Solingen Von heftigen Schneefällen kalt erwischt
Solingen · Bis zu 15 Zentimeter Neuschnee sorgte im Berufsverkehr für Chaos. Auf festgefahrenen Eisplatten stellen sich an Steigungsstücken Busse und Lastwagen quer.
Heftige Schneefälle sorgten gestern im morgendlichen Berufsverkehr für chaotische Verhältnisse auf den Straßen im gesamten Stadtgebiet. Teilweise ging nichts mehr. "Unsere Busse fahren nicht mehr Schritt-, sondern im Schneckentempo", erklärte Stadtwerke-Sprecherin Silke Rampe. Das führte zu massiven Verspätungen.
Nicht mal Schneckentempo war auf einigen Linien angesagt. Auf vielen Buslinien musste der Verkehr gänzlich eingestellt werden: Die 681 zwischen Bülowplatz und Hästen wurde nicht mehr bedient, ebenso der Abschnitt Höhscheid-Brockenberg (682). Auf der Buslinie 683 (Vohwinkel-Burg) konnten bis zum Mittag beide Linienenden nicht angefahren werden wegen eines festgefahren Lastwagen im Bereich Piepersberg und eines O-Busses auf der Burger Landstraße. Gefahren wurde hier nur zwischen Krahenhöhe und Gräfrath.
Auf den Linien 690, 692 (Haan), 693, 659, 695, 697 (Rüden) und 698 (Kannenhof) fuhren die Busse überhaupt nicht. Pendler, die ihr Auto stehengelassen hatten und es mit dem Bus versucht hatten, um an ihre Arbeitsstelle zu kommen, hatten somit auch hier das Nachsehen. "Erst nach 9 Uhr kamen unsere Fahrzeuge langsam wieder in den Fahrplan", sagte Silke Rampe.
Doch auch mittags war der Stadtwerke-Fahrplan längst noch nicht im Lot: Nach Rüden, Kohlsberg und beispielsweise Kannenhof fuhr wegen der Straßenverhältnisse kein Bus, auch die 696 nach Untenkatternberg wurde wegen unbefahrbarer Wegstrecke eingestellt. Im Haltestellenbereich Wald-Mitte drohte ein Ast auf die Oberleitung zu kippen, die Feuerwehr konnte dies verhindern.
Am späten Nachmittag hatte sich der Busverkehr wieder einigermaßen normalisiert. Gleichwohl gab es auf den Linien 693 und 696 weiter Einschränkungen. Rüden und Kohlsberg wurden auch zu dieser Zeit noch nicht angefahren.
Die "S 7"-Verbindung zwischen Solingen-Mitte und Remscheid-Hauptbahnhof war von 5 Uhr an abgekoppelt. Hier hatte Abellio den Schienenersatzverkehr eingestellt - "aus Sicherheitsgründen", wie Marina Pohl berichtete. Nach den Worten der Abellio-Sprecherin standen die Schienenersatzbusse in Bereitschaft, sie konnten aber erst gegen 12 Uhr die kurvenreiche bergische Route mit der Solinger Straße und Remscheider Straße befahren. Weil auf der Strecke ein Lastwagen quer stand, kam es jedoch selbst nach Stunden noch zu Verspätungen.
Bereits um kurz nach 4 Uhr griff die große Rufbereitschaft der Technischen Betriebe (TBS): Das sind die Fahrer aller 16 Streuwagen sowie rund 160 Handreiniger, die sich um Fußgänger-Querungen oder Treppenabgänge kümmern.
Innerhalb kurzer Zeit hat es von 5 Uhr an kräftig geschneit, sagte Alexander Herpich, zuständig für den Winterdienst der Stadt. Bis zu 15 Zentimeter türmte sich der Neuschnee im Nu. Dabei stellte sich die Lage im Stadtgebiet durchaus unterschiedlich dar. Erstaunlicherweise fiel in Wald mehr Schnee als im höher gelegenen Gräfrath.
Das Problem auf den Straßen: Der Schnee war sehr feucht. Sobald die Fahrzeuge mit ihren Reifen das Wasser herausdrückten, blieb eine gefährliche Eisschicht zurück. "Das hat vielen Lastwagen und Bussen das Genick gebrocken, die sich auf den Eisplatten quer stellten", erklärte Herpich.
Staus waren die Folge angesichts des erhöhten Verkehraufkommens im Berufsverkehr am Montagmorgen. Mitunter waren selbst die große Streuwagen mit ihrem breiten Räumschildern in den Fahrzeugschlangen gefesselt. Das hat die Situation verschärft. Auf der Neuenkamper Straße in Höhscheid beispielsweise hing ein Räumwagen eineinhalb Stunden fest. So extrem sei es im Wintereinsatz schon lange nicht mehr gewesen", sagte Herpich. "Durch die Staus kam es für unsere Streuwagen zum Zeitverzug." Selbst am Nachmittag war der Winterdienst noch im Einsatz, um das Pensum aufzuholen.
Bis gegen 11.30 Uhr waren die 16 Streuwagen auf Hauptverkehrsstraßen, den Zufahrten zu Krankenhäusern sowie Buslinien und Schulwegen gebunden. Erst dann konnten die Fahrer auch vereinzelt Strecken der Prioritätsstufe II ansteuern.
400 Tonnen Streusalz hat der gestrige Einsatztag erfordert. Diese sind bereits nachbestellt und dürften schon heute geliefert werden. Dann wäre das Lager auf dem Betriebshof an der Dültgenstaler Straße in Wald wieder gefüllt. Das dürfte auch erforderlich werden. In den nächsten Tagen ist mit weiteren Schneefällen zu rechnen. Zudem soll es frostigkalt werden - in den Nächten bis zu minus 7 Grad.
Die Polizei nahm bis mittags gegen 13 Uhr lediglich sechs witterungsbedingte Verkehrsunfälle in Solingen auf - im Bergischen Städtedreieck waren es insgesamt 32. Bei allen gemeldeten Unfällen wurde niemand verletzt. Die Höhe des Blechschadens wird für die Solinger Unfälle mit rund 8300 Euro angegeben.