Solingen Vorbereitung auf einen Ausbildungsplatz
Solingen · In der Lehrwerkstatt der Industrie- und Handelskammer an der Schützenstraße ist jetzt eine neue Integrationswerkstatt für junge Flüchtlinge und Migranten gestartet. Sprachkenntnisse und Grundkenntnisse in Metall werden vermittelt.
Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, Eritrea oder dem Irak - Flüchtlinge im Alter zwischen 19 und 36 Jahren, die jetzt in der Lehrwerkstatt der Industrie- und Handelskammer (IHK) an der Schützenstraße fit gemacht werden für eine Ausbildung. "Das wäre der Idealfall. Mindestens aber wollen wir die jungen Leute für die Möglichkeit einer Einstiegsqualifizierung vorbereiten", sagt Ausbilder Antonio Novembrini.
Mittlerweile im dritten Jahr kümmert sich die IHK-Lehrwerkstatt darum, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine berufliche Perspektive zu geben. Die neue Integrationswerkstatt mit mehr als zwölf Teilnehmern startete am vergangenen Dienstag. Unterricht ist zunächst jeden Dienstag von 16 bis 19.15 Uhr und freitags von 13.30 bis 16.45 Uhr. "Von März bis Juli nächsten Jahres soll der Unterricht in Vollzeit stattfinden, also 39 Stunden die Woche", sagt Novembrini.
Wichtig ist für ihn, den Teilnehmern "in erster Linie auch Arbeitskultur beizubringen". Dazu gehöre beispielsweise neben Pünktlichkeit, den jungen Flüchtlingen und Migranten den technischen Ablauf eines Unternehmens zu vermitteln. "Damit sie erkennen, welchen Stellenwert jeder einzelne Arbeitnehmer hat", sagt Novembrini. Für den Leiter der IHK-Lehrwerkstatt, Andreas Braun, ist klar: Die Integration von Flüchtlingen kann nur gelingen, wenn alle staatlichen Institutionen und gesellschaftlichen Einrichtungen einen der Verantwortung gerecht werdenden Beitrag leisten - und dabei von möglichst vielen Bürgern unterstützt werden. Die Finanzierung der neuerlichen Integrationswerkstatt ist deshalb auf einige Schultern verteilt. Dazu gehören die Stadt Solingen, der Arbeitgeberverband, die Walbusch Jugendstiftung, die HST Hanse Stiftungs Treuhand GmbH (Mittel der Grohe Stiftung), die Stadt-Sparkasse Solingen und die Bergische IHK.
Mit Blick auf eine Einstiegsqualifizierung oder eine Ausbildung wird den jungen Leuten bis zum Sommer nächsten Jahres auch ein kleiner Metallkurs mit Grundfertigkeiten wie Feilen und Bohren in der Lehrwerkstatt vermittelt. "Sie werden von uns auch in die Lage versetzt, dann eine Zeichnung lesen zu können", sagt Ausbilder Antonio Novembrini. Er weiß allerdings: Das A und O sind Sprachkenntnisse. Das ist die höchste Hürde, die von den Teilnehmern übersprungen werden muss. "Handwerklich sind sie gut drauf, die individuelle Förderung ist gleichwohl wichtig. Wir können hier nicht nach einem Standardplan vorgehen", berichtet der Ausbilder. Damit Fachbegriffe wie Gewinde, Schrauben oder Muttern keine Fremdwörter bleiben, wird den Teilnehmern der Integrationswerkstatt zusätzlich ein Sprachkurs angeboten. Einmal in der Woche kommt ein Dozent, der die spezifische Fachsprache unterrichtet.
Die in der Werkstatt erworbenen Kenntnisse der Metallbearbeitung werden in einem Zertifikat bescheinigt. Dieses, sagt der Leiter der IHK-Lehrwerkstatt, Andreas Braun, ist bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz "ein echtes Pfund". Die bisherigen Erfolge können sich sehen lassen. Zuletzt erreichten elf von 17 Teilnehmern entweder einen Ausbildungsplatz, eine Einstiegsqualifizierung, eine Arbeitsstelle, oder sie gingen zur Schule beziehungsweise nahmen eine Umschulung auf. "Das ist eine gute Quote", findet Antonio Novembrini.