Aus Dem Bezirk Ohligs/Aufderhöhe/Merscheid Verhärtete Fronten am Olbo-Gelände

Solingen · Die Bezirksvertretung hat sich erneut für einen Gesamtabriss des künftigen O-Quartier-Geländes in Ohligs ausgesprochen. Derzeit stehen die Zeichen allerdings nur auf einen Teilabriss für die geplante Wohnanlage.

Irgendwann wurde es Marc Westkämper zu bunt: Der Bezirksbürgermeister (CDU) griff in die lebhafte Diskussion ein und mahnte, das beschlossene Projekt nicht zu zerreden: "Wir haben um jeden Quadratmeter gekämpft und sollten jetzt das Signal aussenden, dass wir alles so beibehalten."

Zuvor hatten die Stadtteilpolitiker aus Ohligs, Aufderhöhe und Merscheid in ihrer Sitzung parteiübergreifend verschiedene Möglichkeiten erörtert, die Investorengruppe Graf von Thun und Hohenstein Veit zum Einlenken zu bewegen.

Die will Änderungen am Zuschnitt des geplanten O-Quartiers durchsetzen, Politik und Verwaltung lehnen diese jedoch mit Verweis auf Gefahren für den Ohligser Einzelhandel ab. Und während am nördlichen Teil des Olbo-Geländes im September bereits die Abrissbagger anrollen, um im Auftrag des Bauträgers Plan 8 den Boden für mehrere hochwertige Wohnblöcke zu bereiten, bleibt der Rest der nach und nach verfallenden Fabrikanlagen nach jetzigem Stand erst einmal Brachland.

Wie die Politik die Eigentümerin zum Handeln zwingen könne, wollten mehrere Bezirksvertreter von Karl-Heinz Schmidt vom Stadtdienst Planung, Mobilität und Denkmalpflege wissen. "Da gibt es sehr wenige Möglichkeiten", gestand der Stadtdienstleiter und erinnerte daran, dass die Stadt bei den Verhandlungen mit der Investorengruppe keine Frist zu Realisierung des Vorhabens durchsetzen konnte. Eine Aufhebung des Bebauungsplans sei erst nach sieben Jahren der Nicht-Nutzung ohne Entschädigung möglich, sagte Schmidt auf entsprechende Nachfrage.

Der Ratsbeschluss zum Bebauungsplan liegt jedoch erst zwei Jahre zurück. Zweifeln innerhalb der Bezirksvertretung, ob die Eigentümerin Dr. Jeannine Gräfin von Thun und Hohenstein Veit das Einkaufszentrum überhaupt realisieren wolle, hielt der Stadtplaner entgegen, beim Hofgartencenter in der Innenstadt seien sogar drei Jahre zwischen Beschluss und Baubeginn vergangen. Marc Westkämper erteilte allen Gedankenspielen um eine mögliche Aufgabe des Vorhabens zugunsten weiterer Wohnhäuser oder anderer Nutzungen eine Absage: "Wir dürfen jetzt keine Schwäche zeigen." Vielmehr müsse der Eigentümerin die Verantwortung für die Immobilie verdeutlicht werden.

Die Gräfin hatte zwar aufgebrochene Türen und Fenster auf dem Gelände wieder verschließen und defekte Glasbausteine entfernen lassen, dennoch gibt es immer wieder unbefugte Eindringlinge. Mehrfach brannte es bereits in den früheren Fabrikhallen.

Professor Dr. Hiltrud Naßmacher (SPD) setzte ihre Hoffnung in das Engagement der Firma Plan 8, die der Investorengruppe bereits eine Beteiligung am Gesamtabriss des Geländes anbot. Der Bauträger der Wohnungen werde schließlich verhindern wollen, dass seine Bauten neben einer Ruine lägen, bekräftigte die Bezirksvertreterin.

Auf Vorschlag der stellvertretenden Bezirksbürgermeisterin Juliane Hilbricht (Grüne) bestärkte das Gremium per einstimmigem Beschluss die Verwaltung darin, auf einen Gesamtabriss der Olbo-Gebäude zu drängen.

(RP)
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