Solingen Wohlfahrtspflege stößt an die Grenzen

Solingen · Die Zahl der Zuwanderer, die das Angebot der Migrationsberatungen in Solingen und Remscheid nutzen, sind drastisch gestiegen - nicht aber der Personalstab, weil die Zuschüsse stagnieren.

 Der CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt (r.) und Caritas-Direktor Dr. Christoph Humburg diskutierten mit Vertretern der Migrationsberatungen aus Solingen, Remscheid und Wuppertal.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt (r.) und Caritas-Direktor Dr. Christoph Humburg diskutierten mit Vertretern der Migrationsberatungen aus Solingen, Remscheid und Wuppertal.

Foto: Endermann (Archiv) / Radtke

Der Strom an Flüchtlingen aus Bürgerkriegsgebieten sowie Zuwandern aus europäischen Ländern reißt nicht ab. "Allein bei der Zahl der Migranten haben wir in Solingen, Remscheid und Wuppertal bereits Ende Juni fast das Niveau des kompletten Jahres 2013 erreicht", erklärt Dr. Christoph Humburg, der Direktor des Caritas-Verbandes Wuppertal / Solingen. Diesen Trend können die Migrationsberatungen für erwachsene Zuwanderer (MBE) im Städtedreieck kaum noch auffangen. Termine können nicht mehr kurzfristig vergeben werden, oder aber die Warteräume vor den Büros der Mitarbeiter sind überfüllt.

 Aus aller Welt kommen Zuwanderer und Flüchtlinge nach Deutschland. Allein in Solingen wurden in den ersten sechs Monaten 2000 ausländische Neu-Bürger gezählt. Im kompletten Jahr 2013 waren es zusammen rund 2500 gewesen.

Aus aller Welt kommen Zuwanderer und Flüchtlinge nach Deutschland. Allein in Solingen wurden in den ersten sechs Monaten 2000 ausländische Neu-Bürger gezählt. Im kompletten Jahr 2013 waren es zusammen rund 2500 gewesen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Anlässlich dieser dringlichen Entwicklungen und der anstehenden Verhandlung des Bundeshaushalts haben Vertreter der verschiedenen Beratungsstellen dem CDU-Bundestagsabgeordneten Jürgen Hardt in einer großen Gesprächsrunde von ihren Problemen berichtet. "Es gehört zur Willkommenskultur, dass wir ein Beratungsangebot auf hohem Niveau haben." Hardt weiß, wie viel vom ersten Gespräch abhängt, um eine Fehlsteuerung zu vermeiden. "Hier werden die Weichen für die Integration gestellt. Umso schneller der Prozess verläuft, desto schneller gelingt das selbstständige Handeln."

Solingen hat 2013 rund 2500 ausländische Neu-Bürger gezählt, bis Ende Juni 2014 waren es bereits knapp 2000. In Remscheid ist die Zahl der Zuwanderer im gleichen Zeitraum ebenfalls um 59 Prozent gestiegen. "Um den Status quo zu halten, müssten wir das Personal verdoppeln", gibt Dr. Christoph Humburg zu bedenken. Dafür allerdings fehlt den Wohlfahrtsverbänden das Geld. "Die Träger buttern schon jetzt für die Migrationsberatungen Gelder aus dem eigenen Etat hinzu." Seit Jahren bezuschusst der Bund diese Maßnahmen deutschlandweit mit einem stagnierenden Betrag in Höhe von rund 27 Millionen Euro. "Faktisch wird jedoch weniger gezahlt, weil die Sach- und Personalkosten kontinuierlich gestiegen sind." Der Caritas-Direktor hofft deswegen, dass der Forderung der Träger der Freien Wohlfahrtspflege, den Haushaltstitel um sieben Millionen Euro zu erhöhen, übernächste Woche im Bundestag nachgekommen wird.

Dann könnten das Diakonische Werk in Solingen und der Internationale Bund in Remscheid sowie der Caritasverband in beiden Städten ernsthaft darüber nachdenken, die zwei beziehungsweise 0,6 Stellen in der jeweiligen Migrationsberatung als bald wie möglich aufzustocken. "In den anderen Bereichen wie der Flüchtlingshilfe soll der Betrag im Bundeshaushalt erhöht werden", weiß Hardt. Er gibt zu, dass auch bei der Integrationshilfe ein Entlastungspaket geschnürt werden müsste: Der Bedarf sei zweifelsohne vorhanden.

(gra)
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