Solingen VW hinkt beim Rückrufplan der Zeit hinterher

Solingen · Der Solinger Autohändler Ernst-Robert Nouvertné bezweifelt, dass die verbleibenden neun Monate für die Aktion ausreichen.

Drei Monate nach dem Start ins "Jahr des Rückrufs" kommt Volkswagen bei der Bewältigung der Diesel-Manipulationen noch immer nicht wie gewünscht in Fahrt. Wegen einer fehlenden Freigabe durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) kann die eigentlich schon für Ende Februar erhoffte zweite Rückrufwelle für die 2,0-Liter-Motoren in Deutschland nach wie vor nicht beginnen. "Die Gespräche und Messungen werden nach Ostern fortgesetzt", sagte jetzt ein Sprecher des Konzerns.

Damit ist für die Besitzer der von den Abgas-Manipulationen betroffenen Autos weiter Geduld gefragt. Die nun zur Diskussion stehende Rückrufwelle umfasst in Deutschland neben rund 160.000 VW-Passat auch knapp 90.000 Fahrzeuge von Audi und Skoda.

Grundsätzlich sollen sich die Eigenschaften des Fahrzeugs nach den Vorgaben des KBA mit dem Update der Motorsoftware nicht ändern. Selbst ein minimal höherer Verbrauchswert könnte VW so einen Strich durch die Rechnung machen - es gilt eine "Null-Toleranz-Linie".

Die Behörde mit Sitz in Flensburg legt bei den seit Wochen laufenden Nachmessungen die EU-Verordnung 715/2007 zugrunde. Darin sind - je nach Fahrzeugklasse - Grenzwerte für zulässige Emissionen definiert, unter anderem zum Ausstoß von Kohlenmonoxid und Stickoxiden.

Im Konzern und im Aufsichtsrat gibt man sich trotz der Verzögerungen betont gelassen. Sicher habe man sich einen anderen Start ins "Jahr des Rückrufs" gewünscht - aber letztlich sei man weiterhin im Plan, heißt es aus dem Kontrollgremium. Bisher gebe es keine Anhaltspunkte, dass sich der Rückruf bis 2017 hinziehen könne.

Mit jedem verstrichenen Tag dürfte der ohnehin hohe Termindruck in den Werkstätten steigen. Die Fahrzeugbesitzer müssen sich also darauf einstellen, dass sie bei der Vereinbarung eines Rückruftermins erst einmal länger warten müssen. Immerhin sollen in Deutschland rund 2,5 Millionen Autos in die Werkstatt. In ganz Europa sind es etwa 8,5 Millionen Wagen.

"Das Ganze ist natürlich sehr ärgerlich", sagt etwa der VW-Händler Ernst-Robert Nouvertné aus Solingen. Bislang seien die Kunden aber ruhig. Um die Autos schnell und gesetzeskonform umrüsten zu können, hätten sich die Werkstätten gut vorbereitet. "Wir haben ein Team für den Rückruf gegründet: ein Meister und drei Mechaniker. Wir haben zusätzliche Geräte angeschafft. Wir sind bereit", betont er.

Ob die verbleibenden neun Monate ausreichen, um die gesamte Aktion komplett abzuschließen, bezweifelt Nouvertné. "Die Zeit, die uns vorne fehlt, muss hinten wieder dran." Vom Konzern selbst gebe es auf Rückfragen von seiner Seite längst keine konkreten Zeitangaben mehr. "Abwarten. Wir arbeiten dran", laute die Antwort aus Wolfsburg.

Um den organisatorischen Aufwand zu bündeln, hat Volkswagen die Rückrufe nicht nach Fahrzeugmodellen, sondern nach Motoren geordnet. In einem Kundenbrief nannte der Konzern Mitte Februar für die Wagen mit 1,2 Litern Hubraum einen Beginn ab dem 30. Mai (Kalenderwoche 22). Die mittelgroßen Motoren mit 1,6 Litern Hubraum sind dann ab dem 5. September (Kalenderwoche 36) an der Reihe. Bei den Letztgenannten muss nicht nur eine Software überspielt, sondern auch ein neues Gitternetz eingebaut werden.

(dpa)
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