Solingen Vom Tourismus abgekoppelt

Solingen · Während die Tourismuskonzepte rund um Schloss Burg und Müngsten vorangetrieben werden, fühlen sich die Gastronomen zwischen Wipperaue und Wupperhof ausgeschlossen. "Wir fristen hier unser Dasein", klagen sie.

Die steile Severinstraße führt direkt hinab in ein dunkles Loch. Das zumindest findet Axel Caspers, Inhaber des Landgasthofes Friedrichsaue, der mitten in dem dunklen Loch im Tal der Wupper liegt – und man mag dem Gastronomen kaum widersprechen: Weil die Stadt aus Spargründen die Laternen ab der Friedrichstaler Straße abschaltete, liegt das Gebiet zwischen Rüdener Straße, Friedrichstaler Straße und Obenrüden mit Einbruch der Dämmerung im Dunkeln. Davon betroffen sind auch die Gaststätten Landhaus Wipperaue, Haus Rüden, Gaststätte Rüdenstein, Landhaus Wupperhof und eben Caspers Friedrichsaue. Und dass das nicht dazu führt, Gäste anzulocken, darüber sind sich die Wirte einig. Der harte Winter im Dezember und Januar hat sein Übriges getan: Tagelang fuhr kein Bus in die tief gelegene Ortschaft. Hinzu kommt eine Baustelle auf der ins Tal führenden Severinstraße: Seit vergangenem Sommer werden dort Kanalrohre verlegt, im April oder Mai soll das erledigt sein. "Das hat man uns zumindest zugesichert", sagt Petra Meis-Wachauf, Inhaberin der Gaststätte Rüdenstein.

"Alle sprechen von Schloss Burg"

Sie und die anderen Gastronomen aus dem Tal fühlen sich abgekoppelt – von der Verbindung in die Stadt, vom existenzsichernden Gastgeschäft und nicht zuletzt von den ehrgeizig vorangetriebenen Tourismuskonzepten. "Alle sprechen von Schloss Burg, seinen Zuschüssen und der Entwicklung der Verbindung zwischen Burg und Müngsten. Und wir fünf hier unten fristen unser Dasein", ärgert sich Benno Sasse, Geschäftsführer des Landhauses Wipperaue. "Wir haben natürlich einzelne Bereiche, mit denen wir uns im Augenblick stärker befassen", sagt Bodo Middeldorf, Geschäftsführer der Bergischen Entwicklungsagentur (BEA).

"Eine herausragende Stellung haben Burg und die Achse zwischen Müngsten und Burg. Dies bindet Kräfte, bedeutet aber nicht, dass wir an anderer Stelle nicht auch tätig sind." Immerhin gehe es nicht darum, den Tourismus unter reinen Image-Aspekten zu stärken, sondern als Wirtschaftsfaktor. Das Tal an der Wupper sei insbesondere in Bezug auf bergische Industriekultur oder überregionale Wegeverbindungen wie den Panorama-Radweg oder Wanderwege interessant, fasst Middeldorf vage zusammen.

Umgekehrt, führt er weiter aus, ziehe man natürlich nicht mit der Infrastruktur alleine Gäste. "Dafür muss man auch ein gutes Angebot vorhalten." Dass sie dies bereits tun, davon sind die fünf Gastwirte aus dem Tal der Wupper überzeugt. Helfen wird es ihnen vorerst dennoch nicht: Wenn die Kanalarbeiten an der Severinstraße beendet sind, heißt es von der Stadt, geht es direkt in Untenrüden weiter.

(RP)
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