Solingen Vorsicht vor einer höheren Konzentration

Solingen · Die Preise für Heroin sind in der Zeit von 1999 bis 2004 um 47 Prozent gesunken. Das hat die EU-Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht in Lissabon in ihrem Jahresbericht 2006 bekannt gegeben. Grund dafür sei in erster Linie die Überproduktion des Rauschgifts in Afghanistan. In Deutschland ist ein Gramm Heroin für 25 bis 60 Euro erhältlich. Die Zahl der drogenbedingten Todesfälle hat zudem im vergangenen Jahr in Europa erstmals wieder leicht zugenommen. Über die Situation – auch in Solingen – sprach Morgenpost-Mitarbeiterin Sonja Bick mit Norbert Schäfer, Leiter der Jugend- und Drogenberatungsstelle anonym.

Haben Sie die Ergebnisse des Jahresberichts überrascht?

Schäfer Dass die Produktion in Afghanistan so hoch geht, verwundert mich überhaupt nicht. Es war schon immer so, dass Kriege die Heroinproduktion und -verteilung angeregt haben. Dafür gibt es verschiedene Beispiele – auch bereits aus dem Zweiten Weltkrieg.

Macht sich der niedrigere Preis in irgend einer Form auch in Solingen bemerkbar?

Schäfer Von den Zahlen her müsste man wohl eher die Polizei fragen, aber ich denke eher nicht. Normalerweise ist es egal, ob es Versorgungsengpässe oder eine Überproduktion gibt; die Leute kommen immer an ihren Stoff.

Wo liegen die Probleme der Heroin-Überproduktion?

Schäfer Viele Abhängige sind gewohnt, dass sie gestrecktes Heroin bekommen. Wenn es nun eine Überproduktion gibt, kann es sein, dass die Notwendigkeit des Streckens geringer wird und die Leute hochkonzentriertes Heroin erhalten. Dieses birgt jedoch Gefahren und kann möglicherweise zu vermehrten Todesfällen führen. Das Problem ist einfach, dass man nie wissen kann, wie hoch die Konzentration wirklich ist.

Wird die Zahl der Heroinabhängigen aufgrund der billigen Preise steigen?

Schäfer Das wird wahrscheinlich nicht der Fall sein, denn Heroin ist keine Modedroge. Die Polizei sagt sogar, dass die Zahlen geringer geworden sind. Außerdem möchte ich den Abhängigen eine Warnung aussprechen: Bedingt durch die niedrigen Preise könnte Heroin in einer höheren Konzentration auf dem Markt vorhanden sein. Deshalb erhöhte Vorsicht beim Gebrauch.

(RP)
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