Solingen Vom Anlageberater getäuscht

Solingen · Auch ein Solinger Rentner wurde Opfer. Er kaufte wertlose Papiere der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers.Die Geschädigten, mindestens elf allein in der Klingenstadt, haben jetzt eine Interessengemeinschaft gegründet.

"Neue Aspekte erkennen wir in Ihrem letzten Brief nicht, wir verweisen auf unsere bisherige Korrespondenz. Wir betrachten die Angelegenheit damit als ausgeschrieben." Das Schreiben der Zentrale der Dresdner Bank in Frankfurt hat diesen Wortlaut, konsterniert legt es der Solinger Rentner vor sich auf den Tisch. Er möchte seinen Namen nicht nennen, auch die Höhe seines Verlustes behält er für sich. "Viel" hätten er und seine Ehefrau durch den Kauf dubioser Zertifikate der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers verloren.

Ihr Zusammenbruch im September 2008 markierte den Beginn der weltweiten Finanzkrise. "Unser Berater gehört nach Sibirien", schimpft der Senior, der sein Geld "mit den eigenen Händen verdient" hat und nun auf den wertlosen Zertifikaten der insolventen Bank sitzen bleibt. Zu allem Unglück sind diese nämlich nicht von der deutschen Einlagensicherung geschützt.

Von seinem Berater bei der Dresdner Bank fühlt er sich in professioneller Manier getäuscht und erwägt Strafanzeige wegen Betrugs. "Er war darin geschult, uns zu täuschen, nur um seine Provision zu kassieren", ergänzt seine Frau, die nach Eintreffen der Hiobsbotschaft aus Frankfurt im Herbst 2008 "einige schlaflose Nächte" verbrachte. Beide sind fest davon überzeugt, dass zum Zeitpunkt ihrer Investition in die Lehman-Papiere die Insolvenz bereits abzusehen war und ihr Berater sie daher niemals hätte empfehlen dürfen. Gewieft habe er die arglosen Anleger in private Gespräche über Familie und Urlaubsreisen verwickelt, um ihr Vertrauen zu gewinnen. So sei es ihm gelungen, einen großen Geldbetrag des Ehepaars in Lehman-Zertifikate fließen zu lassen.

Er habe von einer "sicheren Anlage" gesprochen, die eine Rendite von rund fünf Prozent versprach. Und der Mann habe obendrein den anzulegenden Betrag ohne Zustimmung des Ehepaares einfach um gut 2000 Euro erhöht, damit es "besser passe".

Volker Wittig (47) ist Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) der Lehman-Geschädigten im Bergischen. Er spricht von der kriminellen Energie, mit der Bankberater gezielt ältere Leute "aus sicheren Geldanlagen heraus und in die hochspekulativen Zertifikate hinein beraten" hätten. Zum einen, weil Senioren oft als leichtgläubig gelten, zum anderen aus einem geradezu makabren Grund: "Die Betrüger hoffen, dass sich das Problem dann von selber löst." Es seien mittlerweile einige ältere Anleger gestorben. Wittig selbst hat über seinen Citibank-Berater 10 000 Euro verloren und auf Schadensersatz geklagt. Um den Lehman-Geschädigten im Bergischen Land beim Kampf um ihr Geld rechtliche und organisatorische Unterstützung zu bieten, veranstaltet seine IG regelmäßig Veranstaltungen.

(RP)
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