Solingen Wissen, was ein Christ ist

Solingen · Viele Gemeinden bieten ihn nicht mehr an, für Pfarrer Hans Wilhelm Ermen ist er noch immer wichtig für junge Angehörige der evangelischen Kirche: Im Konfirmandentest wird Wissen rund um den Glauben abgefragt.

44 Jugendliche werden in diesem Jahr in der evangelischen Gemeinde Rupelrath konfirmiert. Einen Konfirmandentest müssen sie aus organisatorischen Gründen in diesem Jahr nicht absolvieren – aber nur ausnahmsweise, denn Pfarrer Hans Wilhelm Ermen legt eigentlich großen Wert auf die "Prüfung" vor dem feierlichen Übertritt ins kirchliche Erwachsenenalter. "Ich will keinen fertig machen, sondern fit machen", sagt Ermen. Es solle kein Konfirmand als geistlicher Analphabet entlassen werden.

In den meisten der zehn Solinger Gemeinden wird der Test nicht mehr durchgeführt. Der Unterricht, der auf die feierliche Bekräftigung des Glaubens vorbereiten soll, wurde inzwischen von zwei Jahren auf ein Jahr verkürzt. Im Sommer, in dem die Jugendlichen in die achte Schulklasse kommen, findet die Anmeldung im Jugendbüro statt. Ein Team von acht Mitarbeitern, darunter auch Pfarrer Ermen selbst und einige jugendliche Helfer, leitet den nachmittäglichen Unterricht. In kleinen Gruppen erhalten die Schüler ihr "geistliches Reisegepäck", wie Hans Wilhelm Ermen sagt.

Zehn Gebote und Vaterunser

Die Zehn Gebote, das Vaterunser oder das Glaubensbekenntnis sind wesentliche Bestandteile des Lehrplans, der in früheren Jahren weitaus umfangreicher war als heute. Der Unterricht soll aber nicht trocken ablaufen, sondern kirchliche Inhalte auf spielerischem Wege vermitteln. "Viele Kinder stehen erst mal unter Dampf, wenn sie aus der Schule kommen. In einem Spiel kann man dann Luft ablassen", sagt Ermen. Auch Filmmaterial und modern gestaltete Lehrbücher werden im Unterricht verwendet. Mit Vertrauensübungen wird zudem das Zusammenwirken in der Gruppe gestärkt. "Der Konfirmandenunterricht ist ein Raum, in dem die Schüler im Namen Gottes anerkannt und geschätzt sind", bekräftigt Ermen.

Vor dem Test in Form einer schriftlichen Klausur gilt es dann, sich zu Hause hinzusetzen, auswendig zu lernen und sich vielleicht noch einmal von den Eltern abhören zu lassen. Der Test selbst ist in zwei Blöcke gegliedert: Im ersten wird reines Wissen abgefragt, im zweiten soll sich der Konfirmand mit Fragen des Glaubens frei auseinandersetzen.

Solche Fragen könnten zum Beispiel lauten: "Was sind Sakramente?" oder "Was hat Dir der Konfirmandenunterricht bedeutet?"

"Der eine schreibt, er sei eigentlich nur wegen der Eltern hier, habe aber Wertvolles gelernt, der andere schreibt, er sei immer noch auf der Suche", berichtet Ermen. Die Schnellsten sind nach 20 Minuten fertig, anderen gibt man auch schon einmal bis zu 75 Minuten Zeit. Bestanden hat der Konfirmand, wenn er etwa die Hälfte der Punktzahl erreicht hat. Fürchten muss sich vor dem Test aber niemand. "Es wird auch mal ganz gut nachgeholfen", verrät der Pfarrer. Rein theoretisch könne der Test schon ein Hindernis auf dem Weg zur Konfirmation sein – aber nur, wenn ein Schüler keinerlei Willen zeige, ihn zu bestehen. "Das ist noch nie vorgekommen", sagt Ermen schmunzelnd. Und er betreut aktuell immerhin seinen 34. Konfirmandenjahrgang.

Einen Trost für jene, die die notwendige Punktzahl trotzdem nicht erreicht haben, hat Ermen zudem parat: "Bei meinem eigenen Konfirmandentest sind wir alle durchgefallen." Konfirmiert wurden die Schüler letztlich aber dennoch, und ausgerechnet Hans Wilhelm Ermens "Prüfer" ermutigte ihn später zum Theologiestudium.

(ied)
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