Serie Mein Verein Wo die Buben Trumpf sind

Solingen · Seit 1995 treffen sich die Skatfreunde jeden Dienstag in der Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Ohligs. Ihr ältester Mitspieler ist 99 Jahre alt. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten ist der Skatclub heute eine Institution.

Herbert Gerbig hatte die Idee des Skatclubs abgehakt. Scheinbar vergebens waren die Zeitungsannonce und der Preisskat im Oktober 1994 gewesen, denn niemand meldete sich bei ihm, um mitzuspielen. Die Wende kam unerwartet, im Januar 1995: Der mittlerweile verstorbene Bernhard Freitag fragte bei Herbert Gerbig an, er habe Interesse.

Nun fehlte aber immer noch ein Spieler, denn beim Skat braucht es mindestens drei. Freitag trieb seinen Nachbarn Manfred Gundlach auf, und Gerbig holte seinen Nachbarn ins Boot. Endlich war die Skatrunde komplett. Ihr erster Skatnachmittag am 19. März 1995 begründete eine Tradition. Jedes Jahr trägt der Club am Gründungswochenende einen öffentlichen Preisskat aus, der dieses Jahr am Sonntag, 20. März stattfindet.

Durch persönliche Kontakte der Spieler wuchs die Runde schnell weiter an. Herbert Gerbig und Manfred Gundlach sind dabei geblieben. Sie schätzen das angenehme Miteinander. "Das Schöne ist, dass immer 25 bis 30 Leute kommen. Aber wir haben hier noch nie Streit gehabt", sagt Herbert Gerbig.

In einer so großen Runde kann es ohne feste Regeln nicht funktionieren: Es gilt das Regelwerk des Deutschen Skatverbandes. "Es kommt vor, dass es Meinungsverschiedenheiten gibt, aber die können immer geschlichtet werden", erzählt Manfred Gundlach.

Zurzeit kommen jeden Dienstagnachmittag 25 bis 30 Spieler ins Karl-Schröder-Haus in der Ohligser Hubertusstraße, auch fünf Frauen sind dabei. "Mit fast 70 bin ich einer der Jüngsten", scherzt Herbert Gerbig. Ältester Mitspieler ist der 99-jährige Hans Paashaus. "Das ist meine Erholung, hier bin ich unter Menschen", freut er sich. 1931 brachten ihm die Großeltern das Skatspielen bei, seit 16 Jahren kommt er zum Awo-Skatclub. "Früher war ich besser, da hatte ich mehr Courage", berichtet Paashaus. Auch die Ausdauer hat etwas gelitten, er spielt nur noch zwei statt wie früher vier Stunden. Der alte Herr steht auf und verabschiedet sich. An seinem Tisch beginnt das nächste Spiel.

In besten Zeiten trafen sich über 40 Skatfreunde in der Hubertusstraße. "Viele sind gestorben im Laufe der Jahre", sagt Manfred Gundlach, "und die ganz jungen Leute spielen kein Skat mehr". Neue Mitspieler sind willkommen, denn altersmäßig ist die Runde offen für alle. Sie sollten jedoch eines beherzigen, wie Herbert Gerbig betont: "Sie sollten fair sein und keine Streithansel."

Neben dem Gründungs-Turnier im März spielt der Skatclub noch am 1. November und am ersten Advent jedes Jahr einen öffentlichen Preisskat aus, zu dem sich regelmäßig 40 bis 60 Teilnehmer einfinden. Die Überschüsse fließen in die Begegnungsstätte oder werden für karitative Aufgaben der Awo verwendet. Während es anderswo nur wenige, aber wertvolle Preise zu gewinnen gibt, erhält bei den Turnieren des Awo-Skatclubs fast jeder wenigstens eine Kleinigkeit. Seinen Beinamen trägt er nicht von ungefähr: "Der Skatclub mit Herz".

(bjd)
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