Ticket-App „mobil.nrw“ Die Kniffe im Tarif-Dschungel

Solingen · Nach der neuen Bahn-App „mobil.nrw“ geht es etwa von Düsseldorf oder Wuppertal aus billiger nach Opladen als nach Solingen.

 Die seit dieser Woche verfügbare App „mobil.nrw“ der Bahn zeigt Fahrpläne (wie auf dem Bild für Langenfeld) und Tickets aller vier Verkehrsverbünde in NRW an. Allerdings gibt es bei Fahrten über die Verbundgrenzen zwischen VRR und VRS eine teils kuriose Preisgestaltung.

Die seit dieser Woche verfügbare App „mobil.nrw“ der Bahn zeigt Fahrpläne (wie auf dem Bild für Langenfeld) und Tickets aller vier Verkehrsverbünde in NRW an. Allerdings gibt es bei Fahrten über die Verbundgrenzen zwischen VRR und VRS eine teils kuriose Preisgestaltung.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Idee klingt eigentlich schlüssig und kundenfreundlich: Wer mit Bahn oder Bus in einen angrenzenden Verkehrsverbund reisen und das Ticket auf seinem Smartphone lösen will, musste bislang mehrere Apps installieren. Damit ist nun Schluss: Die Deutsche Bahn stellte zur Vereinfachung ihren DB-NRW-Navigator zur Verfügung.

Doch diese neue App „mobil.nrw“ zeigt kuriose Preise an, wie Bahnkunden festgestellt haben, die mit den Kniffen des Tarif-Sschungels vertraut sind. Ein Beispiel: Von Düsseldorf aus ist es günstiger, ein Handyticket nach Opladen zu lösen als nur nach Solingen – obwohl der Hauptbahnhof in Ohligs auf derselben Strecke und ohne weiteren Umstieg näher an Düsseldorf liegt. Und das liegt am Übertritt zwischen den beiden Verkehrsverbünden Rhein-Ruhr (VRR) und Rhein-Sieg (VRS).

Tatsächlich zeigt der Blick auf die mobil.nrw-App: Die Einzelfahrt mit der S-Bahn 1 vom Hauptbahnhof Düsseldorf aus kostet zum Solinger Hauptbahnhof per Handy sechs Euro, nach Opladen indes 4,77 Euro. Natürlich gelten die Preise auch für die Gegenrichtung. So ergibt sich eine kostenmindernde Möglichkeit: Wer in Solingen einsteigt, bucht beispielsweise online eine Fahrt ab Opladen aus dem VRS-Gebiet nach Düsseldorf. Die Variante, mit Leichlingen den ersten Haltepunkt im VRS-Gebiet als Start / Ziel zu wählen, funktioniert indes nicht.

Die gleiche Rechnung gilt im Übrigen auch bei Fahrten mit dem Regional Express 7 oder der Regionalbahn 48 zwischen Solingen und Wuppertal. Auch hier kostet ein VRR-Einzelticket der Preisstufe B sechs Euro, ein VRS-Ticket von / nach Opladen besagte
4,77 Euro.

Eine Bahnsprecherin räumte auf Anfrage Ungereimtheiten dieser Art ein. „Die Tarifgestaltung obliegt den insgesamt vier Verkehrsverbünden in NRW, nicht der Bahn.“ Die mobil.nrw-App ermögliche es den Kunden, auf alle Fahrpläne und Tickets zuzugreifen. Doch die uneinheitlichen Ticketpreise führten über die Verbundgrenzen hinweg dazu, dass der günstigste Tarif über die App nicht klar zu erkennen sei.

So lässt sich für gelegentliche Fahrten von Wuppertal nach Köln durch eine Stückelung Geld sparen. Das Einzelticket per Handy kostet 10,71 Euro. Wer indes für die genannte Fahrt nach Opladen
4,77 Euro gezahlt hat und dann im Zug rechtzeitig ein Ticket für die Strecke im VRS von Opladen nach Köln für 3,60 Euro löst, spart bei solch einem Einzelticket 2,34 Euro. Diese Preise gelten nur für Nahverkehr (nicht IC / ICE).

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst hatte bei der Vorstellung der mobil.nrw-App vergangene Woche betont, der ÖPNV werde nun konsequent aus Kundensicht gedacht. Der Ticketkauf scheitere nicht mehr an Verbundgrenzen. Und Detlef Neuß vom Fahrgastverband Pro Bahn NRW lobt insbesondere die Bedienerfreundlichkeit. „Ich muss kein Tarifexperte sein, um den günstigsten verbundübergreifenden Tarif herauszubekommen.“ Offensichtlich doch, meinen Bahnkunden mit Blick auf die genannten Beispiele. Die App macht den Tarif-Dschungel keineswegs einfacher – außer man bezahlt den angegebenen und damit meist höheren Preis.

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