Solingen Unternehmen suchen noch Nachwuchs

Solingen · Der doppelte Abiturjahrgang führte zu keinem Verdrängungswettbewerb auf dem Ausbildungsmarkt. Die Zahl der Bewerber ging ebenso zurück wie das Angebot an Lehrstellen.

 Noch knapp 200 Lehrstellen sind derzeit nicht besetzt.

Noch knapp 200 Lehrstellen sind derzeit nicht besetzt.

Foto: dpa (Archiv)

Der Solinger Lehrstellenmarkt ist kurz vor dem Start am 1. September alles andere als entspannt: Immer noch suchen über 400 Jugendliche einen Ausbildungsplatz, knapp 200 Lehrstellen sind noch nicht besetzt. "Es ist aber alles noch im Fluss, kein Bewerber sollte den Kopf in den Sand stecken", sagt Carmen Bartl-Zorn, bei der bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK) zuständig für Aus- und Weiterbildung.

Immerhin konnte die Kammer über ihre Lehrstellenbörse das Angebot von 70 nicht besetzten Lehrstellen auf 30 abschmelzen. "Wir bringen Bewerber und Betriebe zusammen", sagt Bartl-Zorn. Noch bis Ende dieses Monats hat die IHK zudem ihre Ausbildungshotline (0202/2490 832 - 833), um Angebot und Nachfrage auszugleichen. "Aktuell hat uns ein Solinger Unternehmen noch eine Lehrstelle für einen Zerspanungsmechaniker angeboten. Wer hier eine Ausbildung anstrebt, sollte sich bei uns melden."

653 Ausbildungsplätze haben Solinger Unternehmen seit dem 1. Oktober vergangenen Jahres gemeldet, knapp 20 weniger als im Vorjahr. Auch die Zahl der Bewerber ging um rund 100 auf 1340 zurück. "Die Befürchtung, dass durch den doppelten Abiturjahrgang mehr Bewerber nach einer betrieblichen Lehre Ausschau halten, ist demnach nicht eingetreten", sagt der Sprecher der Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal, Timo Psotta, und ergänzt mit Blick auf Haupt- oder Realschüler: "Es hat somit kein Verdrängungswettbewerb stattgefunden. Viele Abiturienten ziehen offenbar ein Studium vor."

Aber nicht nur Psotta fragt sich, wo die Abiturienten abgeblieben sind. Auch Carmen Bartl-Zorn: "Wir haben lediglich nach den Prüfungen einen höheren Anteil von Abiturienten verzeichnet, die sich für eine betriebliche Ausbildung interessierten. Aber bei weitem nicht so viele, wie wir eigentlich gerechnet haben." Ein Auslandsaufenthalt, ein Sabbatjahr oder ein Engagement im Bundesfreiwilligendienst können neben der Aufnahme eines Studiums Ursachen dafür sein, dass längst nicht so viele Abiturienten auf den Ausbildungsmarkt strömten. "Selbst die Bergische Universität Wuppertal hat kaum zusätzliche Anmeldungen verzeichnet", berichtet die IHK-Mitarbeiterin und prognostiziert deshalb: "Das Potenzial des doppelten Abiturjahrgangs wird uns vermutlich noch zwei bis drei Jahre beschäftigen."

415 Jugendliche suchten Ende Juli noch eine Ausbildungsstelle. Auf der anderen Seite hatte die Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal noch 196 nicht besetzte Lehrstellen.

Gesucht werden beispielsweise noch Auszubildende als Elektroniker (Energie und Gebäudetechnik), Kaufleute (Versicherungen und Finanzen), Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer und Friseure. Aber auch Teilezurichter oder Automatenfachkräfte. "Es gibt noch eine Reihe interessanter Ausbildungsplätze", sagt Timo Psotta. Er appelliert an die Jugendlichen, über den Wunschberuf hinaus auch Alternativen zu berücksichtigen. Unterstützung gibt es hier von der Arbeitsagentur: "Im September bieten wir überdies eine Nachvermittlungsaktion an."

(RP)
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