Solingen Von der Liebe zum Besteck

Solingen · Schon die Präsentation von Tortenhebern aus der Sammlung von Felicitas Vorpahl-Allweins im Foyer offenbarte eine bemerkenswerte Vielfalt: Silberne und goldene Stücke aus der Zeit zwischen 1880 und 1960 in unterschiedlichsten Formen, mit eingravierten Rosen oder anderen Motiven empfingen die Gäste beim "Treffen der Bestecksammler und Freunde der Tafelkultur" am Sonntag im Deutschen Klingenmuseum.

 Die Teilnehmer des Treffens der Bestecksammler im Klingenmuseum in Gräfrath waren zum Teil aus den Niederladen, Österreich und sogar den USA angereist.

Die Teilnehmer des Treffens der Bestecksammler im Klingenmuseum in Gräfrath waren zum Teil aus den Niederladen, Österreich und sogar den USA angereist.

Foto: Stephan Köhlen

"Der Gestalter muss auf kleiner Fläche in reduzierter Form den Stil auf den Punkt bringen", erklärte Bernd Kirchbrücher seine Begeisterung für Bestecke. Seit drei Jahrzehnten frönt der heute 63-Jährige seiner Sammelleidenschaft. Mokka-Löffel gehören zu seinen Schwerpunkten.

Vor allem die Epoche des Jugendstil und Historismus an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert fasziniert Kirchbrücher. "Heute habe ich bei einem Schweizer Aussteller zum ersten Mal einen Barocklöffel gekauft", verriet er.

Unterschiedlich war nicht nur die Herkunft der Teilnehmer, die zum Teil aus den Niederladen, Österreich und sogar den USA angereist waren, sondern auch ihre Motivationen: "Wir haben hier die Materialfreaks, die Händler, deren Haupterwerb der Verkauf ist, Silberschmiede, aber auch Sammler, die über ihr Interesse an der Esskultur zum Besteck gekommen sind", beschrieb Kirchbrücher die Bandbreite der Besucher, die sich untereinander größtenteils gut kennen.

"Viele haben sich schon vorab verabredet, weil sie etwas tauschen wollen", sagte Museumsdirektorin Dr. Barbara Grotkamp-Schepers. Wie immer diente die Veranstaltung aber auch dem wissenschaftlichen Diskurs: Mehrere Vorträge rundeten das Programm ab: Am Morgen referierte der US-amerikanische Fachmann Dr. William P. Hood über Besteckentwürfe des deutschen Malers und Grafikers Wenzel Hablik aus den 1920er Jahren.

"Seine handgefertigten und sehr eigenwilligen Silberbestecke waren damals in erster Linie künstlerische Arbeiten, aber dennoch auf Funktionalität bedacht", sagte Grotkamp-Schepers. Ein Vortrag von Jörg Müller-Daehn beschäftigte sich mit den Arbeiten des Solinger Graveurs Heinrich Maxen, der für viele Betriebe in der Klingenstadt arbeitete und vor allem in den 1960er bis 1980er Jahren bemerkenswerte Entwürfe schuf.

Das Klingenmuseum ehrt den Besteckgestalter im Jahr seines 80. Geburtstages mit einer Ausstellung zu seinem Schaffen in der ersten Etage. Den Erläuterungen Müller-Daehns folgte ein Rundgang aller Teilnehmer durch die neue Sonderausstellung, die noch bis zum 29. Juni zu sehen ist.

Eine eigene Besteckserie stellten gestern Studenten der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim vor. "Wir haben schon seit längerem einen guten Kontakt und werden Vertreter der Hochschule auch bei der MesserMacherMesse am 3. und 4. Mai begrüßen", freute sich Grotkamp-Schepers.

(RP)
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