Solingen Unterstützung an der griechischen Küste

Solingen · Zwei Wochen war SPD-Ratsfrau Ioanna Zacharaki mit ihrer Familie auf der Insel Lesbos, um Flüchtlingen zu helfen. Über das Diakonische Werk hatte sie mehr als 115 000 Euro Spenden gesammelt.

 Flüchtlinge in einem viel zu kleinen Schlauchboot, das zu kentern droht: Auch an der Küste der griechischen Insel Lesbos ereignen sich solche Szenen.

Flüchtlinge in einem viel zu kleinen Schlauchboot, das zu kentern droht: Auch an der Küste der griechischen Insel Lesbos ereignen sich solche Szenen.

Foto: AP

Es sind Bilder, die sich in den Köpfen von Ioanna Zacharaki, Ehemann Konstantin Eleftheriadis und ihren beiden Töchtern eingebrannt haben: Bilder von Menschen, die in Schlauchbooten an der Küste der griechischen Insel Lesbos ankommen; Bilder hunderter Schlauchboote, am Strand zurückgelassen, die den Hauch einer Idee des Ausmaßes der Katastrophe zulassen, die sich dort gerade abspielt; Bilder von Menschen, die sich, gerade angekommen, zu Fuß auf den Weg zum 65 Kilometer entfernten Hafen machen, um von dort aus weiter zu reisen; Bilder aber auch von Touristen, die eigentlich die schönste Zeit des Jahres auf der Insel verbringen wollten, und nun zu Helfern werden; Bilder von Einheimischen, die die Flüchtlinge unterstützen.

Zwei Wochen waren Ioanna Zacharaki, SPD-Ratsfrau und Referentin für Integration und Interkulturalität bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, und ihr Ehemann, der auf Lesbos geboren wurde und bei der Integrationsagentur des Diakonischen Werkes Solingen arbeitet, Ende August vor Ort. 40 000 Menschen sind alleine im August auf der Insel angekommen. "Die Scheitelwelle ist noch lange nicht erreicht. Der Großteil der Flüchtlinge ist noch nicht hier bei uns, sondern noch auf dem Weg. Politik und Gesellschaft sind herausgefordert, diese humanitäre Katastrophe zu bewältigen", so Zacharaki. Sie und ihr Ehemann haben geholfen, wo es ging: Haben Wasser und Brot verteilt, kleine Zelte organisiert, haben die Menschen willkommen geheißen, ihnen mit dem Nötigsten geholfen, Gespräche gesucht mit Bürgermeistern, Offiziellen, mit Organisationen und Initiativen. Bereits vor ihrer Abreise hatten sie in der Klingenstadt Geld gesammelt und, unter anderem durch die Unterstützung von privaten Spendern und Kollegen bei der Diakonie, durch Gelder von der UNO-Flüchtlingshilfe, die das Diakonische Werk Solingen beantragt hatte, und eine Spende von 100 000 Euro der Reinhold-Keppler-Stiftung, insgesamt 115 260 Euro zusammenbekommen.

Hilfe, die dringend benötigt wird, denn es fehlt auf Lesbos, wo derzeit täglich bis zu 9000 Flüchtlinge ankommen, an allem: An Wasser und Essen genauso wie an Zelten und Transportmöglichkeiten, damit die Menschen sich nicht zu Fuß auf den Weg zum Hafen machen müssen.

"Wir konnten den Polizeipräsidenten überzeugen, dass Flüchtlinge auch mit Tourismusbussen transportiert werden durften, denn das war eigentlich verboten", erzählt Zacharaki, einen Teil der Spenden hätten sie in Transporte investiert. Es fehlt aber auch, und da zeigt sich die Wirtschaftskrise, in der das Land nach wie vor steckt, überall an Personal bei den Behörden. "Manche warten Tage auf ihre Registrierung", sagt Eleftheriadis. Die Bedingungen seien schlecht, die Flüchtlinge campierten überall, die hygienischen Bedingungen miserabel. Die Sorge des Solinger Ehepaars, dass die Stimmung gegenüber den Flüchtlingen, die derzeit noch hilfsbereit sei, kippen könnte, ist groß. "Langsam kommen alle an ihre Grenzen."

Ohne Ehrenamtler und eine Reihe von Initiativen, mit denen Zacharaki und Eleftheriadis zusammenarbeiten, ginge auf Lesbos nichts. Auch die Solinger werden schon im Oktober wieder hinreisen. "Jetzt ist Menschlichkeit gefragt, Grenzen spielen keine Rolle, und es spielt auch keine Rolle, ob man hier hilft oder da. Wir haben das Engagement hier und auf Lesbos erlebt und es ist sehr berührend zu sehen, wie viele Menschen helfen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort