Solingen Wahlkampf 3.0 - wie die Politik Facebook nutzt

Solingen · Der Kampf um Wähler findet nicht mehr nur auf Straßen und Plakaten statt. Die Kandidaten haben längst Facebook und Twitter entdeckt. Den Kontakt zum Bürger ersetzen die Internet-Netzwerke aber nicht.

 Duell im Internet: Die Facebook-Seiten von SPD-Mann Sven Wiertz (oben) und CDU-Mandatsträger Jürgen Hardt

Duell im Internet: Die Facebook-Seiten von SPD-Mann Sven Wiertz (oben) und CDU-Mandatsträger Jürgen Hardt

Foto: Francina Herder

Würde die Bundestagswahl im sozialen Netzwerk Facebook entschieden, hätte SPD-Mann Sven Wiertz derzeit gute Karten. Bis gestern Nachmittag klickten auf der Facebook-Seite des sozialdemokratischen Direktkandidaten für den Wahlkreis 103 (Solingen, Remscheid, Teile Wuppertals) insgesamt 417 Nutzer den "Gefällt mir"-Button. Mandatsträger Jürgen Hardt (CDU) brachte es hingegen nur auf 321 der nach oben gereckten virtuellen Daumen.

Solingen: Wahlkampf 3.0 - wie die Politik Facebook nutzt
Foto: NN

Gut drei Wochen vor der Wahl am 22. September geht der Wahlkampf auch online in die heiße Phase. Denn die meisten Politiker, die demnächst das Bergische in Berlin vertreten wollen, haben soziale Netzwerke wie Twitter, aber eben auch Facebook längst für sich entdeckt.

SPD-Mann Wiertz veröffentlicht täglich zwei bis drei neue Nachrichten auf seiner Facebook-Wahlkampfseite. "Das können politische Stellungnahmen sein, aber auch Ankündigungen für sowie Berichte von Veranstaltungen, sagte der Remscheider Parteichef gestern Nachmittag.

Da stellte der Sozialdemokrat gerade ein Foto online, dass Stunden zuvor an einem SPD-Stand in den Solinger Clemens-Galerien entstanden war. Wiertz, der neben der Wahlkampfseite auch noch einen privaten Facebook-Auftritt hat, weiß die Vorzüge dieser Internetkommunikation zu schätzen. So könne man die Bürger schnell erreichen, sagte der Politiker, der allerdings nur auf Facebook aktiv ist. Wiertz: "Bei Twitter sind mir die Botschaften zu kurz."

Tatsächlich ist bei diesem Internet-Nachrichtendienst nach nur 140 Zeichen pro Botschaft Schluss. CDU-Mann Jürgen Hardt stört das aber nicht. Der Bundestagsabgeordnete twittert gerne und lässt die Kurzbotschaften dann auch bei Facebook einstellen.

Zwei bis drei solcher Nachrichten, sogenannte Tweeds, versendet Hardt pro Tag. Meist sind es Standortmeldungen, die durchaus ihre Adressaten finden. So folgen Jürgen Hardt auf Twitter inzwischen 1130 Internet-Nutzer. Doch wie für SPD-Mann Wiertz ist diese Form des virtuellen Wahlkampfs auch für den Christdemokraten nur eine Ergänzung. Hardt: "Das persönliche Gespräch ersetzen Internet-Botschaften nicht."

Eine Haltung, die auch die Direktkandidatin der Grünen, die Solinger Ratsfrau Ursula Linda Zarniko, vertritt. Obwohl sie mit 29 Jahren jünger ist als die Kontrahenten von SPD und CDU, war die Grüne bislang eher weniger im Internet aktiv. Ein spezielles Facebook-Profil, das sie als Direktkandidatin ihrer Partei zeigt, hat Zarniko derzeit nicht. Über ihre private Seite postet sie aber regelmäßig — auch in politischen Dingen.

"Hier veröffentliche ich Statements und Bilder von Veranstaltungen", sagte Zarniko gestern. Alle Personen, die auf Facebook mit der Solingerin "befreundet" sind, bekommen so die Botschaften der Grünen auf ihre eigene Facebook-Seite gesendet.

Dabei ist die virtuelle Kommunikation keine Einbahnstraße. Wer bei Facebook angemeldet ist, kann sich auch direkt an die Politiker wenden — wenn diese denn ihre Seiten pflegen. Gerd Brems, Direktkandidat der FDP im bergischen Städtedreieck, hat zum Beispiel ebenfalls einen Facebook-Auftritt. Allerdings: Die letzte Aktualisierung der Seite trägt das Datum 16. August.

Dafür wartet der Solinger Liberale in dem sozialen Netzwerk jedoch mit einer anderen Überraschung auf. Die Liste von Brems' "Gefällt mir"-Angaben ist mit drei Einträgen zwar recht übersichtlich. Wobei dann aber ausgerechnet die grüne NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann vom FDP-Mann einen seiner seltenen, hochgereckten Facebook-Daumen bekam — eben Wahlkampf 3.0 im Internet.

(RP)
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