Solingen Viel Platz für neue Ideen in alten Hallen

Solingen · Im Rahmen des Ideenwettbewerbs für das Omega-Quartier hatten Interessenten gestern Gelegenheit, die alten Kieserling-Hallen zu besichtigen. Und konnten Ideen und Anregungen für die Entwicklung des Quartiers abgeben.

"Da war die Montage, dort die Dreherei. Auch Blechschlosser und Schweißer haben hier gearbeitet", sagt Bernhard Blase beim Blick durch die heute leere Halle 6 auf dem einstigen Kieserling-Gelände. Der heute 74-Jährige hat von 1974 bis 1998 bei Kieserling als Fräser gearbeitet - damals in Halle 6. Und er weiß noch heute genau, wer damals wo seinen Platz hatte.

In Blütezeiten beschäftigte Kieserling bis zu 1200 Mitarbeiter. Doch Kieserling ist längst Geschichte - der Solinger Maschinenbauer wurde vor Jahren von der Schumag AG übernommen. In die alten Fabrikhallen am Birkenweiher/Flurstraße/Kölner Straße eingezogen ist im November 1999 die Evertz-Gruppe. Und in jener Halle 6 war von Evertz eine Zeit lang unter anderem der Magnetbau untergebracht, der wiederum jetzt an der Prinzenstraße in Ohligs sein Domizil hat.

Einige ehemalige Kieserling-Beschäftigte, aber auch andere Interessenten nutzten gestern Mittag die erste Möglichkeit des geführten Rundgangs durch die leerstehenden Hallen. Ausgangspunkt war Halle 11, die schon oft für Chorkonzerte genutzt wurde. Derzeit ist sie von vier Planungsbüros in Beschlag genommen.

Zusammen mit den Ideen und Anregungen der Bürger sollen sie bis Donnerstagabend erste Überlegungen anstellen, wie das Gebiet des ehemaligen Omega-Werkes und der früheren Firma Kieserling & Albrecht künftig genutzt werden könnte. "Ginge es nach mir, sollte in Halle 6 wieder jemand rein, der Maschinen baut", sagt Bernhard Blase.

Doch Vorgaben gibt es für die vier erfahrenen Planungsbüros keine. "Außer, dass Einzelhandel ausgeschlossen ist und eine gewerbliche Nachnutzung Vorrang hat", sagt der Projektleiter des Kreativwettbewerbs, Carsten Zimmermann vom Büro des Oberbürgermeisters (Strategische Planung/Standortentwicklung). Und ob die Hallen stehenbleiben oder aber abgerissen werden, um für Neues Platz zu machen - dies wird sich im Laufe des Verfahrens zeigen. "Vieles ist möglich", sagt Stadtplaner Florian Ibold von Astoc Architects & Planers aus Köln. Er könnte sich ein "gemischtes urbanes Quartier" vorstellen, das hier entstehen könnte.

Doch noch ist "nicht mehr als ein Fingerzeig" bis Donnerstag zu erwarten", meint Stadtentwicklerin Miriam Macdonald. Und auch Carsten Zimmermann will sich von den Stadtplanern überraschen lassen: "Wichtig ist, dass hier ein urbanes Quartier entsteht und sich innovative Unternehmen ansiedeln."

Für Andrea Zimmermann von der Evertz-Gruppe, die gestern die erste Führung leitete, wäre beispielsweise in Halle 6 eine Indoor-Kletterhalle eine Möglichkeit. Leser unserer Zeitung könnten sich vorstellen, eine Halle zu einem Bühnentrakt umzubauen. Dort könnten zum Beispiel Solinger Musikgruppen, die Musikschule und andere Künstler auftreten. Eine professionelle Minigolf-Anlage, ein Sportinternat samt Trainingshalle für Handballer und Volleyballer mit rund 1500 Sitzplätzen - auch das ließe sich gut machen, lauteten die Kommentare auf unserer Facebook-Seite.

An drei Terminen hatten Besucher gestern die Chance, die Hallen und das Gelände in der Größenordnung von drei Hektar in Augenschein zu nehmen. Und kamen dabei wie Bernhard Blase zum Teil ins Schwelgen, als es runter in den Waschraum von Halle 5 ging. Das Ambiente der 1950er Jahre war hier noch allgegenwärtig. Fließendes kaltes und warmes Wasser kommt auch heute noch aus den Wasserhähnen. An den imposanten riesigen Waschbecken, insgesamt fünf an der Zahl, konnten sich gleichzeitig jeweils bis zu 16 bis 20 Personen reinigen. Noch vor zwei Jahren war Halle 5 Produktionsstätte der Firma Klopp. Aber auch diese Halle ist mittlerweile leer - und Bestandteile des Kreativwettbewerbs.

(uwv)
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