Solingen US-Delegation zu Besuch im Rathaus

Solingen · Wie ist die muslimische Gemeinde politisch eingebunden? Wie steht es um die Mitgliedschaft in Parteien? Wie kann man gegen gewaltbereiten Extremismus präventiv vorgehen? Oberbürgermeister Norbert Feith (CDU) und die Integrationsbeauftragte Anne Wehkamp beantworteten die Fragen der sechsköpfigen US-amerikanischen Delegation, die gestern das Solinger Rathaus besuchte.

Das Treffen fand im Rahmen eines mehrtägigen Austauschprogramms des US-Ministeriums für innere Sicherheit statt. Das NRW-Innenministerium vermittelte den Kontakt der Reisegruppe nach Wuppertal und Solingen.

Den Schlüssel zur Bekämpfung von extremistischen Strömungen sahen Gastgeber und Besucher in der Aufklärung der Bevölkerung.

"Bei uns haben manche Leute erst vor zwölf Jahren gemerkt, dass es den Islam gibt", spitzte Ali San die Situation in seiner Wahlheimat Seattle zu und spielte dabei auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 an. Der in Ankara geborene Filmregisseur engagiert sich für die "Türkisch Amerikanische Kulturelle Vereinigung des Staates Washington". Vor allem sei es wichtig, die Vielschichtigkeit anderer Religionen zu verdeutlichen, um Vorurteilen zu begegnen, sagte Ali San. Norbert Feith und Anne Wehkamp hoben die Bedeutung des ständigen offenen Dialogs mit den muslimischen Gemeinden in der Klingenstadt hervor. Sie berichteten vom Preis des Bundesinnenministeriums, den Solingen im Jahr 2005 für besondere Integrationsleistungen, zum Beispiel im Hinblick auf Bürgerbeteiligung und Sprachförderung, erhalten hatte. "Wir müssen Schritt für Schritt voran gehen, um die Potenziale der Zuwanderer noch besser zur Geltung zu bringen", sagte die Integrationsbeauftragte.

Im Hinblick auf die Auseinandersetzung mit den fundamentalistischen Salafisten stellten die Solinger Gesprächspartner die "Gemeinsame Erklärung für Demokratie und Freiheit" vor, die Solinger Bürger, Kulturverbände und Vereine unterzeichnet hatten. In Solingen, so erklärte Wehkamp den Gästen, hätte mittlerweile 30 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund.

Vor allem über Erfolge in der Integration müsse man immer wieder sprechen, sagte Dr. Mohammed Zaher Sahloul aus Chicago. Gerade nach den Terroranschlägen 2001 habe der Bürgermeister der Stadt den Blick der Bevölkerung auf die Errungenschaften der muslimischen Einwanderer gelenkt, um so gefährlichen Pauschalurteilen zuvor zu kommen. "Jeder fünfte Arzt in Chicago ist Moslem", berichtete Sahloul. Auch wenn wenig Zeit blieb, um thematisch in die Tiefe zu gehen, zeigte sich die amerikanische Delegation nach dem eineinhalbstündigen Austausch beeindruckt von den Solinger Integrationsbemühungen und begab sich auf die Weiterreise nach Hamburg.

(RP/rl)
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