Wüstenbussard in Solingen entflogen Auf der Suche nach „Matze“

Solingen · Die Solingerin Stefanie Mylenbusch ist Falknerin am Düsseldorfer Flughafen. Mit dem Wüstenbussard sorgt sie dafür, dass kleinere Vögel die Flugzeuge nicht beschädigen. An Silvester ist er ausgebüxt und seitdem unterwegs.

 Der Wüsten-Bassard „Matze“ entflog der Solinger Falknerin Stefanie Mylenbusch an Silvester. Bisher hat sie ihn noch nicht gefunden.

Der Wüsten-Bassard „Matze“ entflog der Solinger Falknerin Stefanie Mylenbusch an Silvester. Bisher hat sie ihn noch nicht gefunden.

Foto: Stefanie Mylenbusch

Stefanie Mylenbusch steigt aus ihrem Auto, um ihren Hals hängt ein Fernglas, ihre linke Hand ist von einem dickem Lederhandschuh verdeckt. Sie steht jetzt auf der Schorberger Straße, aus dem Fenster der Firma HSO schaut ein Mann. „Ich hab’ ihn hier an meinem Fenster vorbeifliegen sehen“, sagt er und zeigt in Richtung Katternbach. „Der ist in die Richtung, die Krähen sind hinterher.“

Was der Mann, ein Freund von Stefanie Mylenbusch, gesichtet hat, ist der Vogel, den die Solingerin seit Neujahr sucht: ihren Wüstenbussard „Matze“. Mylenbusch ist Falknerin, arbeitet beim Flughafen in Düsseldorf als Jagdaufseherin. Ihr Bussard ist dafür verantwortlich, dass sich keine anderen Vögel am Flughafen Düsseldorf aufhalten und die Flugzeuge beschädigen. „Matze“ ist insbesondere für die Technikhallen zuständig.

Aktuell kann der Bussard jedoch keine Vögel vertreiben. Er ist Stefanie Mylenbusch am Silvesterabend ausgebüxt. Die 52-Jähirge Solingerin hält den Vogel zu Hause, in einem großen Käfig vor ihrem Haus. „Ich wollte ihn vor der Knallerei schützen“, sagt sie. Dafür wollte sie ihn von der Voliere in eine kleinere Box stecken. Sie öffnete die Tür etwas zu weit, der Vogel entwich – und flog davon. „Ich ärgere mich darüber, dass mir so etwas passiert ist“, sagt Mylenbusch.

An die geplante Silvesterfeier mit Freunden war dann nicht mehr zu denken, sie blieb mit ihrem Mann zu Hause. Sämtliche Versuche, „Matze“ wieder anzulocken, scheiterten, auch weil sie ihn kurz zuvor  gefüttert habe. Auch sei er jetzt sicher verängstigt. Der Vogel hat Silvester draußen verbracht, außerdem „ist er in einem Gebiet unterwegs, das er so nicht kennt“, sagt Mylenbusch.

 Die Falknerin wedelt mit einem toten Küken auf dem Handgelenk, um den Bussard anzulocken.

Die Falknerin wedelt mit einem toten Küken auf dem Handgelenk, um den Bussard anzulocken.

Foto: Eirik Sedlmair

Am Neujahrsmorgen machte sich Stefanie Mylenbusch gleich auf die Suche nach ihrem Bussard. Vorher setzte noch einen Facebook-Post ab, in dem sie um Mithilfe bat. Inzwischen wurde das Posting über 300 Mal geteilt, der WDR berichtete über ihre Suche, mehrere Personen melden sich bei ihr. „Es wurden schon viele Sichtungen gemeldet, aber die meisten waren Nieten“, sagt sie.

Mylenbusch läuft weiter durch Solingen. Auf den Straßen bilden sich immer größere Pfützen, es regnet in Strömen. Immer wieder bleibt sie stehen und schaut durch ihr Fernglas auf die Baumgipfel, pfeift und wedelt mit einem toten Küken, das an ihrem Handschuh befestigt ist. Es soll „Matze“ anlocken.

Dass Mylenbusch Falknerin wurde, war eher dem Zufall geschuldet. Sie arbeitete bei der Lufthansa, hatte eigentlich nichts mit der Falknerei zu tun. Dann lernte sie einen Jäger kennen. Mylenbusch, die schon immer von Vögeln begeistert war, machte Kurse zur Falknerei. „Alles das, was man als Laie so machen kann.“ Dann strich die Lufthansa Stellen, ein Kollege von Mylenbsuch fand im Intranet des Flughafens ein Jobangebot für eine Jagdaufseherin am Flughafen. „Das ist es, dachte ich mir“, sagt Mylenbusch. Das war vor vier Jahren. Seitdem verjagt sie kleinere Vögel, damit diese die ganz großen Vögel nicht beschädigen. Zusammen mit ihrem Hund, mit dem Auto und auch immer mit „Matze“.

Doch von dem Wüstenbussard ist immer noch nichts zu sehen. Mylenbusch sucht ihn seit Neujahr jeden Tag. Sie fängt die Suche nach dem Aufstehen an und beendet sie mit der Dämmerung. Es gab auch eine Sichtung mit Foto. „Darauf sieht er gesund aus“, sagt Mylenbsuch zuversichtlich.

Über eine Stunde ist sie jetzt im Radius der Schorberger Straße unterwegs, von „Matze“ ist noch immer nichts zu sehen. Die Falknerin zeigt auf eine Baumgruppe. „Da oben, da könnte er theoretisch auch sein“, sagt sie. Bussarde suchen sich immer hohe Stellen. Mylenbusch läuft in eine Hofeinfahrt, geht auf die Bäume zu, wedelt wieder mit dem toten Küken und schaut durch ihr Fernglas. Ein älterer Mann sitzt in einem Auto und beobachtet sie. „Ich weiß, was sie suchen“, sagt er. „Ich habe sie gestern im Fernsehen gesehen.“ Sie könne sich in seinem Hof frei bewegen. Wenn er „Matze“ sehe, melde er sich sofort.

Mylenbusch bedankt sich. So viel Aufmerksamkeit ist sie nicht gewohnt. Aber die kann helfen, den Wüstenbussard zu finden. „Es geht ja nicht um mich“, sagt Stefanie Mylenbusch. „Es geht um Matze“.

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