Solingen Wird Straße ein Millionen-Loch?

Solingen · Die Sperrung der Stadtautobahn nach einem Kanalbruch dauert noch Monate. Der Streit zwischen dem Land und der Firma CRH als Kanalbesitzerin hält an. Kosten liegen schon jetzt bei 500 000 Euro. Arbeiter stießen auf festen Grund.

Das Loch auf der Viehbachtalstraße hat längst die Ausmaße eines kleinen Steinbruchs. Die Bauarbeiter, die sich seit der Sperrung der Schnellstraße im September durch das Erdreich graben, sind inzwischen in einer Tiefe von neun Metern wieder auf festen Boden gestoßen. Und der Krater, der sich nun statt der Fahrbahn auftut, hat eine Länge von mehreren Dutzend Metern. An eine Freigabe der Stadtautobahn ist jedenfalls noch lange nicht zu denken. Mindestens zwei weitere Monate bleibt die "Vieh" geschlossen.

Eine Verlängerung der Sperrungen zwischen Ohligs und Mangenberg sowie in Gegenrichtung zwischen Mangenberg und Merscheid ist aber genauso möglich, wie die Kosten weiter steigen können. "Im Augenblick gehen wir von einer halben Million Euro für die Sanierung aus", sagte am Freitag Laurenz Braunisch vom für die Instandsetzung der Straße zuständigen Landesbetrieb Straßen NRW. Wobei selbst damit noch nicht die Obergrenze erreicht sein muss.

Denn das Problem ist: Nachdem die vierspurige Solinger Stadtautobahn vor einem knappen Monat gesperrt wurde, weil ein alter Firmenkanal im Untergrund zusammenbrach und Teile der Fahrdecke absackten, wissen die Experten immer noch nichts Genaues über die Länge, auf der die Schäden aufgetreten sind. Theoretisch ist es möglich, dass der Boden unter großen Teilen der Viehbachtalstraße aufgeweicht ist. Und davon hängt wiederum ab, wie hoch die Kosten ausfallen.

Unterschiedliche Rechtsauffassung

Ebenfalls weiter unklar ist, wer am Ende zahlen muss. Im Augenblick geht Straßen NRW in Vorleistung. Doch damit ist aus Sicht der Beamten nicht das letzte Wort über die Finanzierung der Maßnahme gesprochen. "Es gibt zurzeit noch unterschiedliche Rechtsauffassungen", sagte Laurenz Braunisch vom Landesbetrieb.

Im Klartext: Während die Fachleute der Behörde davon ausgehen, dass die Firma CRH als Besitzerin des kaputten Kanals zahlen muss, sieht man das in der Burscheider Konzernzentrale der CRH-Mutter Johnson Controls anders. Zuletzt hatte es geheißen, man werde die Angelegenheit rechtlich untersuchen. Und auch Freitag war der Automobilzulieferer noch nicht zu einem Ergebnis gekommen. "Wir befinden uns weiter in der Prüfung", sagte ein Unternehmenssprecher. Wann mit einem Resultat zu rechnen sei, könne nicht gesagt werden, so der Sprecher.

Derweil scheinen sich die Solinger Autofahrer sowie die Pendler von außerhalb mit der Sperrung einigermaßen arrangiert zu haben. Zwar bilden sich zu den Hauptverkehrszeiten auf den Ausweichstrecken in Höhscheid, Merscheid und Wald immer noch Staus.

Doch das große Chaos, das einige nach der Schließung der Stadtautobahn befürchteten, blieb bislang aus. Viele der rund 20 000 Autofahrer, die die Viehbachtalstraße bis zur Sperrung täglich benutzten, haben inzwischen Wege durch die Stadt ausfindig gemacht, auf denen ein relativ zügiges Durchkommen möglich ist. Das allerdings stört die Anwohner der betroffenen Straßen. Sie müssen mit mehr Krach und Abgasen leben, während die Nachbarn der "Vieh" zurzeit die Erfahrung ungewohnter Ruhe machen.

(RP/ac)
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