Solingen Vergewaltigung: Drücker im Juni vor Gericht

Solingen · Der Fall hatte im März für Entsetzen gesorgt. Ein erst elfjähriges Mädchen war am helligen Tag in der eigenen elterlichen Wohnung in Merscheid von einem 20-jährigen Mann vergewaltigt worden, der dem Kind zuvor offenbar auf dem Nachhauseweg aufgelauert hatte. Nun muss sich der mutmaßliche Täter vor dem Landgericht Wuppertal verantworten. Am 25. Juni beginnt vor der 4. Großen Strafkammer der Prozess gegen den 20-Jährigen, der zwei Tage nach dem Verbrechen in einer Wohnung in Duisburg festgenommen worden war.

Dabei erscheint in dem Verfahren, für das zunächst einmal zwei Verhandlungstage vorgesehen sind, der eigentliche Tathergang recht klar. Der Mann, der bei den polizeilichen Vernehmungen die Vergewaltigung des Kindes zugab, hatte in der Mittagszeit des 16. März versucht, zusammen mit anderen Straßenverkäufern vor einem Discount-Markt an der Merscheider Straße das Obdachlosen-Magazin "fifty-fifty" an den Mann zu bringen.

Drückerkolonne von Tür zu Tür

Es war einer der ersten nicht mehr ganz so kalten Tage nach dem langen Winter gewesen. Doch die meisten Kunden auf dem Discounter-Parkplatz mochten sich dennoch nicht für die Zeitschrift erwärmen – was schließlich dazu führte, dass die Verkäufer wie eine Drückerkolonne in umliegenden Wohnstraßen ausschwärmten und von Tür zu Tür gingen.

Dabei muss der 20-Jährige schließlich auf das Mädchen aufmerksam geworden sein, das gerade aus der Schule kam. Allerdings, bei Lichte betrachtet hätten der Mann und seine "Kollegen", die wie er samt und sonders aus Südosteuropa stammen, "fifty-fifty" gar nicht an den Wohnungstüren feilbieten dürfen. Ja, selbst für den Verkauf vor dem Discounter hatten die Männer nicht die notwendige Erlaubnis der Blattmacher besessen – ein Umstand, der "fifty-fifty" nach der Verhaftung des 20-Jährigen in gewisse Erklärungsnot brachte.

Denn wie sich herausstellte, waren die Verantwortlichen nicht in der Lage nachzuhalten, wer ihre Zeitschrift wo genau verkaufte. Die Gruppe des mutmaßlichen Vergewaltigers, die gemeinsam in einer kleinen Wohnung im Duisburger Norden hauste, hatte in der Zeit vor dem Verbrechen schon öfter versucht, den Anwohnern in Merscheid "fifty-fifty" anzudrehen. Und auch nach der Tat tauchten auf dem Discounter-Parkplatz wieder Verkäufer auf.

Dem mutmaßlichen Täter drohen im Falle einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Gefängnis. Das kleine Opfer des Mannes musste nach dem Verbrechen psychologisch betreut werden.

(RP)
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