Alte Schleiferei in Solingen Spuren des Hochwassers am Wipperkotten sind beseitigt

Solingen · Schon Corona hatte Führungen am Wipperkotten eingeschränkt, dann kam auch noch die Flut. Über zwei Meter hoch stand das Wasser im Juli. Jetzt ist alles renoviert und gereinigt, sodass die Schleiferei wieder regulär öffnen kann.

   Bis zu 2,18 Meter stand das Wupper-Hochwasser in der Nacht auf den 15. Juli vergangenen Jahres. Am Morgen war das Wasser bereits etwas gesunken.  Foto: Schrage

Bis zu 2,18 Meter stand das Wupper-Hochwasser in der Nacht auf den 15. Juli vergangenen Jahres. Am Morgen war das Wasser bereits etwas gesunken. Foto: Schrage

Foto: Förderverein Schleiferei Wipperkotten/Reinhard Schrage

So sauber, dass man vom Boden essen könne, sei es im Wipperkotten nie gewesen, sagt Reinhard Schrage, Kurator des Fördervereins der alten Schleiferei. „Das vermittelt die Atmosphäre, dass hier noch gearbeitet wird“, sagt er. Es passe einfach, schließlich würden im Wipperkotten noch heute zwei Schleifer und zwei bis drei Messermacher regelmäßig arbeiten. Trotzdem haben der Förderverein und zahlreiche Helfer seit dem vergangenen Juli viel Arbeit in die Reinigung des alten Gebäudes gesteckt. Denn das Hochwasser im Juli vergangenen Jahres hatte heftige Spuren hinterlassen. Nun seien die Arbeiten soweit abgeschlossen, dass die alte Schleiferei wieder wie gewohnt jeden ersten und dritten Sonntag öffnen könne.

„So eine Naturkatastrophe hat es hier rund um die Wupper noch nie gegeben“, sagt Schrage. „Es war katastrophal, wir sind vom Hochwasser massiv betroffen gewesen.“ Die Wupper und auch der eigentlich kleine Weinsberger Bach neben dem Kotten seien bereits am Nachmittag des 14. Juli stark über die Ufer getreten und hätten das Gelände überflutet. „Die Wupper war zu einem reißenden Fluss geworden“, erinnert sich Schrage, der noch immer geschockt von dem Ausmaß der Flutkatastrophe wirkt. Im Laufe der Nacht sei das Wasser dann weiter gestiegen – auf bis zu 2,18 Meter. Heute erinnert eine kleine Markierung daran, die Schrage an der Außenwand des Kottens angebracht hat.

„Das Wasser allein war nicht das Problem“, so Schrage. Wie die meisten Flutopfer habe auch der Wipperkotten vor allem unter dem Schlamm gelitten, den die Wassermassen angeschwemmt hatten. Der habe eine Lehm-artige Konsistenz gehabt und sei schnell ausgehärtet, so Schrage. „Die Feuerwehr Rupelrath hat uns unterstützt. Die haben den Schlamm mit Wasser wieder flüssig gemacht, sodass man ihn abpumpen konnte.“ Danach seien weitere umfangreiche Reinigungsarbeiten nötig gewesen – auch an den Messern und Scheren, die der Förderverein zur eigenen Finanzierung am Kotten verkauft, sowie an den historischen Werkzeugen und Klingen, die vor Ort ausgestellt sind.

 Robert Schrage, Kurator des Fördervereins Schleiferei Wipperkotten, ist froh, dass die Renovierungs- und Aufräum-Arbeiten inzwischen großteils abgeschlossen sind.

Robert Schrage, Kurator des Fördervereins Schleiferei Wipperkotten, ist froh, dass die Renovierungs- und Aufräum-Arbeiten inzwischen großteils abgeschlossen sind.

Foto: Carolin Streckmann

„Der Schlamm ist nach wenigen Tagen bombenhart geworden“, sagt Schrage. Es sei ein enormer Aufwand gewesen, alle historischen Gerätschaften zu reinigen. Am Ende habe man aber Erfolg gehabt. Nur die „Hunderten von Schneidwaren“ aus dem Verkaufsraum wurden nicht alle gesäubert, wie Schrage erzählt. Gerade die Klingen aus Karbonstahl seien von dem Schlamm zerstört worden, zahlreiche Holzgriffe außerdem vom Wasser aufgequollen. „Ich habe die dann hier für den regulären Preis verkauft – als Hochwasser-Messer.“ Die Aktion sei gut angekommen, viele Bürgerinnen und Bürger hätten den Kotten mit dem Kauf der beschädigten Klingen unterstützen wollen.

Neben der umfangreichen Säuberung seien auch Renovierungsarbeiten nötig geworden. „Alles, was hier an Mauerwerk – das sogenannte Gefach – an den Außenwänden ist, wurde erneuert.“ Das und alle restlichen Arbeiten seien von einer Fachfirma aus Burscheid erledigt worden, die auf die Renovierung von Fachwerkhäusern spezialisiert sei. Das sei sehr kostspielig gewesen, das Ergebnis habe den Förderverein aber überzeugt. „Wir sind begeistert von der Arbeit.“

Insgesamt habe das Hochwasser einen Schaden von rund 250.000 Euro verursacht, erzählt Schrage. „Ich habe viele Anträge gestellt, bei verschiedenen Stiftungen, unter anderem der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.“ Dazu kamen Spenden von Bürgern sowie Unternehmen. „Die Unterstützung der Solinger Bevölkerung war super toll.“ Mittlerweile habe der Kotten sogar ein neues Wasserrad – „aber nicht wegen dem Hochwasser“, wie Schrage sagt. Den Auftrag habe er schon vor der Flut erteilt, da das vorherige Rad aus Altersgründen erneuert werden musste. Damit sei der Wipperkotten grunderneuert, so Schrage.

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