Interview Wahlsieger Hardt (CDU) erwartet große Koalition

Wie haben Sie den Abend nach der Solinger Wahlparty verbracht?

Wie haben Sie den Abend nach der Solinger Wahlparty verbracht?

Hardt Ich bin ins Wuppertaler Rathaus gefahren und habe mich auch dort bei den Wahlhelfern bedankt. Dann habe ich mit der Familie ein Glas Sekt getrunken und bin um halb Zwölf ins Bett gegangen. Um fünf Uhr bin ich wieder aufgewacht und habe auf dem I-Pad alle Ergebnisse der Kollegen aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion angeschaut. Das war spannend.

Wann geht es zurück nach Berlin?

Hardt Ich fliege Dienstag früh. Um 12 Uhr ist konstituierende Sitzung der CDU Landesgruppe NRW, die mit 63 Abgeordneten so groß ist wie noch nie, größer als die bayerische CSU-Landesgruppe mit ihren 56 Mitgliedern. Es geht darum, sich bekannt zu machen mit den Neuen, und wir werden einen Vorsitzenden wählen, voraussichtlich wird es erneut Peter Hintze sein.

Mit wem wird die Union regieren?

Hardt Ich bin sehr sicher, dass es auf eine Koalition mit der SPD hinausläuft. Die CDU/CSU kann nicht allein regieren, doch geht es auch nicht ohne uns. Eine rechnerische Mehrheit von Rot-Rot-Grün würde bei der Kanzlerwahl den Mehrheitstest in der Praxis nicht bestehen. Schwarz-Grün halte ich angesichts der Forderungen der Grünen für wesentlich schwerer umzusetzen als Schwarz-Rot. Gleichwohl sollte man Sondierungsgespräche mit beiden demokratischen Parteien, SPD und Grüne, führen.

Was haben Sie sich für die nächsten Monate politisch vorgenommen?

Hardt Ich möchte weiterhin Vollmitglied im Verteidigungs- und im Europaausschuss bleiben. Ansonsten bin ich niemand, der neben dem Telefon schläft, um bloß keinen Ruf der Fraktion für das eine oder andere Pöstchen zu überhören. Zwei Dinge, die auch im Regierungsprogramm stehen, sind mir wichtig: Der Bund soll bei der Eingliederungshilfe für Behinderte einen substanziellen Beitrag leisten, der die Kommunen spürbar entlastet. Zudem sollten wir mit dem Verkehrsinvestitionsprogramm für den Westen dafür sorgen, dass auch die bergischen Städte Straßen und Brücken sanieren können. Das habe ich den Wählern versprochen.

Ihr Wahlsieg war klar. Gab es dennoch einen Plan B für den Fall, dass es nicht geklappt hätte?

Hardt Ja, ich hätte voraussichtlich wieder bei Vorwerk gearbeitet. Doch freue ich mich, dass es nun wieder zurück geht in den Bundestag, denn ich bin gerne dort. Ich hatte auf einen Erfolg gehofft. Dass er aber so deutlich sein wird, hat mich besonders gefreut.

Tut Ihnen die FDP leid?

Hardt Die FDP hat das Potenzial, über fünf Prozent zu kommen. Doch hat sie es nicht geschafft, Wähler zu mobilisieren. Der Wähler hat die Entscheidung bewusst so getroffen. Gute Demokraten müssen das akzeptieren, auch wenn es dem Einzelnen auch mal weh tut.

DAS GESPRÄCH MIT JÜRGEN HARDT FÜHRTE BERND BUSSANG.

(RP)
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