Solingen Vogelsang für Birkerbad opfern

Solingen · Die Christdemokraten bringen den Vorschlag ins Spiel, dass die Stadt das Bad – selbst oder durch ihre Töchter – für bis zu zwölf Millionen Euro umbaut und einen Betreiber sucht. Im Gegenzug wird Vogelsang geschlossen.

Das Birkerbad in Bildern
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Die Christdemokraten bringen den Vorschlag ins Spiel, dass die Stadt das Bad — selbst oder durch ihre Töchter — für bis zu zwölf Millionen Euro umbaut und einen Betreiber sucht. Im Gegenzug wird Vogelsang geschlossen.

Ob die CDU mit ihrem Vorschlag baden gehen wird, die Stadt solle selber neun Millionen Euro in die Hand nehmen, dafür das Birkerbad in ein attraktives Familienbad umbauen und es dann in die Hände eines Betreibers legen? Dann, so argumentiert der sportpolitische Sprecher der CDU, Frank Schütz, könnte man auch wegen der Sparzwänge das Hallenbad Vogelsang schließen.

In einer ersten Reaktion stieß der CDU-Vorstoß beim SPD-Fraktionschef Ernst Lauterjung — wie bereits angenommen — auf wenig Gegenliebe: "Es riecht sehr danach, dass die CDU mit ihrem Vorschlag durch die Hintertür wieder das Kombi-Bad ins Gespräch bringen will." Vergangene Woche hatte der Vorsitzendes des Sportausschusses noch im Interview mit unserer Zeitung gesagt: "Wir prüfen derzeit jeden Weg und jede Chance. Es wird sehr darauf ankommen, eine geschickte Konstruktion zu finden. Wenn man beispielsweise Investor und Betreiber getrennt betrachten kann, ließen sich für den Betrieb sicherlich leistungsstarke Interessenten motivieren." Immerhin ließ Lauterjung gestern ein politisches Hintertürchen offen: "Aber natürlich werden wir gerade in der schwierigen Situation der Solinger Bäderlandschaft jede Lösungsidee sorgfältig prüfen."

Stadt soll Kredit aufnehmen

Und diese sieht laut CDU so aus: Die Stadt nimmt einen Kredit über rund neun Millionen Euro auf — jährliche Tilgung: 240 000 Euro — und baut das Bad zusammen mit den 3,2 Millionen Euro Fördergeldern in ein attraktives Familienbad mit einem oder mehren Außenbecken sowie Angeboten in den Bereichen Wellness, Sauna und Reha-Angeboten um. Gegenrechnen will sie den wegfallenden jährlichen Zuschuss für das Hallenbad Vogelsang, das Hauptargument, um die Bezirksregierung davon zu überzeugen, dass sie der Stadt den finanziellen Spielraum zur Kreditaufnahme lässt.

Schütz, der die CDU-Arbeitsgruppe, anführte, verweist auf das Positivbeispiel, dass die Stadt doch Geld vom Verkauf des Union-Stadions in den Neubau eines wegfallenden Kunstrasenplatzes stecken dürfe. Bei der Stadt will man sich noch nicht zu dem Vorschlag äußern, hieß es gestern auf Anfrage. Durch seine CDU-Fraktion war Oberbürgermeister Norbert Feith über die Stoßrichtung allerdings im Vorfeld schon gut informiert.

Und das ist der Hintergrund des Vorschlags: Das Vogelsang hat alles, was ein Hallenbad braucht: ein Becken voll mit Wasser und die entsprechenden Möglichkeiten, sich fürs Baden umzuziehen. Das war's dann aber auch schon. Attraktiv für Familien ist es nicht. Kein Wunder, hat es inzwischen doch 36 Jahre auf dem Buckel und zum Investieren hatte die Stadt nie Geld. Der 2007 ausgerechnete Investitionsstau betrug rund 2,9 Millionen Euro. Zudem ist das Bad durch seine großen Fensterfronten ein wahrer Energiefresser. Und wer zudem beim Schwimmen gehen auch Spaß haben will, fährt in die Nachbarstädte.

In all den Jahren, in denen die große Politik in Solingen noch von einem neuen Kombi-Bad träumte, wurde kaum ein Finger mehr krumm gemacht für das Vogelsang. Doch inzwischen ist das ganze Bäderkonzept der Stadt hinfällig: Solingens SPD-Oberbürgermeisterkandidat Dr. Hans-Joachim Müller-Stöver schloss im Sommer 2009 im Alleingang das Kapitel Kombi-Bad, den letzten Rest erledigte die Lebenshilfe, die im Frühjahr endgültig davon Abstand genommen hat, das Birkerbad mit den vom Land zugesagten Fördermitteln aufzupolieren.

Der Charme des Birkerbades: seine — gut mit Bus und Bahn zu erreichende — Lage im Südpark. Die Stadtwerke mit ihrem neuen Nahwärmekonzept könnten das Bad mit Energie versorgen, verdeutlichte CDU-Fraktionschef Bernd Krebs. Der aber auch weiß, dass der CDU-Vorschlag eine Lücke so einfach nicht schließen kann: Wohin mit den Schulklassen und den Vereinen. Mehr als bisher könne man das Lehrschwimmbecken am Halfeshof nutzen, ist sich Krebs sicher.

(RP)
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