legen, die über kommunale Grenzen hinweg das gesamte Flussgebiet von der Quelle bis zur Mündung betreut. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts finanziert sich der Wupperverband damals wie heute aus den Beiträgen seiner Verbandsmitglieder. Dies sind die Städte und Gemeinden, Kreise, Wasserversorgungsunternehmen sowie Industrie und Gewerbe im Wuppergebiet.

Ein wichtiges Projekt des Wupperverbands ist das Klärwerk in Unterburg, in dem das zufließende Abwasser aus Stadtgebieten von Solingen, Remscheid, Wermelskirchen und Leichlingen behandelt wird. Anfangs hatte der Wupperverband hier ein mechanisches Klärwerk betrieben (seit 1962), in den Jahren 1977 bis 1980 ist es zu einer biologischen Anlage ausgebaut worden. Nach einer intensiven Prüfung wurde im August 1996 die Erweiterung auf dem angestammten Grundstück genehmigt. Die Nähe zur Wohnbebauung erforderte eine sehr kompakte Bauweise, deswegen wurde die Belebungs und Nachklärbecken doppelstöckig gebaut.

Von 1960 bis 1962 wurde zunächst die Dhünn-Talsperre mit einem Stauinhalt von 7,5 Millionen Kubikmetern gebaut. Im Laufe der 1960er Jahre stieg der Trinkwasserbedarf an, so dass der Bau einer größeren Talsperre notwendig war. Zwischen 1975 und 1985 wurde daher die Große Dhünn-Talsperre gebaut. Sie wurde 1987 in Betrieb genommen und zählt mit einem Stauinhalt von 81 Millionen Kubikmetern zu den größten Trinkwassertalsperren Deutschlands. Die Aufbereitung des Wassers zu Trinkwasser und der Transport bis in die Versorgungsnetze ist Aufgabe von fünf beteiligten Versorgungsunternehmen, zu denen auch die Stadtwerke Solingen zählen. Zum Schutz des Wassers vor Verunreinigung ist die Talsperre von einem Wasserschutzgebiet umgeben. Ein etwa 100 Meter breiter Uferstreifen ist Wasserschutzzone und darf von Spaziergängern nicht betreten werden.

Der Wupperverband unterhält und entwickelt die Wupper und ihre Nebenbäche mit einem Gewässernetz von 2300 Kilometern Länge. Ermittelt werden auch die wasserwirtschaftlichen Grundlagen für das Verbandsgebiet wie die Niederschlagsdaten.

Um diese Aufgaben zu erfüllen, betreibt der Verband zwölf Talsperren, elf Klärwerke, eine Klärschlammverbrennungsanlage und weitere Anlagen, zum Beispiel Regen- und Hochwasserrückhaltebecken. "Es hat Jahrzehnte gedauert, bis sich die Wasserqualität verbessert hat", sagt Wulf. "Heute haben wir über 30 Fischarten. Dies zeigt, dass sich die Wupper wieder zu einem Lebensraum entwickelt." Neben der Verbesserung der Wasserqualität sind naturnahe Strukturen ebenfalls eine wichtige Grundlage für die Wiederansiedlung von Fischen, Kleinlebewesen und Pflanzen. Die Zielvorgabe der EU-Wasserrahmenrichtlinie lautet, für alle Oberflächengewässer den guten Zustand herzustellen.

Ein Erfolg ist, dass die Flusssysteme Dhünn bis zur Großen Dhünn-Talsperre und Wupper bis zur Stauanlage Dahlhausen wieder für Fische und Kleinlebewesen durchgängig sind. "Wir haben mit der Solidargemeinschaft viel erreicht", sagt Wulf. An Herausforderungen werde es nicht mangeln. Themenfelder sind der Klimawandel, demografische und wirtschaftliche Wandel in der Region und seine Auswirkungen auf die Wasserwirtschaft.

(RP)
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