Solingen Weihnachtsbeleuchtung nie christlich

Solingen · Solinger Geistliche halten die Debatte um die religiös neutrale Weihnachtsbeleuchtung für unnötig. Schließlich habe auch der bisherige Adventsschmuck in der Fußgängerzone keine christlichen Symbole enthalten.

Auch wenn gerade erst die letzten Familien aus dem Sommerurlaub heimkehren und die dunkle Jahreszeit noch ein Stück weit entfernt zu sein scheint, spaltet die Weihnachtsbeleuchtung die Gemüter. Für das neue Winterlicht, das künftig von Oktober bis Ende Februar die Innenstadt erhellen soll, kündigte Christoph Krafczyk vom Innenstadtbüro einen Verzicht auf christliche Symbole an. Was folgte, war eine Diskussion zwischen Politikern und Bürgern über die Grenzen der politischen Korrektheit und religiöse Toleranz – und über die Frage, was überhaupt im klassischen Sinne "christlich" an einer Weihnachtsbeleuchtung ist.

Eigentlich nichts, stellen Vertreter der Solinger Kirchengemeinden klar. "Ich habe in der bisherigen Beleuchtung weder Kreuze noch eine Krippe gesehen", sagt Hartmut Schneider von der evangelischen Kirchengemeinde Wald. Er sieht in der typischen Weihnachtsdekoration eine Vermischung von Religion und Kommerz. Als vorauseilenden Gehorsam betrachtet Schneider die Argumentation, durch eine religiös neutrale Beleuchtung der Innenstadt stärker dem multikulturellen Charakter Solingens Rechnung zu tragen. "Auch in einer Gesellschaft mit vielen kulturellen und religiösen Hintergründen müssen wir uns fragen: Was ist uns wichtig, welche Überzeugungen haben wir?", sagt Schneider.

"Eine christliche Weihnachtsbeleuchtung gibt es nicht", stellt auch Pfarrer Franz-Josef Pitzen von der katholischen Pfarreiengemeinschaft Süd klar. Dass die Straßen schon Wochen vor den Feiertagen hell erleuchtet seien, diene wohl eher der Schaffung einer gemütlichen Atmosphäre in der dunklen Jahreszeit und der Verkaufsförderung. Kurioserweise sehe man aber schon am 2. Weihnachtsfeiertag deutlich weniger Schmuck in der Stadt, also eigentlich genau dann, wenn er angebracht wäre, sagt der Pfarrvikar. In Wermelskirchen, wo der heute 52-Jährige aufwuchs, seien zum Winterlicht erst an Heiligabend die klassischen Schweifsterne als Ebenbilder des Sterns von Bethlehem dazugeschaltet worden, erinnert er sich.

Die Möglichkeit, Sterne kurz vor den Feiertagen einzubauen, hatte auch die Stadtentwicklung erwogen. Eine große Bedeutung als christliches Symbol komme vor allem der Kerze als Licht der Welt sowohl in der Weihnachts- als auch Osterzeit zu, betont Pitzen, der allerdings versucht, die Wogen zu glätten: Themen wie der Schutz des Sonntags und die Bewahrung der Ruhe an den stillen Feiertagen seien ihm wichtiger als die Debatte über Winterlichter. Vor allem aber besorgt den Pfarrvikar das fehlende Wissen vieler Menschen über die Wurzeln christlicher Feste.

"Weihnachten ist da auf niedrigem Niveau noch das bekannteste, bei Pfingsten zum Beispiel tendieren die Kenntnisse in der Gesellschaft gen null", erklärt Pitzen. Wie man die Bedeutung des Weihnachtsfestes wieder stärker in das Bewusstsein der Menschen rücken könnte, sagt der Pfarrer mit Blick auf Köln: So sollten nicht nur die Kirchen in der Weihnachtszeit den Besuchern eine Krippe mit dem Jesuskind präsentieren, sondern auch Händler in ihren Geschäften. "Das wäre für alle ein Gewinn", sagt Pfarrer Pitzen.

(RP)
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