Europawahl in Solingen Wahlbeben: Grüne und CDU fast gleichauf

Solingen · Die Grünen sind auch in Solingen der große Sieger der Europawahl: Die Partei liegt mit 24,7 Prozent nur knapp hinter der CDU, die stark verlor. Ein Fiasko erlebte aber die SPD: Die Sozialdemokraten kamen auf lediglich noch 17,6 Prozent.

 So sehen Sieger aus: Die grüne Parteisprecherin Janina Rhode (3.v.r.) feierte am Sonntagabend zusammen mit Parteifreunden den Triumph der Grünen auch in Solingen. Am Ende wurde das Ergebnis von 2014 fast verdoppelt.

So sehen Sieger aus: Die grüne Parteisprecherin Janina Rhode (3.v.r.) feierte am Sonntagabend zusammen mit Parteifreunden den Triumph der Grünen auch in Solingen. Am Ende wurde das Ergebnis von 2014 fast verdoppelt.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Es war am Sonntag um 19.30 Uhr, als die erste Gruppe von enttäuschten Sozialdemokraten die Wahlparty in der Stadtbibliothek an der Mummstraße verließ. Wobei wenigstens eines der SPD-Mitglieder angesichts des auch in Solingen desaströsen Abschneidens der Partei den Humor noch nicht in Gänze verloren hatte. „Dann holen wir uns die Prozente eben beim Bier“, sagte der Mann, ehe er mit den Parteifreunden die nächste Kneipe ansteuerte.

Es dürfte wohl ein langer Abend mit viel Alkohol geworden sein. Denn mit 17,6 Prozent hat die SPD in der Klingenstadt bei der Europawahl 2019 ihr mit Abstand schlechtestes Wahlergebnis seit Gründung der Bundesrepublik eingefahren und ist zurzeit nur noch die Nummer drei in der Stadt. Die großen Sieger sind hingegen die Grünen, die mit 24,7 Prozent zur zweitstärksten Partei wurden – denkbar knapp hinter der Solinger CDU, die ihrerseits mit 25,7 Prozent heftige Verluste hinnehmen musste. Auf Platz vier landete wiederum die AfD mit 9,1 Prozent, gefolgt von der FDP (7,2 Prozent), der Linken (4,8 Prozent) sowie der Satire-Partei „Die Partei“ (2,4 Prozent).

Entsprechend unterschiedlich war die Stimmung. „Bei uns ist die Euphorie riesig“, sagte beispielsweise die Parteisprecherin der Grünen, Janina Rhode. Zwar hatten die Grünen im Vorfeld auch in Solingen mit Zuwächsen gerechnet. Aber dass die Partei ihren Anteil im Vergleich zu 2014 am Ende sogar mehr als verdoppeln konnte, hatte dann doch überrascht. Nun gelte es, den Schwung mit in die Kommunalwahl 2020 zu nehmen, betonte Rhode, derweil sich Parteifreundin Juliane Hilbricht, stellvertretende Bezirksbürgermeisterin in Ohligs / Aufderhöhe / Merscheid, besonders darüber freute, dass die Grünen im größten Solinger Stadtbezirk selbst die CDU hinter sich gelassen hatten.

Bei der Union überwog angesichts von Verlusten in Höhe von fast neun Prozentpunkten indes Ernüchterung. „Der Wahlkampf kam bundesweit nie richtig in Fahrt“, analysierte CDU-Chef Sebastian Haug direkt nach Bekanntwerden der ersten Zahlen. Und auch der CDU-Landtagsabgeordnete Arne Moritz zeigte sich enttäuscht. Das Abscheiden müsse jetzt genau aufgearbeitet werden, forderte Moritz noch am Sonntagabend.

Derweil machte sich bei der SPD, die in Solingen ein Minus von über 13 Prozentpunkten zu verkraften hat, blankes Entsetzen breit. „Es wird schwer sein, Andrea Nahles als Parteichefin zu halten“, sagte Bürgermeister Ernst Lauterjung mit Blick nach Berlin, wo auch Oberbürgermeister Tim Kurzbach die Hauptverantwortung sieht. So sei es nicht gelungen, das Hauptwahlkampfthema, den Umweltschutz, für sich zu besetzen, kritisierte der OB, der von der SPD ein Umdenken forderte. Kurzbach: „Wir in Solingen setzen nicht umsonst auf Nachhaltigkeit. Die Stadtwerke müssen zum Beispiel bei der Energiewende eine größere Rolle spielen.“

Die FDP, die im Vergleich zu 2014 gewann, zeigte sich mit dem Resultat in der Klingenstadt zufrieden. „Der Trend ist in Ordnung“, sagte FDP-Fraktionschef Ulrich G. Müller. Die Linke wiederum führte ihre Verluste in Solingen auf die vielen kleinen Parteien zurück. „Da haben wir sicher den einen oder anderen Wähler verloren“, sagte Parteisprecher Erik Pieck etwa mit Blick auf „Die Partei“.

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