Solingen Viele Sport-Baustellen in der Stadt

Solingen · Anders als viele Profi-Vereine müssen die Amateure auf den Euro schauen. Ob Frauen-Fußball, Volleyball oder Basketball – Erfolg braucht Unterstützung, doch die 400 000 Euro Pauschale für Sportstätten sind ein enges Korsett.

Anders als viele Profi-Vereine müssen die Amateure auf den Euro schauen. Ob Frauen-Fußball, Volleyball oder Basketball — Erfolg braucht Unterstützung, doch die 400 000 Euro Pauschale für Sportstätten sind ein enges Korsett.

Die gefühlte Fieberkurve beim Frauenfußballteam des SV Eintracht Solingen dürfte etwa genau so hoch sein wie bei den Profis aus München und Dortmund vor dem Championsleague-Finale. Am Sonntag, also einen Tag nach dem Herren-Gipfeltreffen im Wembley, fällt für die Frauen aus Solingen die Vorentscheidung über den Aufstieg in die Regionalliga. Das ist immerhin die dritthöchste Spielklasse. Gewinnt Tabellenführer Eintracht Solingen gegen SV Hemmerden, ist die Tür zum Aufstieg weit offen.

Anders als die Fußball-Millionäre von Wembley müssen die ebenfalls erfolgreichen Kickerinnen um Mannschaftsführerin Andrea Rohrbach-Kerl auf jeden Euro schauen. "Wir brauchen finanzielle Unterstützung. Doch nicht für uns, denn wir bekommen kein Geld, nicht mal einen Fahrkostenzuschuss", sagt Rohrbach-Kerl. Jede Spielerin zahle drauf. Die laufende Niederrheinliga-Saison wird mit einem vierstelligen Mini-Etat finanziert. Bei regelmäßigen Bittgängen werden Sponsoren und Gönner abgefragt. Oft sind es kleine Investitionen, die aber zu hohen finanziellen Hürden werden können. Gelingt der Aufstieg, braucht die Eintracht den Verbands-Auflagen gemäß überdachte Trainerbänke für den Platz an der Zietenstraße. Da wäre die Stadt als Eigentümer der Anlage gefragt. "Es gab bereits erste gute Vorgespräche", sagt die Mannschaftsführerin.

Der Freudentaumel über den Aufstieg des Bergischen HC in die Handball-Bundesliga und die spontane Zusage der Stadt, 60 000 Euro für eine neue Gegentribüne in der Klingenhalle zu reservieren, lenkt den Blick weg von weiteren Sport-Baustellen der Stadt. Und die könnten in den kommenden Jahren größer werden, bei gleichbleibenden oder eher geringer werden Finanzmitteln. Rund 400 000 Euro beträgt derzeit die Sportpauschale des Landes, aus der die gesamte Sportstätten-Unterhaltung bestritten wird.

Die wohl größte Baustelle der kommenden Jahre dürften nach Einschätzung des Sportausschuss-Vorsitzenden Ernst Lauterjung die 13 Kunstrasenplätze sein. Jeweils 100 000 Euro aus der Sportpauschale wurden 2012 und 2013 als Rücklage zur Sanierung der Rasenplätze hinterlegt, von denen die ersten vor zehn Jahren angelegt wurde. Einer davon war die Anlage des Sportrings in Höhscheid, dessen Vorsitzender Lauterjung zudem ist. Und es zeigen sich auf dem Platz bereits deutliche Abnutzungserscheinungen. "Wie auf allen anderen Kunstrasenplätzen auch", sagt Lauterjung. Rund 20 Jugend- und Seniorenteams des Vereins mit rund 450 Mitgliedern trainieren oder spielen dort. Lauterjung: "Zeitweise trainieren vier Jugendmannschaften gleichzeitig auf dem Platz." 15 bis 20 Jahre dürfte, so Lauterjung, ein Kunstrasenplatz halten, bevor die Rasendecke abgespielt ist und ausgetauscht werden muss. Horst Schulten, Stadtdienstleiter Sport, schätzt den Investionsbedarf allein für die Erneuerung des Teppichs auf den Kunstrasenplätzen auf rund drei Millionen Euro. Voraussichtlich 2018 soll damit begonnen werden.

Für das Union-Stadion haben sich Interessenten gemeldet, derzeit laufen die Gespräche. Erlöst die Stadt mindestens 1,5 Millionen Euro, kann das Geld für einen Ersatz-Kunstrasenplatz im Josefstal/ Höher Heide verwendet werden.

Die Volleyballer der TSG Solingen bezahlten 7000 Euro für eine gelbe Spielfeldgrundierung in der Halle Wittkulle selbst. Sonst wären die Verbands-Auflagen für die 2. Bundesliga nach Übertragung der Lizenzen von Bayer Leverkusen nicht erfüllt worden.

Mit einer Sondergenehmigung spielt die TSG Solingen derzeit in der Oberliga. Der Grund: Die Linien sind nach einer Maß-Änderung des Verbands nicht mehr regelkonform. Die Kosten einer Erneuerung müsste der Verein selbst tragen.

Dass das Bad saniert wird, gilt als sicher. Doch wann? Die Verwaltung hat in ihrem Wirtschaftsplan 2017 anvisiert. Doch die Ratskooperation aus SPD, Grünen, DSW und BfS drückt aufs Tempo. In der vergangenen Sportausschusssitzung wurde das Thema vertagt. Ausschussvorsitzender Lauterjung hält eine Entscheidung noch vor der Sommerpause für möglich, etwa auch in einer Sondersitzung. Ein erstes positives Signal setzte der Ausschuss bei der von den Behindertensportvereinen geforderten Erhöhung der Wassertemperatur für den Rehasport von 28 auf 30 Grad. Jährliche Kosten: 7000 Euro.

(RP/rl)
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