Weltfrauentag 2022 in Solingen „Gleichstellung ist noch nicht erreicht“

Solingen · Gemeinsam tanzen und damit ein Zeichen setzen – das ist der Gedanke hinter „One Billion Rising“. Mit dem Flashmob startet die Stadt ihr Programm zum Frauentag. Die Botschaft lautet: Gleichstellung ist wichtig – für alle Geschlechter.

 Bei der Wanderausstellung „Was ich anhatte“ zeigen Frauen die Kleidung, die sie bei einer sexuellen Gewalttat getragen haben.

Bei der Wanderausstellung „Was ich anhatte“ zeigen Frauen die Kleidung, die sie bei einer sexuellen Gewalttat getragen haben.

Foto: Anne Orthen

Der Internationale Frauentag findet jährlich am 8. März statt. In Solingen beginnt das Programm rund um den Aktionstag schon im Februar und dauert bis in den April. Die Gleichstellungsstelle der Stadt möchte so ein möglichst breites Programm bieten. Man wolle vielen Menschen Zugang zu den angesprochenen Themen bieten, erklärt Sandra Ernst, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. „Es sollen sich nicht alle Veranstaltungen rund um den 8. März stauen.“

Den offiziellen Start markiert deswegen traditionell der kommende Montag mit der Kampagne „One Billion Rising“ auf dem Bremsheyplatz in Ohligs. „Wir bieten den Flashmob am Valentinstag seit 2019 an“, sagt Sandra Ernst. Um 16.45 Uhr können Interessierte auf dem Platz neben dem Hauptbahnhof zusammenkommen und tanzen. „Es gibt ein Video auf unserer Homepage, damit man zu Hause schon einmal üben kann“, sagt Ernst.

„One Billion Rising“ findet jährlich am Valentinstag statt. Ins Leben gerufen wurde die Aktion vor zehn Jahren von der Künstlerin und Feministin Eve Ensler in New York. Das gemeinsame Tanzen einer weltweit einheitlichen Choreografie solle ein Zeichen setzen gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen und für Gleichstellung, so Ernst. „Tanzende sind in der Regel Frauen oder Mädchen – eingeladen sind aber auch Männer, denn sie sollen sich ja ebenfalls für die Thematik einsetzen.“ Wer mitmachen oder zuschauen will, muss zum Corona-Schutz eine medizinische Maske tragen und Abstände einhalten. Eine Voranmeldung ist nicht nötig.

Ein weiteres Highlight im Solinger Programm zum Weltfrauentag ist Sandra Ernst zufolge die Wanderausstellung „Was ich anhatte“. Sie zeigt Kleidungsstücke, die Frauen trugen, als sie sexuelle Gewalt erfahren haben. Damit werde ihre Geschichte erzählt und „ganz klar dargestellt, dass sexuelle Gewalt Frauen und Mädchen aller Altersklassen, aller Lebenssituationen und aller Kleidungsstile“ treffen könne, so Ernst. Die Ausstellung solle mit dem Vorurteil brechen, dass aufreizende Kleidung der Grund für sexuelle Übergriffe sei und Frauen durch das, was sie anhaben, somit eine Mitschuld tragen würden.

„Wir verbinden das in Solingen mit einer kleinen Ausstellung zur Anonymen Spurensicherung“, sagt Ernst. Das Projekt der Frauenberatungsstelle und des Klinikums Solingen ermöglicht seit eineinhalb Jahren die anonyme Sicherung von Spuren nach einer sexuellen Gewalttat für eine mögliche spätere Strafanzeige. Eine Kombination beider Ausstellungen schien naheliegend, erklärt Ernst. „Beides dreht sich um sexualisierte Gewalt. Gerade das Projekt der Anonymen Spurensicherung lebt von Aufklärungsarbeit.“ Zwischen dem 18. und 31. März wird die kombinierte Ausstellung im Schaufenster der Gläsernen Werkstatt in der Solinger Innenstadt zu sehen sein.

Bis in den April hat die Gleichstellungsstelle Veranstaltungen unter dem Motto „Frauengeschichten“ geplant. Es gehe darum, „Geschichte von Frauen erlebbar zu machen“, sagt Ernst. Dazu sei unter anderem für den Aktionstag am 8. März in Kooperation mit dem städtischen Kulturmanagement eine Lesung mit Susanne Abel zu ihrem Buch „Stay away from Gretchen – eine unmögliche Liebe“ geplant. Daneben gebe es diverse Vorträge über historische weibliche Persönlichkeiten sowie zu Problemen, vor denen Frauen heutzutage stehen. Am 11. März findet eine von den Gleichstellungsstellen in NRW organisierte Podiumsdiskussion zum „Equal Pay Day“ und der unterschiedlichen Bezahlung von Frauen und Männern statt. Die Veranstaltung, bei der auch die Landespolitik vertreten ist, wird online aus Düsseldorf übertragen.

„Wir freuen uns, dass wir für das Frauentagsprogramm eine ganze Reihe von Kooperationspartnern und -partnerinnen haben“, sagt Sandra Ernst. So sei eine breite Themensetzung möglich. „Wichtig ist, dass der Internationale Frauentag wahrgenommen wird und dass erkannt wird, dass er immer noch Bedeutung hat.“ Es gehe darum, auf wichtige Themen hinzuweisen und zu zeigen, inwiefern diese in der heutigen Zeit relevant seien. „Es gibt eine Vielfalt an Themen, die nach wie vor existent sind und dargestellt werden müssen“, sagt Ernst. „Gleichstellung ist noch nicht erreicht.“

Dabei stellt die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte klar, dass der Tag nicht nur Frauen anspreche. „Insbesondere bei der Thematik der Vereinbarkeit von Familie und Beruf möchte Gleichstellung erreichen, dass auch Männer diese als Chance für sich selbst erkennen.“ Gleichstellung solle allen Geschlechtern nutzen. Beim Weltfrauentag gehe es daher nicht bloß um Frauen, sondern darum, die Gesellschaft zu verändern.

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