Solingen Wildschweine pflügen Weiden und Felder um

Solingen · In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Wildschweine in Solingen um rund 400 Prozent gestiegen. Die Jäger haben kaum eine Möglichkeit, den Bestand zu reduzieren - auch gesetzlich bedingt.

 Wildschweine hinterlassen tiefe Spuren auf Weiden und Äckern in Wiescheid.

Wildschweine hinterlassen tiefe Spuren auf Weiden und Äckern in Wiescheid.

Foto: matzerath

Das neue verschärfte Jagdgesetz in Nordrhein-Westfalen bringt viele Einschränkungen für die Jagd mit sich. Pferdezüchterin Monika Hagenbeck zumindest wünscht sich, die Jagdpächter in Wiescheid würden ihr Waidwerk konsequenter ausüben und den Wildschwein-Bestand reduzieren. "Sie haben uns schon mehrfach die Weiden umgepflügt, so dass sie nicht mehr benutzt werden konnten" - weil die Verletzungsgefahr für Pferde zu groß sei.

Auch die Luftsportgruppe Erbslöh leidet unter der Neigung der Wildschweine, auf der Suche nach Engerlingen den Boden zu durchpflügen. "Speziell in der vorigen und zu Beginn der jetzigen Saison hatten wir damit große Probleme", sagt René Bremel, stellvertretender Vereinsvorsitzender. "Wir müssen dann einen Trupp losschicken, der die Löcher verfüllt und mit der Walze drüberfährt". Für den Flugbetrieb brauche man eben ebene Flächen. "Das ist sehr lästig". Aber seitdem vor drei Wochen ein Vergrätzungsmittel ausgebracht wurde, habe man (vorerst) Ruhe.

Vor wenigen Jahren noch haben Wildschweine große Schäden auf dem Waldfriedhof in Ohligs oder im Heidebad hinterlassen. "Diese Probleme haben wir mittlerweile in den Griff bekommen, weil die Zäune verstärkt und abgedichtet worden sind", erklärt Stadtförster Markus Schlösser. Trotzdem lassen im gesamten Solinger Stadtgebiet die Spuren erkennen, dass Wildschweine überall unterwegs sind - vor allem in der Ohligser Heide, rund um die Sengbachtalsperre, an der Krahenhöhe oder in Höhscheid. "Nichts Auffälliges. Es sind die üblichen Schäden auf Wiesen und landwirtschaftlichen Flächen, wie sie jedes Jahr im Frühjahr auftauchen", sagt Thomas Lambracht. Die Wiederherrichtung bezeichnet der Kreisjagdberater als Kampf gegen Dominosteine, die immer wieder umfallen. "Es sind einfach zu viele Tiere. Und wir haben im Vergleich zu Jägern in anderen Bundesländern gesetzlich kaum die Möglichkeit, den Bestand entscheidend zu reduzieren."

In den vergangenen Jahren ist in Solingen die Vermehrungsrate auf rund 400 Prozent angestiegen. Die Zahl liegt inzwischen auf einem stabilen Hochstand. "Derzeit ist Schonzeit, nur bis zu zwölf Monate alte Frischlinge sind frei", ergänzt Revierförster Markus Schlösser, der als weiteres Jagdhindernis anführt, dass Wildschweine gewöhnlich nur nachts außerhalb der Wälder unterwegs sind. Sehen könne man sie nur bei Schnee oder Vollmond. "Und sie haben keine natürlichen Feinde. Selbst wenn man sich bei der Jagd größte Mühe geben würde, werden die Probleme bleiben - und die Wildschweine immer mehr."

Peter Weeger, der 52 Jahre lang Jagdpächter in dem Revier war, das von Düsseldorf-Garath bis Wiescheid reicht, hat im März seine Jagd abgegeben. "Früher war das ein reines Niederwildrevier, jetzt gibt es nur noch Wildschweine und Rehe", erklärt er frustriert. Er höre nicht nur aus Altersgründen auf, die Jagdbedingungen in Nordrhein-Westfalen hätten sich katastrophal verschlechtert. "Es sind zu viele Menschen im Wald, die sich an keine Regel halten, etwa Hunde freilaufen lassen, in die Dickichte vordringen. Hinzu kommt die Furcht, dass jemand von unkontrolliert herumfliegenden Geschossfragmenten getroffen wird", sagt Weeger.

(RP)
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