Solingen Verkehrsrowdy flieht in Unfallauto vor der Polizei

Solingen · Die Schilderungen der Tathergänge in der Anklageschrift erinnerten sogar den Richter "an einen schlechten Film": Wegen Gefährdung des Straßenverkehrs, Unfallflucht, Fahren ohne Führerschein sowie Körperverletzung und Urkundenfälschung muss ein 23-jähriger Solinger für insgesamt drei Jahre und zwei Monate ins Gefängnis.

Der junge Mann ist beim Solinger Amtsgericht schon länger bekannt: Sein Register verzeichnet diverse Vorstrafen, unter anderem wegen Nötigung und Diebstahl. Wegen Unfallflucht hatte er bereits den Führerschein abgeben müssen.

Er stand unter Bewährung, als er im Mai 2012 in einem gestohlenen Wagen der Polizei auffiel. Um einer Überprüfung durch die Beamten zu entgehen, raste er mit über 100 Stundenkilometern durch die Hildener Innenstadt, missachtete Überholverbote und Ampeln und rammte schließlich zwei Autos. Die Fahrer kamen mit dem Schrecken davon, der Blechschaden belief sich auf 4500 Euro. Nachdem der Angeklagte bei diesem ersten Fluchtversuch den Beamten entkommen war, ging er der Polizei einen Monat später im Zuge einer zweiten Verfolgungsjagd ins Netz: In Gräfrath versuchte er in erneut hohem Tempo, zwischen zwei Autos hindurch zu fahren.

Dabei verursachte er Schäden in Höhe von über 13 000 Euro. Eine Unfallbeteiligte erlitt einen Schock. Auch weitere Fahrten ohne Führerschein in einem Wagen ohne Versicherungsschutz legte die Staatsanwaltschaft dem jungen Mann zur Last. Bei der Zulassungsstelle soll er überdies eine gefälschte Vollmacht seiner Mutter vorgelegt haben, nachdem er bei einem Stuttgarter Autohändler einen Gebrauchtwagen für seine damalige Freundin gekauft hatte.

Ebenfalls Teil der Anklageschrift war zudem ein handgreiflicher Streit des Solingers mit seiner Mutter: Dabei soll er sie nach einer eher belanglosen Meinungsverschiedenheit gewürgt haben. Inzwischen habe er sich mit seiner Mutter ausgesprochen, beteuerte der Mann. In sein Urteil bezog das Gericht eine vom Amtsgericht Velbert verhängte Haftstrafe wegen Unfallflucht vom vergangenen Jahr mit ein. Der 23-Jährige kündigte vor Gericht an, sich selbst einer psychologischen Behandlung unterziehen zu wollen, um seine Aggressionen in den Griff zu bekommen.

Nach Angaben des Anwalts leidet der junge Mann unter dem frühen Tod seines Vaters.

(ied)
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