Solingen Volle Auftragsbücher bei CRH

Solingen · Johnson Controls hat noch keine Genehmigung von der europäischen Kartellbehörde für die Übernahme von Keiper. Der beabsichtigte Dreierbund mit der Solinger CRH-Gruppe hat deshalb noch keine Fahrt aufgenommen.

Die Auftragsbücher des Automobilzulieferers C. Rob. Hammerstein (CRH) sind voll. "Wir machen Überstunden und arbeiten auch samstags", sagt der neue Betriebsratsvorsitzende Salvatore di Gaetano. Und es werden neue Mitarbeiter gesucht – knapp 40 Positionen umfasst derzeit die Stellenliste, die vom Konstrukteur bis zum Produktingenieur reicht.

Während beim Geldverdienen für die Mitarbeiter und das Unternehmen flotte Fahrt angesagt ist, gestalten sich die sogenannten Integrationsgespräche mit Johnson Controls dagegen nicht so zügig: "Die Mühlen mahlen hier ziemlich langsam", meint der Betriebsratsvorsitzende.

Grund dafür ist, dass Johnson Controls für die Ende vergangenen Jahres vollzogene Keiper-Übernahme noch kein grünes Licht von der europäischen Kartellbehörde bekommen hat. Für die CRH-Übernahme liegt die Genehmigung schon seit Anfang Februar vor. Damit erweiterte Johnson Controls Automotive Experience, ein weltweit führendes Unternehmen in der automobilen Innenausstattungen und Elektronik, sein Sortiment im Bereich Sitzkomponenten. Insbesondere in China, Mexiko, der Türkei, Ungarn und Rumänien würden sich so neue Wachstumschancen eröffnen.

Keiper mit Sitz in Kaiserslautern und einer Dependance unter anderem im Remscheid (160 Beschäftigte) stellt vor allem Autositze her. Doch erst, wenn die Zustimmung der Kartellbehörde vorliegt, können die Gespräche für den geplanten Dreierbund konkret angegangen und umgesetzt werden. "Die Genehmigung steht kurz bevor", meint der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Remscheid/Solingen, Norbert Lux.

In der Burscheider Firmenzentrale von Johnson Controls wollte man gestern zum Stand der Dinge nichts sagen. Abwarten bis zur Genehmigung heißt es deshalb auch für den CRH-Betriebsratsvorsitzenden. Mit Blick auf Meldungen, dass Johnson Controls in seinem Wuppertaler Werk 100 Stellen streichen will, bleibt Salvatore di Gaetano jedoch gelassen: "Das ist eine ganz andere Sparte, das hat mit uns nichts zu tun." Das sieht auch Norbert Lux so.

Betriebsrat und Gewerkschaft haben zurzeit ein großes Interesse daran, die Ende 2012 auslaufende Standort- beziehungsweise Beschäftigungsgarantie für die beiden Solinger Werke in Merscheid (Firmenzentrale) und in Ohligs (Umformtechnik) um einige Jahre zu verlängern. "Das wollen wir neu verhandeln", kündigt di Gaetano an.

Die Gewerkschaft hat hier den Eindruck: "Man merkt schon, dass Johnson Controls hier blockt." Für Norbert Lux ist gleichwohl "noch viel in Bewegung" bei den Gesprächen. "Wir sind nicht blauäugig und wissen, dass durch Übernahmen Synergieeffekte entstehen. Beispielsweise im IT-Bereich oder in der Buchhaltung", meint Salvatore di Gaetano. Das könnte zu Personalveränderungen führen. Veränderungen, die aber innerhalb der Unternehmen aufgefangen werden sollen. Und für Norbert Lux ist derzeit nicht ausgeschlossen, dass in Solingen das Kompetenz- beziehungsweise Entwicklungszentrums des Dreierbundes eingerichtet wird. "Das ist noch nicht in trockenen Tüchern."

(RP)
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